Der Umzug

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Nach den ersten schrecklichen Wochen seiner Schwangerschaft ging es Florian endlich immer besser, je weiter sie voranschritt. Er hatte mit Xabi und Steven verschiedene Häuser besichtigt, bis sie sich schließlich für ein großes Haus mit Garten am Rande der Stadt entschieden hatten. Aufgeregt kündigte er seine bisherige Wohnung, packte seine Sachen und ließ alles in sein neues Zuhause bringen, das frisch renoviert auf den Einzug seiner neuen Bewohner wartete. Auch Xabi und Steven brachten ihre Sachen und sie richteten sich ein.

Natürlich hatte Florian seinen Zustand nicht für immer vor der Öffentlichkeit verbergen können. Nachdem Xabi bei den Pressekonferenzen immer und immer wieder nach ihm gefragt worden war, und er immer nur geantwortet hatte, Flo könne zur Zeit nicht trainieren, veröffentlichte der Verein schließlich ein Statement, in dem kurz und knapp verkündet wurde, dass Florian Wirtz aufgrund einer Schwangerschaft bis voraussichtlich Anfang des kommenden Jahres ausfallen würde. Daraufhin gab es natürlich einen riesigen Wirbel in der Presse, und Florian war froh, dass er sich in ihrem neuen Haus vor der Öffentlichkeit verstecken konnte. Natürlich fuhr er trotzdem noch mehrmals die Woche zum Training, machte leichte Fitnessübungen und sah seinen Teamkollegen beim Trainieren zu, doch seine neugewonnene Selbstsicherheit hatte vorübergehend doch einen Knick bekommen.

Mit seinem Vater hatte er seit seinem letzten Besuch nicht mehr gesprochen, allerdings telefonierte er regelmäßig mit seiner Mutter und hielt sie auf dem Laufenden, was die Schwangerschaft anging. Über seinen Umzug hatte er ihr noch nichts erzählt.

Eines Nachts lag er in seinem Bett und konnte nicht einschlafen. Er hatte den Fehler gemacht im Internet zu surfen, und natürlich war er auf den falschen Seiten gelandet. Überall wurde über ihn geredet, und die Kommentare waren nicht immer positiv. Viele verkündeten das Ende seiner Karriere. Er würde in der Versenkung verschwinden noch bevor er irgendetwas großes erreicht hatte.

Bedrückt drehte er sich auf die Seite und sah zum Fenster, hinter dem der Mond als schmale Sichel zu sehen war. Er fühlte sich so richtig mies. Außerdem tat sein Rücken weh. In den letzten Wochen war sein Bauch gewachsen und er fand es immer schwieriger eine bequeme Schlafposition zu finden.

Irgendwann gab er es auf und verließ das Bett. Leise tappte er im Dunkeln aus dem Zimmer und hinüber ins Bad. Er benutzte die Toilette, dann trat er wieder auf den Flur. Unter der Tür von Xabis und Stevens Schlafzimmer fiel ein Lichtstrahl, sie schienen noch wach zu sein. Florian zögerte kurz, dann ging er hinüber und klopfte zögerlich an.

„Ja?"

Florian öffnete die Tür einen Spalt und sah hinein, wo die beiden nebeneinander im Bett lagen. Steven las in einem Buch, Xabi hatte sein Handy in der Hand. Beide sahen zu ihm hinüber. „Hi", sagte er und trat einen Schritt näher.

„Hey", sagte Steven. „Was ist los?"

„Ich kann nicht einschlafen", sagte Florian und fühlte sich im selben Moment wie ein quengelndes Kleinkind. Er seufzte. „Mich macht diese ganze Situation gerade echt fertig."

Xabi legte sein Handy auf den Nachttisch. „Möchtest du bei uns schlafen?" fragte er.

Florians Herz schlug schneller. „Ja."

„Dann komm her." Steven deutete neben sich. Schnell lief Florian zu ihnen und legte sich in die Mitte. Steven gab ihm einen Teil der Decke ab.

„Danke." Zufrieden kuschelte er sich unter die Decke.

„Was macht dich denn so fertig?" erkundigte sich Xabi.

„Naja, dass jetzt alle über mich Bescheid wissen", antwortete er. „Nicht nur das mit der Schwangerschaft, auch, dass ich auf Männer stehe."

Das Geheimnis von Xabi AlonsoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt