Kapitel 5

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Du liest jetzt aus Kazukos Perspektive

Der nächste Morgen war ruhig, abgesehen von Muichiros leisen Atemzügen, die den Raum füllten. Er schlief noch tief und fest, während ich mich still fertig machte. Es fühlte sich fast surreal an, wieder hier zu sein, nach so vielen Jahren. Ich hatte geglaubt, dass ich nie zurückkehren würde – zumindest nicht als dieselbe Person. Doch Muichiro... er hatte mich immer an etwas erinnert, das ich verloren glaubte. Ein Teil von mir selbst.

Als er schließlich erwachte, sah er mich mit einem schläfrigen Lächeln an, das mich an unsere unbeschwerten Tage erinnerte. "Guten Morgen, Kazuko," murmelte er und setzte sich langsam auf.

„Morgen, Schlafmütze", neckte ich ihn und grinste. „Bist du bereit, den anderen gegenüberzutreten?"

Er nickte und stand auf. Es dauerte nicht lange, bis wir uns auf den Weg machten. Mein Herz raste ein wenig, als wir uns dem Hauptquartier näherten. Was würden die anderen sagen? Würden sie mich noch erkennen? Es war so viel Zeit vergangen, und auch ich hatte mich verändert.

Die erste Säule, der wir begegneten, war ausgerechnet Obanai. Ausgerechnet er. Natürlich.

Ich sah ihn bereits aus der Ferne, sein unverwechselbares, ernstes Gesicht mit der Maske, die wie immer einen Teil seines Mundes verdeckte. Er stand mit verschränkten Armen und sprach mit jemandem, doch als er uns bemerkte – nein, als er MICH bemerkte – verharrte er mitten im Satz. Seine Augen weiteten sich, und in einem Bruchteil einer Sekunde war er vor mir.

„Kazuko...", flüsterte er, als könnte er nicht glauben, was er sah. Seine Hände griffen fest nach meinen Schultern, und bevor ich etwas sagen konnte, zog er mich in eine so feste Umarmung, dass mir fast die Luft wegblieb.

„Du... du lebst!" Seine Stimme zitterte, und ich spürte, wie sich sein Griff noch verstärkte. „Du verdammte Idiotin! Wo warst du all die Jahre?!"

Bevor ich antworten konnte, löste er sich abrupt von mir und schlug mir mehrmals leicht auf den Kopf – wie er es immer getan hatte, wenn ich Mist gebaut hatte.

„Autsch, Obanai!" Ich hielt mir den Kopf und grinste, konnte mir das Lachen aber nicht verkneifen. „Hör auf damit! Ich bin keine kleine Schülerin mehr."

„Ach wirklich?" Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich streng an, aber ich konnte die Erleichterung in seinen Augen sehen. „Du verschwindest spurlos, ohne irgendein Zeichen, ob du noch am Leben bist, und jetzt tauchst du einfach auf, als wäre nichts gewesen?"

Ich seufzte und sah ihn an. „Es ist kompliziert, Obanai. Ich musste weg, das weißt du. Aber jetzt bin ich zurück."

Er schnaubte und wandte sich kurz ab, als müsse er seine Gefühle in den Griff bekommen. „Du hast allen Sorgen gemacht, Kazuko. Besonders mir."

Seine Worte trafen mich tiefer, als ich es erwartet hatte. Obanai war nie jemand gewesen, der offen über seine Gefühle sprach, aber ich wusste, dass ihm viel an mir lag. Ich war seine Schülerin gewesen, und zwischen uns bestand eine besondere Bindung, die nur wir verstanden.

„Ich weiß", sagte ich leise. „Es tut mir leid. Ich habe viel zu erklären, aber jetzt... jetzt bin ich bereit, wieder für euch alle da zu sein."

Obanai sah mich lange an, dann nickte er langsam. „Das hoffe ich, Kazuko. Denn wir brauchen dich. Die Dämonen werden immer gefährlicher. Und ehrlich gesagt... ich habe es satt, dich zu vermissen."

Sein letzter Satz ließ mich stocken, aber bevor ich darauf reagieren konnte, stand Muichiro plötzlich neben mir. „Obanai, genug jetzt", sagte er ruhig, aber bestimmt. „Sie ist hier. Das ist alles, was zählt."

I wait for the day you find me [Muichiro FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt