15. Das war keine Frage!

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Vorm Duschen traue ich mich und schaue nochmals auf mein Handy.

104 neue follower und eine neue Nachricht auf Instagram. Zwei neue Nachrichten auf meinem Messanger. Ich atme tief durch und öffne Instagram. Das letzte Video von mir und Eva im Club hat fast eine Millionen aufrufe und ich stocke. Bereits jetzt nimmt diese Welle an Aufmerksamkeit eine viel zu große Form an. Ich hätte mir eine kleinschnittigere Form gewünscht.. so schön Stück für Stück mehr Popularität.. Auftritt für Auftritt mehr Fans und mehr Follower.. Ein richtigen Plan zu meinem Vorhaben habe ich natürlich nicht und mein Selbstbewusstsein von eben verfliegt bei Charles Nachricht ziemlich schnell.

"Das war keine Frage! Heute Abend 22 Uhr, ich schicke dir ein Taxi."

Ich schlucke und meine Gefühle spielen verrückt. Eine Mischung aus Angst, Neugier und meine Moral kommen zusammen und werden sich nicht einig. Ich kenne diesen Menschen nicht und bin trotzdem gespannt auf das Thema, was er mit mir zu besprechen hat. Auf der anderen Hand will ich mit diesem Thema nichts mehr zu tun haben und würde am liebsten die Zeit 24 Stunden zurück drehen und Samuel absagen.

Ich antworte ihm noch nicht, lege mein Handy zur Seite und lasse das viel zu heiße Wasser über meinen Körper fließen. Meine Gedanken kreisen, spielen allmöglichen Szenerien ab.

Als ich aus der Dusche komme, höre ich Eva in unseres Hotelzimmer kommen. Auf dem Rückweg hat sie mich davon überzeugt, den Rest in meinem eigenen Tempo zu laufen. Das ich so schnell gelaufen bin und Eva so lange gebraucht hat, hatte ich nicht erwartet. In meinem Handtuch eingewickelt fange ich sie bei ihrer Zimmertür ab und halte ihr Kommentarlos mein Handy unter die Nase.

Ihre Augen fliegen über die Nachricht von Charles. „Hmm." sagt sie schnell und macht ein nachdenkliches Gesicht. „Gehst du hin?"
„Muss ich wohl, oder?" Ich zucke mir den Schultern und lasse mein Handy sinken.
„Denk nur dran, dass wir morgen Früh Training haben, okay?" ihr Blick ist etwa bemitleidend. Die wartet einen Moment.
„Aber", sie zieht das Wort in die Länge und beginnt zu grinsen, „Ich will zwischendurch Updates von dir!" Eva lässt ihre Fingerspitzen aneinander fallen und sieht aus wie eine Polizistin auf Mission.

Ich muss lachen und sie beruht auf mein Versprechen, sie mit Informationen zu füttern.

——

Ich drehe mein Handgelenk und gucke auf meine Armbanduhr. 21:45 Uhr..
Mir wird schlecht. Das flaue Gefühl ist direkt wieder da, als ich aufstehe und meine sneaker anziehe. Beim Abendessen habe ich kein Bissen herunter bekommen und jetzt bereue ich es sehr, denn mir ist einfach nur noch schlecht.
Nachdem ich nicht wusste, was ich zu einem ‚geheimen Gespräch mit einem berühmten formel1 Fahrer' anziehen soll, hat Eva mir eine schwarze Anzughose geliehen. Sie sitzt eng an den Oberschenkeln, aber ist gemütlich am Bund und passt zum schwarzen Hoodie.

Es kühlt ziemlich schnell ab, nachdem die Sonne untergegangen ist und so stehe ich wie bestellt und nicht abgeholt vorm Hotel. Hin und wieder schaue ich mich zum Hotelier um, der mich scheinbar auch beobachtet, bis ein Taxi kommt.

Der Fahrer rollt das Fenster runter und ruft meinen Namen. Ich gehe wie in Trance und steige ein. Gott, Bailey was machst du hier?!

Die Fahrt ist still und ich muss feststellen, das ich keine Ahnung hab, wo dieser Fahrer mich hinfährt. Ich schicke Eva kurzerhand meinen Standort, bevor wir in eine Tiefgarage fahren und neben einem Ferrari parken.
„Bitte steigen sie aus Bailey Jones." sagt der Fahrer und lächelt mich flüchtig durch den Rückspiegel an. Ich folge seiner Aufforderung und schaue ihm beim wegfahren zu.

Direkt bekomme ich einen Schauer und schaue mich in der hell beleuchteten Garage um. In dem Ferrari neben mir klopft jemand gegen die Scheibe und ich zucke zusammen. „Fuck" Ich schrecke ein paar Meter zurück und erkenne eine Person hinter der verdunkelten Scheibe.

Die Fahrer Tür öffnet sich leicht.
„Steig ein bitte!" die Stimme ist mir unbekannt. Ich gehe davon aus, das es Charles ist und gehe um den Wagen auf die andere Seite. Zum Glück finde ich den Türgriff direkt und leiste mir nicht noch ein peinlichen Moment.

Ich erwarte, das Charles ein kalter Mensch ist und bin echt unsicher, wie dieses Gespräch weitergehen wird.
Anders als erwartet beginnt er mit einer viel zu freundlichen Stimmung zu erzählen.
„Oh sorry! Ich wollte dich nicht erschrecken, aber ich dachte du weißt, dass das mein Auto ist. In der Regel kennen die Leute mein Auto." erklärt er sich und lächelt mich an.

Moment was?

Ich habe einen aggressives ausfragen erwartet. Oder vielleicht eine Warnung, dass ich mich von Lando fern halten soll oder so, aber das er so nett ist überfordert mich und ich schaue Charles verwundert an.

„Alles in Ordnung? Ich bin Charles, aber das weißt du doch oder?"

„Ähm, also theoretisch ja, praktisch bin ich überfordert mit dieser Situation! Ich bin Bailey" gebe ich ehrlich zu und schaue kurz geradeaus, bevor ich wieder in das freundliche Gesicht schaue. Er macht keine Anstalten loszufahren und ich gehe davon aus, das wir hier Reden.

„Also kein Fan?" fragt er nach und sieht ganz kurz eingeschnappt aus.

„Nein" ich lache verlegen.

„Na dann wird's absolut Zeit dafür." er klatscht einmal kurz in die Hände. „Ich würde dich gerne ein paar Sachen fragen" beginnt er dann doch.

Direkt drückt die stehende Luft im Auto und ich werde unruhig. „Ja, Ich vermute schon worum es geht.."

„Ich weis nicht richtig wie ich es starten soll.. wie viel hast du mit Lando zu tun?"
Sein Blick und die Frage dazu ist keineswegs mit Hintergedanken.

„Nicht wirklich viel.." Ich schaue auf meine Hände und bevor ich weiter rede unterbricht mich Charles.

„Erzähl mir natürlich nur das was du möchtest. Es geht mich eigentlich nichts an, aber ich mache mir sorgen um ihn.. seit seinem ersten Sieg in der Formel 1 ist er anders.. und.. ich will verstehen warum.., dann habe ich gemerkt wie er dich und deine freundesgruppe am Strand beobachtet hat und dann so plötzlich wütend wurde."

Ich denke einen Moment lang an den Abend im Club zurück und merke wie ich empört ich damals war, als ich für ihn tanzen sollte. Da ich Charles nicht kenne, und ihn hoffentlich hiernach nie wieder sehen werde, beschließe ich ihm alles genau zu erklären, damit ich endlich mit Kapitel ‚Egoist-Arschloch-Lando' abschließen kann...

Wenn er wüssteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt