Charles und Alexandra stehen ein paar Meter vor der Bühne. Sie versuchen unbemerkt zu bleiben und haben sich mit Sonnenbrillen und einem Regenschirm bewaffnet, der ihnen Schatten spenden soll. Als ich das Kostüm von Sam genommen habe, lächelt er mich freundlich an und vermittelt mir ein gutes Gefühl. Ich glaube Eva hat recht und ich muss mein Gewissen für den erst des Wochenendes verbannen, einfach die Zeit hier genießen, auch wenn mir das so schwer fällt.
Ich muss Lando vergessen..
Während wir uns in einem kleinen Nebenraum umziehen, schweifen meine Gedanken ab und ich wiederhole jede Situation mit ihm nochmal. Im Club, der Zusammenstoß, die Nachrichten, sein aggressives verhalten am Strand zu Sam, seine Zärtlichkeit im Club... so richtig Sinn ergibt alles für mich noch nicht, aber auch diesen Gedanken schiebe ich zur Seite. Jetzt ist es einfach wichtig, mich aufs Tanzen zu konzentrieren.
"Naja, so schlimm finde ich es jetzt nicht mehr." ich drehe mich vor dem Spiegel so, dass ich meinem Rücken sehen kann. Die Kombination hat etwas anziehendes, auch wenn ich trotzdem der Meinung bin, das sie total Klischeehaft aussieht. Ich lasse meine Hände über den Stoff der Hose gleiten und fühle das Hochwertige Material. Durch den Spiegel sehe ich Eva sich ihre Schuhe binden und sie nickt zustimmend. "Den einen Tanz werden wir schon aushalten.. für unser eigenes Studio, verbieten wir einfach 'Pioten-Outfits'." sagt sie kichert und setzt sich lasziv die Sonnenbrille auf. Die Idee eines eigenen Tanzstudios klingt verlockender, nachdem ich jetzt die Wahrheit von Lando erfahren habe. Immerhin wäre das dann etwas, was Eva und ich uns wirklich selbst aufgebaut hätten..
Sie legt ihren Arm über meine Schultern und sieht mich an, während wir zur Bühne zurück gehen. "Dies Idee mit dem Studio, nh? Lass uns das wirklich machen, wenn wir wieder zurück sind." Ich grinse Eva an.
"Wirklich jetzt?" sie bleibt stehen und sieht mich etwas ungläubig an.
Ich brauche einen Moment, bis ich wirklich realisiere, dass ich das grade gesagt habe. "Ja, lass uns heute Abend mal im Internet gucken, ob es überhaupt leere Gebäude gibt."
Eva beginnt quietschend auf und ab zu tippeln. "Jahaaa, ich wusste doch, dass du früher oder später mit machst!" Sie kommt auf mich zu und umarmt mich herzlich.
Es trifft mich wie ein Schlag. Die Umarmung fühlt sich so schwer an, als ich ihr nachgebe. Ich schließe die Augen und atme tief ein. Ich habe nicht bemerkt wie sehr ich eine Umarmung gebraucht habe.
Eva bemerkt meinen festen Griff und wir bleiben einfach für ein paar Sekunden genau so stehen.
Langsam löst sie sich von mir und nimmt mit beiden Händen mein Gesicht. Wir sagen nichts zueinander, nicken kurz und gehen dann die letzten Meter zur Bühne.
"Wir sind vollzählig!" ruft die Trainerin und stellt sich ein paar Meter vor uns. Wir gehen erst die Positionswechsel durch und kleben uns kleine Markierungen auf den Boden, bevor wir dann durchtanzen. Das erste Mal war eine kleine Katastrophe und die Trainerin schlägt lachend die Arme über den Kopf. "Eieiei, nochmal bitte." Die Stimmung in der gesamten Gruppe ist gemischt mit Vorfreude, Ausgelassenheit und Aufregung., aber es macht mir so unglaublich viel Spaß.
Als die Musik das zweite mal angeht, verliere ich mich in ihr. Es fühlt sich so an, als wären tausende Besucher da, so, wie ich es mir erhofft hatte. Alle jubeln und rufen uns zu, sind begeistert von der Choreographie und Applaudieren nach dem Schlussbild. Während ich mich der Musik hingebe, bekomme ich nicht mit, dass sich Lando bei Alexandra und Charles gestellt hat und sich mit Charles unterhält.
"Musik aus, bitte!" Schlussbild. Ich stehe wie angewurzelt in der Mitte der Bühne, während alle anderen etwas Trinken gehen. Ich kann mich nicht bewegen, weil er mich ansieht. Alexandra klatscht Beifall und kommt zur Bühne, nimmt mich damit aus meinem gefangenen Blick. Ich gehe zu ihr an den Rand und Eva kommt mit meiner Wasserflache ebenfalls zu uns. Alexandra legt ihre Hände an den Rand der Bühne und stellt sich auf die Zehenspitzen.
Außer Atem sehe ich nochmal kurz zu Charles und Lando, bevor ich mich runter beuge. "Was will er hier?" Ich nehme einen Schluck aus meiner Flasche.
Alexandra druckst kurz. "Er hat sich bei uns entschuldigt.. und..", sie dreht ihren Kopf zur zu beiden Jungs bevor sie den Blick zwischen mir und Eva wechselt, "er hat keinen Satz richtig ausgesprochen bekommen, als er dich Tanzen gesehen hat." In ihrem Ton ist etwas spielerisches und ich kann nur den Kopf schütteln.
"Nn, Nn, das kannst du vergessen." sage ich weiter kopfschüttelnd und merke wie mir wie die Wut wieder aufkommt. Immerhin hat er sich bei seinen Freunden entschuldigt.. dass er sich bei mir Entschuldigt, erwarte ich garnicht erst. Sonntag Nacht geht unser Flieger zurück in die Staaten, ich glaube, ich will gar keine Entschuldigung von ihm..
----
So schnell wie er auf der Probe aufgetaucht ist, ist er auch wieder verschwunden. Zum Glück.. Eva stöhnt im Nebenraum herum, weil sie ihren Koffer nicht mehr zubekommt. Wir verbringen also wirklich die letzten Tage auf einer dicken Yacht.. verrückt..
"Alexandra ruft mich wieder an.." rufe ich über den Flur und gehe ran.
"Wie siehts aus? Seit ihr so weit?" will sie wissen. "So gut wie, gleich fertig."
"Perfekt, ich komme euch abholen, dann können wir euer Gepäck auf dem Weg zum Restaurant abladen, falls ihr soweit schon umgezogen seit?" sie formuliert ihren Plan mehr als Frage.
Bei dem Anblick an mir selbst, frage ich mich was Alexandra mit 'umgezogen' genau meint und frage lieber nochmal nach.
"Mhm, also was schickes, wenn ihr habt?" "Na klar" wirft Eva in den Raum und Alexandra informiert uns daraufhin, dass sie in 15 Minuten bei unserem Hotel wäre.
----
Als wir aus dem Auto aussteigen, stockt mir der Atem. Wir sind einige Zeit lang gefahren um zu diesem Restaurant zu kommen, aber der Ausblick der Veranda macht alles wieder gut. Die Sonne geht unter und das Gebäude wird vom Boden aus Beleuchtet, was es sehr wertvoll aussehen lässt. Der Hof ist mit einem Kiesbett ausgelegt, was den Weg zum Eingang etwas erschwert. "Ich hätte doch keine hohen Schuhe anziehen sollen." beschwere ich mich kleinlaut an Evas Ohr. Ich habe mich dazu entschieden, mein dunkelgrünes Kleid anzuziehen. Genau das, welches ich bei meinem Zusammenstoß mit Lando getragen hatte. Um innerlich, nostalgischerweise, genau mit dem aufzuhören, wie es angefangen hat. Vor der großen Tür, welche schon fast ein Tor ist, wartet Charles. Als er Alexandra sieht, leuchten seine Augen, aber ich kann es ihm nicht verübeln. Mit ihrem dunkelroten Kleid sieht sie umwerfend aus.
Vor dem Tor steht ein Mitarbeiter, der uns zurückhaltend begrüßt und uns zu unserem Tisch bringt. Von innen sieht es noch fast schöner aus. Mich zieht die Decke in den Bann, denn sie ist vollkommen aus Glas angefertigt. Das Abendrot leuchtet hinein und durch die vielen Blumen im Raum, bekommt das Restaurant eine gemütliche Atmosphäre. Alexandra kommt an mich heran. "Es ist unglaublich, oder?" Ich nicke benommen.
"Das beste an dem ganzen ist: Keine Paparazzi! Wir sind heute Abend also ganz unter uns." Charles zeigt mit einem Finger einmal durch den Raum. Erstaunlicherweise gibt es keine Fenster an den Wänden, sondern nur das große Glasdach. Ich bin kurz verwirrt als ich mich umsehe, aber tatsächlich habe ich Restaurants nie mit dem Aspekt betrachtet.
DU LIEST GERADE
Wenn er wüsste
FanfictionIhre Welten könnten nicht unterschiedlicher sein. Er- lebt ein leben in der Öffentlichkeit, ein erfolgreicher Rennfahrer in der F1 auf dem direkten weg die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Sie- lebt ein leben in der Dunkelheit, aufsteigende Nachtclub...