21. „hab-ich's-dir-nicht-gesagt?"

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Ich drehe mich langsam um und gehe Richtung Toilette. Innerlich versuche ich zu verstehen, was das wird oder was es bereits ist.

Auf der Toilette lasse ich mir mehr Zeit als üblich, komme aber auf keine sinnvolle Idee. Dabei habe ich wilde Diskussion in meinen Gedanken, wie Engel und Teufel. Mein innerlicher Engel weist mich netterweise darauf hin wie er sich mir gegenüber verhält und wie sehr mich das in meiner Vergangenheit genervt hat, aber der Teufel in mir verwirft alles, denn er sieht zu gut aus, um sich nicht auf ihn du zulassen.
Beim Händewaschen schaue ich in den Spiegel, schüttle den Kopf und lasse den Engel gewinnen..

Er steht immer noch da, jetzt an die Wand angelehnt, die in einem kalten Weiß angeleuchtet wird. Die Arme hat er ineinander verschränkt und hält mein Glas dabei unter seinem Bizeps. Dieser Bizeps... Bailey Jones.. lass den Engel gewinnen, ermahne ich mich gedanklich.

Mit einem schnellen Blick nach rechts, sieht er mich und öffnet seine Arme.
Er hält mir das Glas in meine Richtung und zieht einen Mundwinkel hoch.

„Vergiftest du mich jetzt?" frage ich sarkastisch, aber meine Stimme ist leiser, fast ein hauchen, denn hier unten ist die Musik nicht so laut zu hören.
Kommentarlos setzt er mein Glas an den Mund und nimmt einen Schluck um mir zu beweisen, dass ich falsch liege. Landos Augen funkeln durch die Beleuchtung und ich kann mich nicht zügeln nicht auf seine Lippen zu sehen, als er das Glas absetzt und sich mit dem Handrücken kurz darüber fährt.

Die Flüssigkeit setzt sich in seinen Mundwinkeln ab und ich sehe schnell auf den Boden. Oh Gott.
Er lacht kurz auf, was mir bestätigt, dann er genau gesehen hat, wie ich mich grade fühle.

„Komm." sagt er und bietet mir wieder seine Armbeuge an, um mich einzuharken. Vielleicht ist es der Alkohol in meinem Blut, aber ich habe das Gefühl, Lando schließt die Lücke zwischen uns mehr, als beim hinuntergehen der Treppe. Uns kommen ein paar Menschen entgegen, aber das scheint ihn nicht richtig zu stören.

Oben angekommen, entzieht sich Lando meinen Arm und versetzt mir einen Stich in die Brust. Der Teufel in mir, ärgert sich.
So selbstsicher wie ich es in meinem Zustand noch hinbekomme, bewege ich mich durch die Menschen an ihren Tischen. Bei einem Blick über meine Schulter, sehe ich, dass er mir dicht folgt und direkt bekomme ich ein kribbeln auf meiner Haut. Alles vergeht wie in Zeitlupe, als ich dazu noch seine Finger an meinem Rücken spüre.

Mein Zweiteiler lässt nicht viel Platz zwischen den Stoffen, aber trotzdem spüre ich genau dort die warme, raue Hand von Lando. Er schriebt mich sanft durch die Menschen hindurch, begrüßt hin und wieder jemanden aber lässt mich nicht los. Seine Fingerspitzen sitzen wie festgenagelt auf mir und ich halte unwissend die Luft an.

Alexandra hebt die Augenbrauen und wirft mir einen ‚hab-ich's-dir-nicht-gesagt?'-Blick zu, als wir bei unserem Tisch ankommen. Bevor Lando sich abwendet, um bei Charles stehen zu bleiben, zwickt er mir in den Rücken. Es ist ein spielerisches zwicken..zumindest kommt es bei mir so an. Ich rette mich zu Alexandra und suche Eva dabei in der Gruppe. Sie fehlt.

„Wo ist Eva?" frage ich Alexandra dicht am Ohr bevor sie etwas sagen kann.
„Sie ist mit Lorenzo nach Hause."

„Sie ist was?!" Ich muss lachen.
„Sie ist mit Lorenzo nach Hause!" wiederholt Alexandra sich lachend und zuckt mit den Schultern.

Ich bin dankbar, dass Alexandra und ich uns so gut verstehen. Der Abend verläuft nicht nach meinem Plan.. Eva ist verschwunden, jedes Mal wenn ich Lando ansehe, sieht er mich auch an und irgendwie will ich einfach nur noch nach Hause. Meine Füße bringen mich um und ich setze mich auf das Sofa.
Alexandra setzt sich neben mich und wir kommen etwas ins Gespräch. Sie erzählt mir wie sie Charles kennengelernt hat. Durch den Alkohol in meinem Körper ist die Geschichte tatsächlich sehr spannend und ich lausche ihr aufmerksam. Sie hält mir ihr Telefon zu. „Macht es dir was aus, wenn wir eine Story zusammen hochladen?"
„Wie lieb das du fragst! Nein ich bin dabei!" ich lächle sie an. Kurzerhand springt sie auf, geht zu Charles und zieht ihn am Hemd zu uns.

„Mach ein Bild von uns." befiehlt sie ihm liebevoll. Nach wenigen Minuten haben wir ein Bild, womit wir beide zufrieden sind und Alexandra lädt es auf ihrer Instagram Story hoch. Um es zu reposten, nehme ich ihre Anfrage an und folge auch ihr.

Es dauert keine 5 Minuten und meine follower Anfragen steigen rasant. „Wow.." staune ich und Alexandra kichert über meine Schulter. Ich drehe meinen Kopf, und sehe, dass sie auf mein Handy sieht.
„Du solltest deinen Account auf öffentlich stellen." rät sie mir. Mein Blick ändert sich und ich schaue sie etwas nervös und unsicher an. Ich will meinen Account eigentlich nicht veröffentlichen. Ich habe ein paar private Einblicke mit meiner Familie auf Instagram, aber für meine Karriere im Tanzen weiß ich, dass meine Videos die beste Werbung ist.

Sie sieht meinen Blick und legt ihr Kinn auf meine Schulter. Scheinbar hat sie meine Gedanken gelesen und spricht weiter. „Die Gedanken hatte ich auch! Aber wir treffen uns morgen und ich zeige dir was ich gemacht habt, wenn du willst!" ihr Angebot überzeugt mich, denn ich finde ihre Bilder so ästhetisch.
Ich lächle und stimme ihr zu.

„Jaa" sie quietscht und klatscht Spielerisch in die Hände. Ich schüttle den Kopf und lache. „Lass uns tanzen gehen." frage ich und stehe schon auf.

Der Abend endet, die Halle lehrt sich stetig und Charles kommt auf uns zu, um zu fragen, ob wir auch gehen wollen. Charles dreht sich zu mir, seine Augen sind rot unterlaufen und man sieht ihm die Müdigkeit an. „Wir nehmen dich mit, oder?"

„Nein, Ich nehme sie mit."

Seine Stimme taucht hinter mir auf. Dieses Mal erkenne ich Lando.

Wenn er wüssteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt