Über Wochen beobachtet Simone mit großer Sorge, wie es Chiara immer schlechter geht. Tiefe Augenringe, ein verweintes Gesicht und ihr Aussehen wird Tag für Tag immer ausgezehrter. Nach dem Gespräch mit Ina, isst Chiara kaum noch etwas und das ist ihrem zierlichen Körper deutlich anzusehen. Was sie dort erfahren hat, hat sie in ihren Grundfesten erschüttert.
Ihr Blick ist leer und Gläsern, Chiara fühlt sich wie betäubt und ihr Kampfgeist hat immer mehr abgebaut, da alles ohne Erfolg blieb, Avas Unschuld zu beweisen. Ihre Gedanken schweifen zurück an den ersten Besuch bei Ava. Kilian hatte im Eiltempo einen Besuchstermin für Chiara ermöglicht. Den ganzen Morgen war sie unruhig und konnte einfach nicht stillstehen, doch als sie im Besucherraum sitzt, ist es so, als wäre Chiara eingefroren, ihre Hände spüren die kühle, glatte Oberfläche des Tisches, doch in ihr steigt dennoch die Hitze auf. Sie schließt ihre Lider und vor ihrem inneren Auge sieht sie ihre Liebste, die sich ihr zuwendet und sie mit einem breiten Lächeln anschaut. Als sich die Tür öffnet, erblickt Chiara nicht dieselbe Frau, die ihr noch vor einem Moment vor ihrem inneren Auge zugelächelt hatte. Ava ist ganz verändert, das Strahlen der sonst so voller Energie geladenen Frau ist fort. Man sieht Ava an, dass sie kaum geschlafen hat und mit gesenktem Kopf schritt Ava nur langsam in den Raum hinein, während Chiara von ihrem Stuhl aufspringt. “Ava!” kommt es euphorisch von der Kleinen. Als die Blondine Chiaras Stimme hört, hebt sie den Kopf und ein zaghafter Versuch eines Lächelns huscht über ihre Lippen und ihr Körper entspannt sich etwas. Beide schreiten schnellen Fußes aufeinander zu, doch sie werden abrupt gestoppt, bevor sie sich berühren können. Ihre Augen sprechen vor Sehnsucht, als sie so da stehen, fast einen Meter voneinander entfernt. “Wie geht es dir?” ist Chiaras erste Frage. Sarkastisch erwidert Ava: ”Wie soll es mir schon gehen?!” “Entschuldige, das war eine dumme Frage”. sagt Chiara besänftigend. "Ich habe große Angst, nicht nur um mich, sondern noch mehr um unser Baby.” "Ich bin nur hier drin, weil du Ina nicht in ihre Schranken weisen konntest und ihr so einen Spalt in unser Leben offen gelassen hast.” spricht Ava voller Verbitterung aus. Ganz verwundert über diesen Vorwurf, schaut Chiara ihre Frau mit festem Blick an und erwidert: ”Ich konnte doch nicht ahnen, was Ina vorhat und wie weit sie gehen würde." “Wenn es ging, würde ich den Platz mit dir tauschen, denn ich ertrage es nicht, dich hier zu wissen.” “Denkst du, ich mache mir keine Vorwürfe?” “Ich versuche alles, dich aus der U-Haft heraus zu holen.” "Ich war sogar bei Ina, um sie zu Vernunft zu bringen, doch…” Chiara stoppt mitten im Satz. Soll sie erzählen, was Ina als Bedingung gemacht hat, für die Freiheit von Ava? “Was willst du mir verschweigen?” fragt Ava. Nur zögernd rückt Chiara mit der Wahrheit raus. “Ina verlangt, dass ich mich von dir trennen und dann würde sie ihre Aussage ändern, damit du frei kommst.” Ava springt unvermittelt auf und der Stuhl kippt geräuschvoll mit einem lauten Knall auf den Betonboden. “Was will SIE?!” schreit die große Blonde. “Setzen Sie sich sofort wieder hin, ansonsten ist Ihre Besuchszeit beendet!” macht der Beamte Ava deutlich. Tränen steigen bei Ava auf, während sie den Stuhl wieder aufstellt und sich hinsetzt. “Bitte verlass mich nicht.” kommt es leise von Ava. “Ich würde dich niemals verlassen, ich liebe dich so sehr und ein Leben ohne dich kann es für mich nicht geben!” macht Chiara ihrer Frau unumstößlich klar. Die unüberwindbaren 2 Meter zwischen ihnen sind für beide unerträglich und jede wusste, dass die andere genauso empfindet. “Sie haben noch 5 Minuten.” unterbricht der bullige Beamte ohne jegliche Emotion in der Stimme.
Simone und Kilians Zutun hatten bis jetzt nichts bewirkt. Die größte Hoffnung lag auf Yannicks möglichen Einfluss auf Ina. Er versuchte, alles seiner Schwester klarzumachen, dass sie sich komplett verrannt und einen falschen Weg eingeschlagen hatte. Doch jedes Wort von ihm perlte von Ina ab, wie der Regen von einem Lotusblatt. Ina hielt daran fest, dass Ava sie mit Absicht verletzt hatte und die Polizei, wie auch Henning und Lucie, glaubten ihren Angaben zum Tathergang. So hatten sich zwei Lager gebildet aus Freunden und Familie und die Fronten verhärtet sich von Tag zu Tag mehr.
Die Tage in der U-Haft vergehen wie im Schneckentempo und fast jeder Tag gleicht dem anderen. In den ersten Tagen hatte Ava noch Hoffnung, bald wieder Zuhause sein zu können, doch dieser Wunsch hatte sich schnell aufgelöst. Die einzigen Lichtblicke waren immer Chiaras Besuche, erst war Ava voller Vorfreude und überglücklich, ihre Frau zu sehen. Doch nach dem Besuch fiel sie immer in ein tiefes Loch voller Verzweiflung und Einsamkeit. Vermutlich durchschaut Chiara ihre Fassade, die sie glauben lassen sollte, dass sie zurechtkam und stark blieb. “Ey Kugelmami, nicht träumen, es wollen auch noch andere was essen." "Also verpiss dich fucking Avocado mit Kern, ansonsten lernst du mich von einer ganz anderen Seite kennen.” pöbelt die Frau hinter Ava in der Schlange Anita Aussehen macht sehr deutlich, dass sie nicht nur Sprüche klopft, sondern auch Taten walten lässt. Sie ist gleich groß zu Ava, aber ihr Körperbau ist sehr viel muskulöser und hat ein breites Kreuz. Ihr linkes Auge ziert ein blau-violettes Veilchen, ihre Haut ist übersät mit Tattoos mit den unterschiedlichsten Motiven. Über dem rechten Ohr zeichnet sich ein Drache ab, der durch den Undercut ihrer pinken Haarmähne zu sehen ist. Ava weiß das mit Anita nicht zu spaßen ist und macht ihr zügig den Weg frei zur Essensausgabe. Wie zu jeder Mahlzeit sitzt aber in am Ende eines der langen Tische weit weg von allen anderen Insassen. Mit sehr viel Fantasie könnte man denken man ist in der großen Halle von Hogwarts, wo jedes Haus einen eigenen Tisch hat. Wieder tief in ihren Gedanken versunken merkt Ava erst dass sich eine Person zu ihr gesetzt hat als diese ihren Arm touchiert. Als sie ihren Kopf dreht wird sie in der Sekunde auf der anderen Seite von Anita flankiert und so eingekesselt durch beide Körper. “Hallo Mama Bär, wir mögen es gar nicht wenn sich so eine Hübsche wie du es bist so abschottet wir möchten dich doch gerne kennenlernen.” gibt Anita ironisch von sich. Die Frau auf der anderen Seite lacht nur spöttisch, aber sag kein Wort. Anita berührt Ava an der Wange und streicht bis runter zu ihrem Kinn. Ava rührt sich erst nicht, da diese Situation sie zurückversetzt in den Keller zu Philipp, doch als plötzlich Anita ihrem Babybauch streichelt und sagt: “Ich wollte immer schon mal wissen wie es ist eine Schwangere zu ficken.” Reagiert Ava reflexartig. "Stop, hör auf, nimm deine dreckigen Hände da weg!” ruft die Blondine energisch. Anitas Augen werden zu Schlitzen und sagt zu ruhig: “Du hast mir hier gar nix zu befehlen, ich nehme mir was ich will und wann ich es will.” “Haste kapiert?!” Ava versucht, sich vor Anita zu schützen, doch ohne Erfolg. “Was ist hier los?” fragt eine der Schließerin. “Nichts, wir machen uns nur bekannt, das ist alles.” sagt Anita mit einem süßlichen falschen Lächeln, das ihre gelben Zähne preisgibt.
“Na klar Tucholsky, los steht auf und geht zu euren Zellen." "Krawczyk, du bist auch damit gemeint, also beweg deinen fetten Arsch!” sagt die Schließerin schroff. Demonstrativ gemächlich stehen beide Frauen auf und bewegen sich langsam aus dem Saal. Anita dreht sich im Gehen nochmals um, bildet ein V mit ihren Fingern und lässt ihre Zunge dazwischen zügeln und deutet dann auf Ava. Angewidert dreht sich die große Blondine um und wendet ihr einen Blick Richtung Fenster. “Halten Sie sich von denen fern, die nur Ärger machen." rät die Beamtin Ava. In den darauffolgenden Wochen unternimmt Ava alles, um Anita und Krawczyk nicht über den Weg zu laufen, was ihr auch gut gelingt. Da sie Chiara nicht noch mehr belasten will, schweigt sie sich aus, wie ihr Alltag in der JVA ist. Die große Blonde wünscht sich nichts mehr, als bei Chiara zu sein und gemeinsam die Zeit der Schwangerschaft zu genießen, doch ein Ende dieses Alptraums ist nicht annähernd in Sicht.
In den vergangenen Monaten konnten Simone und Isabelle abwechselnd für Chiara da sein, doch nun hatten beide dringenden Termine, die sie nicht mehr aufschieben oder an andere delegieren konnten. Yannick wollte weiterhin Stellung halten, damit Chiara nicht alleine stand, gegen den Kampf mit Ina. Alle drei steckten ihre Köpfe zusammen und überlegten, wer noch eine Stütze für die angeschlagene Eisprinzessin sein könnte. “Wie wäre es mit Leyla, ich könnte dafür sorgen, dass sie in der Zeit in München beim BDE-Zentrum trainieren kann.” stellte Simone den Vorschlag in den Raum. “Ich denke nicht, dass Leyla in dieser Situation die richtige wäre." "Versteht mich nicht falsch, ich weiß um ihre Freundschaft, aber sie kann Chiara auch in den Wahnsinn treiben.” kam der Einwand von Isabelle. Simone konnte nicht glauben, was sie jetzt sagte:”Vermutlich hast du recht, was Leyla betrifft.” “Du gibst mir recht?” "Der Satz ist dir doch fast im Halse stecken geblieben.” sagt Isabelle etwas spöttisch. Yannick meldet sich auch zu Wort und wirft einen Namen in die Runde, mit dem alle drei einverstanden sind. Schnell tippt Isabelle eine kurze Nachricht ins Handy. Bitte melde Dich, es ist extrem wichtig und ein Nein akzeptiere ich nicht! und drückt auf versenden.
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Restart, Munich here we come!
FanfictionBei dieser Fanfiction dreht es sich primär um Chiara & Ava und ihr neues Leben in München. Es werden immer mal wieder bekannte Charaktere aus AWZ auftauchen, aber auch neue Gesichter werden ihr Leben aufmischen. Es wird Drama, Romantik und viel Ero...