25. 03:16 Uhr

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Der Abend war gefüllt mit vielen ausgeglichenen Gesprächen und Momenten. Ich habe ihm ein paar Fotos von früher gezeigt und er mir von sich. Das Abendessen wurde zur Nebensache und es hat sich angefühlt, als wären Lando und ich schon seit Ewigkeiten befreundet.

Alexandras Name leuchtet auf meinen Handy auf und Landos Lächeln erlischt direkt. Ich hatte unser Treffen komplett vergessen und drücke schnell auf ‚Anruf annehmen'.
Ihre Stimme ist sanft und ich beobachte Lando nebenbei, wie er wie in Trance die Teller in die Spülmaschine einräumt.
„Ich bringe dich hin." sagt er leise, als er versteht, worüber wir sprechen. Seine Mimik ist kalt, aber in seinen Augen lässt sich ein Hauch von Wärme erkennen. Ich bin fasziniert von seinem Schauspiel. Fasziniert davon, wie er es schafft auf Knopfdruck ein anderer Mensch zu sein.

Vielleicht habe ich ihn seit unserem Zusammenstoß falsch eingeschätzt? Vielleicht ist diese Mauer aus seinem ‚Arschloch'-Verhalten nur ein Schutz. Aber wieso sollte er diesen Schutz fallen lassen? Und das ausgerechnet bei mir? Wieso bei mir?

Die Tage danach waren gefüllt mit Training. Je näher wir auf die Eröffnung zukommen, desto intensiver ist das Training. Auch wenn ich es nicht zugeben will, muss ich immer wieder an Lando denken. Die letzten Tage hatten wir keinen Kontakt, aber ich sehe mich auch nicht in der Position, ihm ‚einfach so' zu schreiben. Mir ist bewusst, dass sein Schmerz über passiertes, tief sein muss, aber ich kenne ihn erst ein paar Wochen. Es fühlt sich für mich  ungreifbar und vorallem völlig verwirrt an..
Nach dem Treffen mit Alexandra, habe ich mein Profil veröffentlicht. Davor habe ich alle privaten Fotos archiviert, um mein Konto so professionell wie möglich zu gestalten.
Die Tipps von Alexandra sind phänomenal und meine followeranzahl steigt stetig.

Als ich mein Handy nach dem Training aus der Tasche ziehe und es entsperre, zieht ein Schauer über mich. „Wieder 100 mehr.." murmel' ich vor mich her und Eva zieht mir das Handy aus der Hand.
„Zeig her!" sagt sie strahlend und sieht auf mein Handy.
„Wir werden richtig berühmt!" quietscht sie im russischen Akzent, als wir uns fast synchron die Taschen über die Schulter legen und aus dem Studio gehen. Sam schenkt mir nur ein flüchtiges Lächeln, als wir uns verabschieden.
„Du spinnst!" sage ich zu Eva und versuche meine Gedanken nicht allzu weit schleifen zu lassen. In der ersten Nacht hatte ich mir ausgemalt, wie schlimm es sein könnte, seinen Account zu veröffentlichen und welche Konsequenzen es für mich und mein privates Leben hat.. Aber bis jetzt kann ich nichts negatives feststellen.. zum Glück.
Eva drückt mir das Handy wieder in die Hand und sieht mich an. „Nein, stell dir vor, irgendwann haben wir unseren einen Laden, unser eigenes Studio!" Schwärmt sie und gestikuliert mit den Händen, als wir den schmalen Fußweg zum Hotel zurück gehen.
„Eva.." unterbreche ich sie, da ich mir nie Gedanken über eine selbstständige Arbeit gemacht hatte. Aber die Vorstellung, nicht mehr jeden Abend im Maison zu stehen, ist verlockend. Maison.. da habe ich Lando das erste mal gesehen. Sie egoistische Seite von ihm. Ich schwelge in Erinnerungen, als Eva mich dringlicher ansieht. „Ja?" sie senkt ihr Kinn.
„Ich finde die Idee genial." sage ich schließlich und grinse sie an. „Lass uns nach diesem Auftritt direkt nach einem leeren Raum suchen." erweitere ich ihre Idee und sie klatscht einmal in die Hände. „Das machen wir!"

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03:16 Uhr.

Stöhnend drehe ich mich um. Mein Handy leuchtet auf und es vibriert in regelmäßigen Abständen. Als ich es zu mir ziehe und vom Ladekabel nehme, sehe ich die Uhrzeit.
03:16Uhr und eine britische Handynummer leuchtet auf meinem Display auf.
Zugegebenermaßen kann ich das nur erkennen, weil es unter der Zahlenreihe geschrieben steht.
Verschlafen gehe ich ran. Stille.

„Hallo?" stöhne ich und bin eigentlich bereit mit einem Finger auf dem roten Knopf zum auflegen.
„Bailey?" flüstert eine Stimme.
Ich richte mich etwas auf, lehne mein Gewicht auf mein Ellenbogen.
„Ja?". Wieder stille. „Hallo?"

„Hier ist Alexandra." Sie atmet schwer. Jetzt bin ich hell wach.
„Alexandra, was ist los?" Ohne auf ihre Antwort zu warten, stehe ich bereits auf.
„Kannst du kommen? Ich brauche deine Hilfe."
Oh fuck. Schnell schlüpfe ich in eine Jogger und ziehe mir ein dünnes langarmiges Shirt über den Kopf. Ich klemme mir das Telefon zwischen Kopf und Schulter und gehe rüber zu Eva.
„Wo bist du, Alexandra?"
Ich wecke Eva. Keine Ahnung ob ihre Hilfe auch gebraucht wird, aber ich fühle mich sicherer wenn sie mitkommt. Sie ist direkt wach und scheint die Situation direkt zu verstehen.
„Kann ich dir einen Standort schicken? Bitte beeil dich!" im Hintergrund ist es laut und ich vermute schreie zu hören.
„Natürlich, wir machen uns direkt auf den Weg! Eva kommt mit!"

Alexandra bedankt sich und Eva sucht direkt die Adresse des gesendeten Standortes raus. Etwa überrascht von dem Fakt, dass um diese Zeit so schnell ein Uber erreichbar ist, sind wir auf dem Weg.

Es dauert nicht lange, und als wir aussteigen erkenne ich Landos Haus, indem wir den Vorabend gemeinsam gekocht haben..

Wenn er wüssteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt