Umzugspläne

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Florian fuhr los, doch kurz hinter dem Ortsschild hielt er am Straßenrand und stellte den Motor aus. Er ließ seinen Kopf auf das Lenkrad sinken und atmete tief durch. Seine Hände zitterten. Das war alles andere als gut gelaufen. Am liebsten würde er jetzt mit Xabi reden, doch der war in Berlin. Was sollte er nun tun? Er wollte jetzt nicht allein sein.

Nachdem er sich wieder einigermaßen gefangen hatte zog er sein Handy hervor und suchte in seinen Kontakten nach Xabis Adresse, die er ihm gegeben hatte. Auch wenn Xabi nicht da war, Steven war es bestimmt. Vielleicht konnte er mit ihm reden. Er gab die Adresse in sein Navi ein, dann fuhr er weiter.

Überrascht sah Steven Florian an, nachdem er die Tür geöffnet hatte. „Hey, was machst du denn hier? Komm rein." Besorgt sah er in Florians verheultes Gesicht. „Ist alles in Ordnung?"

Florian folgte ihm in die Wohnung und ließ sich auf das Sofa fallen. Der Fernseher lief und zeigte das Spiel Union Berlin gegen Bayer Leverkusen. Es stand 1:1. „Wer hat das Tor geschossen?" fragte er.

„Xhaka, 23. Minute", antwortete Steven. „Zwei Minuten nach dem Führungstor für Union." Er griff nach der Fernbedienung und stellte den Ton ab, dann setzte er sich neben ihn. „Was ist passiert?"

Florian atmete tief durch. „Ich war gerade bei meinen Eltern", sagte er, „und habe ihnen von der Schwangerschaft erzählt. Mein Vater war außer sich."

„Oh." Betroffen sah Steven ihn an. „Das tut mir leid."

„Meine Mutter hat sich sogar etwas gefreut", fuhr er fort, „aber mein Vater findet, ich würde meine Karriere wegwerfen." Ängstlich sah er Steven an. „Nachdem ich gesagt hatte, dass es in Liverpool passiert ist, dachte mein Vater direkt Xabi sei der Vater. Weil ich damals erzählt hatte, dass ich mit ihm in einer Wohnung festsitze. Daraufhin ist er so ausgeflippt, dass ich richtig Angst bekam. Er wollte ihn anzeigen, weil er dachte, dass er mich verführt hätte. Er wollte ihn feuern lassen." Mit zitternden Händen wischte er sich die Tränen aus den Augenwinkeln. „Deshalb habe ich behauptet, das Kind sei von einem Engländer, den ich in Liverpool kennengelernt habe", fuhr er fort. „Um Xabi zu schützen."

Steven nickte und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Ist schon gut. Immerhin stimmt das ja auch. Möglicherweise."

„Ich habe deinen Namen nicht genannt." Florian starrte zum Fernseher, wo Xabi gerade zu sehen war. „Aber ich weiß nicht, ob sie lockerlassen werden."

Steven seufzte. Er stand auf und holte ihm ein Glas Wasser. „Wenn du möchtest, kannst du ihnen meinen Namen sagen. Es stimmt schon, es wäre fatal, wenn herauskäme, dass Xabi Sex mit dir hatte. Zwar seid ihr beide erwachsen, aber er ist immer noch dein Trainer. Bei mir wäre es nicht ganz so schlimm."

Florian trank einen Schluck. „Ich hoffe nur, dass er sich wieder beruhigt." Er sah zum Fernseher, wo der Schiedsrichter gerade zur Halbzeit pfiff. Seufzend lehnte er sich zurück, dann sah er sich im Zimmer um. Es war hell und freundlich, aber nicht sehr groß. Und hier sollte er einziehen? „Sag mal... wie viele Zimmer hat die Wohnung denn?" fragte er.

„Drei."

„Ist ja nicht ganz so viel für uns alle. Vor allem, wenn das Baby da ist."

Steven nickte heftig. „Ich weiß. Und deshalb haben Xabi und ich beschlossen, dass wir uns was größeres suchen. Ich habe in den letzten Tagen auch schon einige Häuser in die engere Auswahl genommen. Moment." Er holte seinen Laptop und öffnete ein paar Seiten. „Hier, ich habe ein paar tolle Häuser in der Umgebung gefunden. Wenn sie euch auch gefallen, würde ich Besichtigungstermine vereinbaren."

Überrascht sah Florian auf die Angebote. Wow, da waren wirklich tolle Immobilien dabei. Doch als er die Preise sah, musste er schlucken. Okay, sie konnten sie sich leisten, aber Florian hatte noch nie so viel Geld ausgegeben. Selbst sein Auto hatte nur 30.000 Euro gekostet. Trotzdem, es waren tolle Häuser dabei. Mit großen Gärten und viel Platz.

„Das da gefällt mir", sagte er und deutete auf ein Haus mit großem Garten. „Das würde ich mir gerne mal ansehen."

Steven nickte. „Das gefällt mir auch am besten. Ich werde auf jeden Fall mal mit dem Makler reden."

Sie sahen sich noch mehrere Angebote an, dann sahen sie sich die zweite Halbzeit des Spiels an, das Leverkusen mit 3:1 gewann. Anschließend aßen sie noch gemeinsam zu Abend. Florian war froh darüber, dass er hergekommen war. Mit Steven über alles zu reden hatte ihm gutgetan. Er freute sich inzwischen sogar schon richtig darauf mit ihm und Xabi zusammenzuziehen. Und ganz ehrlich: so ein bisschen freute er sich sogar auf das Baby.

Gegen 21 Uhr fuhr Florian schließlich nach Hause und legte sich direkt ins Bett. Er fühlte sich erschöpft und plötzlich sehr einsam. Je schneller sie umziehen würden, umso besser.

***

Vier Tage später ging Fernando Carro gerade vom Parkplatz zum rückwärtigen Eingang der BayArena, als sein Blick auf den Trainingsplatz daneben fiel. Er stutzte, sah genauer hin. Was zum...? In diesem Moment kam ihm Simon Rolfes entgegen.

„He, Simon, eine Frage. Warum läuft da Steven Gerrard über unseren Trainingsplatz?"

Simon sah ebenfalls hinüber. „Er war schon ein paarmal da", sagte er. „Soviel ich weiß, ist er mit Xabi gekommen."

Carro runzelte die Stirn. „Ich nehme mal nicht an, dass er die Schwangerschaftsvertretung für Wirtz ist, oder?" Er lachte über seinen eigenen Scherz, dann wurde er wieder ernst. „Mal ernsthaft, was macht er hier?"

Simon hob die Schultern. „Keine Ahnung." Er ging weiter.

Carro sah Gerrard noch eine Weile zu, der hochkonzentriert trainierte, dann ging er weiter zu seinem Büro.

Als Xabi am Abend aus seinem Büro kam, wo er noch einiges an Schreibkram aufgearbeitet hatte, fing ihn Carro im Flur ab. „Hallo Xabi. Fertig für heute?"

Xabi nickte. „Ja. Die Vorbereitungen für Sonntag laufen gut."

Carro nickte. „Prima. Sag mal, mir ist aufgefallen, dass Steven Gerrard hier öfters mal trainiert. Hast du ihn mitgebracht?"

Xabi nickte. „Ja. Wieso, ist das nicht in Ordnung?"

„Doch natürlich, ich habe mich nur darüber gewundert. Mal ehrlich, was macht Gerrard in Leverkusen?" Fragend sah er Xabi an.

Xabi sah ihm direkt in die Augen. „Er ist mein Partner und wohnt seit einiger Zeit bei mir. Wir sind zusammen."

Fernando Carro sah ihn überrascht an. „Ah, ach so. Das wusste ich nicht." Peinlich berührt überlegte er, was er dazu sagen könnte. „Äh, tja, na dann... dann kann er hier natürlich so oft trainieren, wie er möchte." Er räusperte sich. „In Ordnung, dann... bis morgen."

„Bis morgen." Xabi sah ihm noch nach, wie er den Flur entlangging und schließlich um eine Ecke verschwand, dann schlich sich ein Grinsen in sein Gesicht. Na also, das war doch gar nicht so schwer gewesen. Bisher hatte er außer Florian noch niemandem von ihrer Beziehung erzählt gehabt und jetzt war er froh darüber, es endlich getan zu haben. Er wollte sich nicht länger verstecken. Zufrieden ging er in die Tiefgarage hinunter und machte sich auf den Heimweg.

Carro stand inzwischen am Fenster in seinem Büro und sah nach draußen, wo Xabis Auto gerade das Gelände verließ. Er seufzte. Erst Wirtz, dann Alonso – wenn das so weiterging, würden sie das Stadion noch in GayArena umbenennen müssen.

***


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Das Geheimnis von Xabi AlonsoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt