Kapitel 39

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Leicht lächelnd öffnet die blonde Frau adrett gestylt die Wohnungstür. “Hey Schatz schön, dass du endlich hier bist, ich hab dich vermisst." begrüßt Isabelle Yannick freudig. Auch Simone begrüßt den Sanitäter und reicht ihm einen Kaffee, alle setzen sich an den Esstisch, nur Chiara liegt schlafend auf dem Sofa. “Wie geht es ihr?” fragt Yannick in die Runde. Simone wendet sich ihm zu und antwortet: “Sie ist vollkommen überfordert mit der Situation, aber ich denke, es ist gut, dass Isabelle und ich hier sind zur Unterstützung.” Isabelle erkennt an Yannicks Gesichtsausdruck, dass irgendwas nicht stimmt. "Schatz, was ist los?” “Dir liegt doch was auf der Seele.” fragt Isabelle. “Ich weiß nicht, was ich glauben soll und schon gar nicht, wem ich glauben kann.” “Meine Schwester ist schwer verletzt und sie sagt, dass es Ava war, die sie die Treppe heruntergestoßen hat.” “Ich kann mir nicht ansatzweise vorstellen, dass Ava zu sowas fähig wäre.” “Ich war so wütend, als ich Ina verletzt im Krankenhaus gesehen habe, ich dachte erst, ein Fremder hätte sie angegriffen." “So wie es Ina erzählt hat, bin ich mir nicht sicher, ob sie die Wahrheit gesagt hat.” erklärt Yannick recht bewegt. Simone ist die Erste, die sich dazu äußert: "Das ist alles so unfassbar.”“Es war erst nicht ganz klar, wer Ava angezeigt hatte, doch die Aussage von deiner Schwester, euch gegenüber und somit auch bei der Polizei, ist absolut indiskutabel.” “Was will Frau Ziegler nur damit bezwecken?” “Sie will mich zurück!” äußert sich Chiara bedrückt. Alle Köpfe wenden sich der Eisdiva zu und deren Verwunderung über diese Aussage ist deutlich in ihren Gesichtern abzulesen. Chiara spricht weiter: “Immer wieder hat sie es gegenüber Ava und mir auch gesagt oder schriftlich geäußert.” “Ich weiß gar nicht, wie oft ich es klar gemacht habe, dass das nie passieren wird.” “Ava ist meine Frau, meine große Liebe und daran ändert eine Ina Ziegler absolut nichts!” “Und was willst du jetzt unternehmen, dieses kleine Biest scheint ja nicht aufgeben zu wollen." “Das ist doch alles Mist.” “Aber wenn es darum geht, unfair zu handeln, wird sie in mir ihre Meisterin finden." “Wir alle zusammen werden Ina in ihre Schranken weisen”. teilt Isabelle in ihrer ganz eigenen Art mit. “Isabelle!” “Ina ist meine Schwester und ich werde nicht zulassen, dass du ihr schlimm mitspielen wirst.” “Es werden hier keine Intrigen gegenüber Ina geschmiedet.” macht Yannick allen sehr deutlich klar. Mit einem Verdrehen der Augen lässt Isabelle wissen, dass sie damit nicht wirklich zufrieden ist. “Ich muss mit Ina sprechen.” “Yannick würdest mich bitte hinfahren?” "Chiara, ich bin nicht davon überzeugt, dass das eine gute Idee ist, nachher fühlt sich Frau Ziegler noch provoziert und wie die Polizei das finden wird, daran möchte ich nicht mal denken.” widerspricht Simone dem Wunsch von Chiara. “Ich muss doch irgendwie versuchen, Ina davon zu überzeugen, dass sie vollkommen falsch handelt." “Wegen ihr ist Ava im Gefängnis und das ertrage ich einfach nicht.” versucht Chiara leicht verzweifelt, ihr Vorhaben zu erklären. “Kilian holt doch Ava da raus und sie wird heute schon wieder bei dir sein.” erwidert Isabelle. “Und was, wenn nicht?” stellt Chiara die eine Frage in den Raum, die niemand sich wirklich eingestehen will, dass das ein möglicher Ausgang der Handlung von Ina sein könnte.

“Sie haben Frau Ziegler vor einigen Monaten schon einmal angegriffen und dafür gibt es auch viele Zeugen, unter den damaligen Gästen und auch vom Personal.” “Frau Grothe, Sie können sich einfach nicht zügeln, wenn es um Frau Ziegler geht.” “Man teilte mir mit, dass nur das Einschreiten ihrer Frau Schlimmeres verhindert hat.” konfrontiert PHK Müller Ava mit der Aussage. “Auch damals hat sie mich provoziert.” erklärt Ava immer verzweifelter.
Chiara wusste vom Stationspfleger, dass noch die Familie von Ina bei ihr war und sie wollte weder Lucie noch Henning begegnen. Sie musste mit Ina sprechen, aber nur unter vier Augen, da sie nicht glaubte, dass die beiden sie zu Ina lassen würden. Aus wenigen Minuten ist eine gute Stunde des Wartens geworden, doch endlich öffnet sich die Tür zum Zimmer 3.71 und Henning und Lucie stehen im Türrahmen. “Wir gehen mal ins Hotel und schauen ob Yannick dort ist und du schläfst mal ein wenig, bis später meine Große.” spricht Henning zu Ina. Chiara macht sich klein, um nicht entdeckt zu werden und beobachtet, wie Lucie und ihr Vater in den Fahrstuhl steigen. Ein kurzes Klopfen überrascht Ina, "Habt ihr was vergessen?” Als sie aufschaut, blickt sie in das müde und erschöpfte Gesicht von Chiara. “Was machst du hier?” fragt Ina sanftmütig.
Sehr durchdringen schaut Müller die Verdächtigte an und sagt: “Ein paar Worte lassen Sie so aggressiv werden?” “Ich würde sagen, Sie haben Ihre Wut nicht im Griff und wer Ihnen nicht passt, wird durch einen Gewaltausbruch beseitigt.” “Ich bin 100% davon überzeugt, dass Sie den Angriff auf Frau Ziegler begangen haben, alle Indizien deuten darauf hin". “Moment mal, keine Indizien sprechen dafür, dass meine Mandantin schuldig ist.” kontert Kilian. “Das wird das Gericht entscheiden.” “Frau Ava Grothe, Sie bleiben weiterhin in Haft und Herr Reichenbach, Sie können sich auf ein Gerichtsverfahren vorbereiten.” lässt der Polizist alle Beteiligten wissen. Ava kann sich nicht rühren, sie ist vollkommen überfordert und paralysiert. Erst als eine Beamtin sie vom Stuhl zieht, blickt sie verzweifelt zu Kilian. “Ich kann nicht zurück ins Gefängnis, Kilian, du hast gesagt, dass ich gleich wieder bei Chiara bin, Kilian bitte.” “Es tut mir leid Ava, aber ich hole dich dort raus, mein Ehrenwort.” versucht der Anwalt Ava zu beruhigen.
Chiara nimmt neben dem Bett auf dem Stuhl Platz und antwortet: “Was denkst du denn, was ich will?!” "Ina, du musst die Wahrheit gegenüber der Polizei sagen, wer auch immer dich angegriffen hat, Ava war es definitiv nicht.” “Ich bitte dich inständig, dass alles ist ein Irrtum.” "Chiara, das ist doch kein Irrtum, Ava wird im Gefängnis bleiben und mit sehr großer Wahrscheinlichkeit vor Gericht verurteilt werden.” “Natürlich könnte ich meine Aussage ändern, aber was habe ich davon?” “Wie meinst du das?” kommt die Frage zögerlich von Chiara. “Ich habe immer wieder mitgeteilt, was ich möchte, aber du hast mich abgewiesen, nun hast du keine andere Wahl.” “Wenn du Ava aufgibst und wieder zu mir zurückkehrst, dann werde ich meine Aussage ändern und die schwangere Ava kommt frei.” “Das sind meine Bedingungen.” macht Ina in einem unterkühlten Ton klar. Vollkommen entsetzt begreift Chiara, was Ina getan haben muss, nur um sie zurückzugewinnen. “Was ist nur mit dir geschehen, ich erkenne dich nicht mehr, du bist vollkommen geisteskrank." “Ich kann dich nicht länger ertragen, niemals werde ich zu dir zurückkehren.” “Ich beweise Avas Unschuld und dann wirst du diejenige sein, die ins Gefängnis gehen muss, für eine sehr lange Zeit und du wirst alles verlieren!” wirft Chiara sehr aufgebracht Ina entgegen und stürmt ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer. “Du wirst Ava niemals wieder deine Arme schließen, dafür sorge ich und wenn es das Letzte ist, was ich tue!" ruft Ina laut hinter der schnell fliehenden Chiara her.

Es leuchtet gelb grau und die Bäume werden vom Wind durchgewirbelt. Blitz und Donner klagen hinein in den Abendhimmel und die Dächer und Straßen werden nassgeregnet. Der Blick aus dem Fenster spiegelt Chiaras Gemütszustand. Nicht nur die Natur weint, auch sie lässt ihrem Schmerz und Verzweiflung freien Lauf. In der düsteren Unterkunft sitzt Ava und schaut auch in den dunklen Himmel, der immer wieder durch Blitze durchzogen wird und wünscht sich in die Arme ihrer Frau. Zwei Herzen weit voneinander getrennt und doch schlagen sie im Gleichklang, während sich ihre Seelen nacheinander sehnen.

Restart, Munich here we come!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt