Ich starre an die Zimmerdecke meines Hotelzimmers..
Ich liege die ganze Nacht lang wach, denn meine Gedanken kreisen um Lando. Ich frage mich, ob ich ihm anders.. besser mein Mitgefühl zeigen hätte müssen. Zudem verwirrt mich seine Art. Mal ein Arsch, mal ein netter Mensch. Keine Ahnung wie ich das einschätzen soll. Und dann jetzt auch noch die Aussage mit der Familie.. wenn er könnte, würde mein Kopf jetzt qualmen..
Ich ziehe mein Handy unter dem Kopfkissen hervor, ohne den Blick von der Decke zu nehmen. Mein Körper schmerzt noch und schreit eigentlich nach Schlaf, aber mein Kopf kann nicht abschalten. Ich beschließe mich auf Recherche zu begeben und kurzerhand Google ich Landos vollen Namen.
Ich stoße auf einen Artikel, der bis ins kleinste Detail über einen Unfall berichtet.. der Unfall..
2018, Landos Debüt in der Formel 1, und seine Familie wollte ihn wohl bei diesem Rennen unterstützen. Das Flugzeug kam in Turbulenzen und musste Notlanden. Anscheinend gab es einen technischen Fehler und die Sauerstoffmasken sind nicht...Ich höre auf zu lesen, schließe mein Handy und schiebe es wieder unter mein Kissen. Innerlich ermahne ich mich selbst. Es geht mich nichts an. Wenn er es wollte, hätte er mich davon im Auto erzählt. Verdammt Bailey, was machst du hier?
Gedankenversunken habe ich es doch noch geschafft einzuschlafen. Als ich die Augen wieder öffne fällt mein erster Blick auf den kleinen Wecker. 11:30Uhr. Ich stöhne und zwinge mich dazu mich hinzusetzen. Auf der Bettkante lasse ich meine Knöchel kreisen.
Mein Blick fällt auf den Stuhl, auf dem ich gestern alle Kleidungsstücke abgelegt habe. Auch sein Jackett..
Der Stoff sieht auf die Entfernung schon sehr hochwertig aus, und ich hätte ihn vermutlich besser auf einen Kleiderbügel hängen sollen, statt ihn über die Stuhllehne zu legen.Ich drehe mich um und lasse meine Hand unters Kopfkissen gleiten, in der Hoffnung mein Handy dort zu finden. Alexandras Nachricht springt mir direkt ins Auge, als ich es entsperrt habe.
Alexandra: Halloo, ich habe ein süßes Café gefunden. Steht unser Treffen noch?
Bailey: Hey, das klingt verlockend, bin dabei!
Alexandra: Wie schön, ich freue mich! 16:00Uhr? Ich sende dir den Namen des Cafés.
Bailey: Wunderbar, ich freue mich auch!
Gedanklich würde ich diese Nachricht direkt wieder löschen, denn bei dem Gedanken, mein Account öffentlich zu machen, bekomme ich eine Gänsehaut. Wieder schaue ich das Jackett an, stehe auf und nehme ein Kleiderbügel aus dem Schrank um es richtig aufzuhängen. Ich fahre über den Stoff und sein süßlicher Duft kommt zum Vorschein. Ich muss grinsen und beschließe die verbleibenden Stunden bis zum Treffen im Café damit zu verbringen, Lando das Jackett wieder zu geben.
Ich nehme mein Handy und sehe nach, wer mir noch geschrieben hat, während ich ins Bad gehe. Ich tippe auf Evas Chat und frage sie nach einem Überlebenszeichen. Als sie nur eine Aubergine als Emoji antwortet, muss ich laut lachen. Laut unserem Arbeitsplan haben wir heute frei.. es ist Sonntag. Nur noch 7 Tage..
Ich mache mir zum duschen etwas Musik an, ziehe ein langes enges dunkelblaues Kleid an, und schminke mich etwas. Da ich keine Lust habe meine Haare zu machen, binde ich sie mir noch nass in einen Dutt am Nacken zusammen.
Ich wollte schon aus der Tür heraus, bis ich ernüchternd feststellen muss, dass ich keine Ahnung habe, wo Lando wohnt..Jackett und Handtasche werfe ich nochmal aufs Bett, als ich den Chat von Lando öffne. Ich muss kurz einen Moment überlegen, was ich ihm jetzt schreibe..
Bailey: Ich habe den Jackett noch bei mir und würde es dir gerne vorbeibringen, wenn das für dich okay ist?
Glücklicherweise bekomme ich direkt eine Antwort!
Lando: Sei in 10 Minuten draußen.
Ich verziehe mein Gesicht und presse die Lippen aufeinander. Gut, es war keine absage aber freundlich wie immer.. mit Jackett und meiner Handtasche bepackt schlüpfe ich in meine sneaker und mache mich auf den Weg zur Lobby.
—
Ich weis nicht wieso, aber ich habe ein Luxuswagen erwartet, aber er kommt in einem schwarzen Audi angefahren. Der Preis vermutlich stattlich genug, aber eben kein McLaren. Immerhin bekomme ich hier die Tür alleine geöffnet und kann so eine peinliche Situation umgehen.
„Hey" Seine Stimme ist sanft, aber rau.
Als ich einsteige, drücke ich das Jackett durch die Mitte und lege es auf die Rückbank bevor ich ihn anschaue und sein Gesicht sehe. Fuck.Mein Mund öffnet sich etwas und mein Lächeln schwindet. Oh, fuck.
„Hey" bringe ich mühselig heraus und er zuckt mit den Mundwinkeln und zwinkert langsam. Seine Augen sind geschwollen und rot. Dazu hat er tiefe Augenringe, die auf wenig Schlaf hinweisen.Wir harren einen Moment lang so und ich bin mir nicht sicher, ob ich wieder aussteigen soll, und er nur das Jackett abholen wollte. Als hätte meine Gedanken gehört, sieht er nach vorne und legt den ersten Gang hinein.
„Wie geht's dir?" frage ich zögerlich, als wir einige Minuten unterwegs sind. „Du siehst aus, als hättest du nicht viel geschlafen." Wieder sehe ich ihn an. Er trägt einen hoodie und eine lange Jogger, obwohl es viel zu warm dafür ist.
Er lässt den Kopf nach hinten gegen die Lehne fallen und stöhnt schwer.„Ich.. Ich konnte nicht schlafen gestern.." er spricht gepresst und meine Brust zieht sich emphatisch zusammen. Ihn so zu sehen, und dabei nur den Ansatz des Grundes zu kennen, ist schmerzhaft.
Wir fahren eine Zeit lang bis wir an einem abgelegenen Haus angekommen. Er stellt den Wagen ab und steigt aus. Ich folge ihm, aber keiner sagt was. Wir verständigen uns mit blicken. Mit dem Schlüssel öffnet er die Tür und geht den langen Flur entlang bis zur Terrasse. Scheinbar hat er hier eben auch gesessen, denn er lässt sich auf die Couch fallen und nimmt vom Tisch die Tasse Tee direkt zu sich.
Ich stehe im Türrahmen der Terrasse und lasse mein Blick schweifen. Vor mir steht eine Tafel mit vielen Stühlen. Die Terrasse ist umarmt mit Steinen, an denen lange zarte Gardinen in der Luft wehen. Es sieht aus wie in einem Film. Lando sieht in die Ferne und der Ausblick dieses Hauses ist faszinierend. Man erkennt die Rennstrecke und das umliegende Dorf, aber auch mehrere Häuser, die ähnlich wie dieses, eher abseits stehen. Rechts steht eine Couch mit einem kleinen Tisch davor.
Ich entscheide mich ebenfalls auf die Couch zu setzen, aber gegenüber von ihm.
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Wenn er wüsste
أدب الهواةIhre Welten könnten nicht unterschiedlicher sein. Er- lebt ein leben in der Öffentlichkeit, ein erfolgreicher Rennfahrer in der F1 auf dem direkten weg die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Sie- lebt ein leben in der Dunkelheit, aufsteigende Nachtclub...