Die Vögel im Hintergrund machen die bedrückte Stimmung leichter auszuhalten.
„Wie unhöflich von mir, möchtest du etwas trinken?" entschuldigt sich Lando und stellt seine Tasse wieder auf den Tisch.
Ich verfolge seine Handlung, denn ich habe noch nicht ausgesprochen, da steht er schon auf. „Wasser, wenn du welches hast?"
„Natürlich." damit verschwindet er in dem Haus und ich lasse mein Blick nochmal über die Terrasse schweifen. Kurze Zeit später kommt er wieder und stellt sich hinter mich. Er beugt sich etwas zu mir, greift mit der rechten Hand an meine Schulter, damit ich mich umdrehe und gibt mir das Glas Wasser mit der linken Hand an. Seine Finger sind kalt und nicht mehr so warm wie gestern Abend. Trotzdem versetzt er mir einen Schauer und ich bedanke mich mit einem flüchtigen Lächeln um mir nichts anmerken zu lassen.„Danke fürs Jackett" versuche ich irgendwie ein Gespräch aufzubauen, nachdem er sich wieder gesetzt hat. Trotz des Windes ist die Luft dick. Es fühlt sich so erdrückend an und ich würde eigentlich am liebsten wieder gehen. Nur mein Gewissen kann Lando nicht so sitzen lassen, nachdem er mir gestern Abend von seiner Familie erzählt hat.
„Natürlich doch." er atmet schwer aus, „kann ich dir was anvertrauen? Ich meine ich hab's dir quasi schon erzählt und die Wahrscheinlichkeit, dass du es nicht schon weist ist klein aber..."
Ich unterbreche ihn, lege meinen Kopf zur Seite. „Lando.."Er sieht mich an und ich könnte aus Reflex an zu weinen. Fuck sieht er traurig aus!
„Ich kann dich dabei nicht ansehen.. Ich habe es bisher niemanden erzählt, da es eh alle bereits wissen.."
Ich schlucke und verfluche meine Nachforschung von gestern Abend. Um ihn jetzt nicht nochmal zu unterbrechen, beschließe ich still und heimlich es für mich zu behalten und ihn seine Sichtweise erzählen zu lassen.
„Naja, 2018 habe ich mein Debüt in der f1 gemacht. Also mein aller erstes Rennen in der höchsten Klasse des Motorsports..."
Ich bin dankbar, dass er es mir einfacher erklärt und muss etwas schmunzeln als er mit den Händen gestikuliert, aber dabei stur zur Seite sieht.
„... Meine Eltern wollten mich damals unterstützen kommen. Wir haben einen Sponsor, also sind sie mit einem kleinen privaten jet unterwegs gewesen.. dieser hat den Druckausgleich nicht richtig vollzogen und die Sauerstoffmasken sind anscheinend nicht richtig.. oder zu spät aus den Fächern gefallen.." er schluckt und ich sehe wie schwer ihm es fällt.
„Das Flugzeug konnte landen, da dem pilot und co Pilot nichts passiert ist, aber meine Eltern und die Besatzung des Flugzeugs.. sie.. sie sind ‚eingeschlafen' und nicht wieder aufgewacht.. zumindest war das der Wortlaut des Arztes.."Oh Gott..
Unbemerkt rollt mir eine Träne über die Wange, weil sein Gesicht voller Schmerz ist. Ich bin sprachlos und starre auf mein Glas Wasser. Als er mich ansieht, schenkt er mir einen mitleidigen Blick.
„Lando, Ich.."
„Bitte kein Mitleid! Bitte.." er hebt die Hand kurz und sieht auf seine Fingernägel.
Ohne groß nachzudenken stehe ich auf, gehe zu ihm und setze mich neben ihn. In meinem Kopf ist es grade egal, dass neben mir Lando Norris sitzt. Grade jetzt ist er einfach nur ein Freund der bestand braucht, weil er alles verloren hat, was wichtig ist.
Ohne groß nachzudenken umarme ich ihn.Irgendwie habe ich erwartet, dass er es ablehnt, mich abstößt, aber überraschend lässt er es zu und legt seine Arme um meinen Oberkörper.
Wir bleiben einfach einige Momente so, als er sich zu lösen beginnt.
„Danke" flüstert er leise, sieht aber direkt auf seine Hände und zieht sich die Ärmel über die Hände. Ich merke das es ihm unangenehm ist, also rücke ich etwas nach hinten.„Dafür doch nicht." Ich versuche die Stimmung etwas zu verbessern und sehe ihn an.
„Doch, dafür das du einfach du bist." sagt er schnell und überrascht mich mit seiner Aussage.
Er sieht jetzt auch mich an, aber ich kann nichts antworten. Mein Mund steht offen und er spricht weiter.„Bailey, bisher hat niemand mit mir darüber gesprochen und alle haben mich nur mit Samtpfoten angefasst. Ich bin dankbar, dass du einfach so unvoreingenommen bist.. so einfach du selbst.."
Ich schließe meinen Mund und muss etwas schmunzeln. Sein Gesicht hat sich etwas gelockert.
Kurz runzelt sich meine Stirn und ich blicke kurz an Lando vorbei, denn jetzt ist die Situation mir unangenehm.
„Danke" bringe ich nur zögerlich hervor.Wieder herrscht Stille zwischen uns.
„Mnn, hast du Hunger?" fragt er.
„Was?"
Er steht auf, hält mir die Hand offen hin und erwartet, dass ich aufstehe.
„Na los, wir kochen."
Ich blicke erst auf seine Hand, danach in sein Gesicht. Er sieht.. befreiter aus, als wär er sogar etwas erleichtert, dass er darüber gesprochen hat. Mir ist bewusst, dass er nur kurz erzählt hat, aber ich glaube sogar ein kleines Lächeln erkannt zu haben.Als ich wieder auf seine Hand blicke, lege ich meine in seine und er hilft mir von der Couch hoch.
Ich bleibe in der Terrassen Türe stehen und Lando dreht sich präsentierend im Raum um. Die Küche ist offen gestaltet und grenzt direkt an dem Esszimmer, es ist alles in Brauntönen gestaltet.Um ganz ein anderes Thema anzuschneiden beobachte ich ihn einen Moment bevor ich was sage. „Ist das hier eigentlich dein Haus?" langsam gehe ich um den Esstisch herum und lasse spielerisch meine Finger über den Tisch gleiten.
Die dicke Stimmung von vorhin scheint wie verschwunden zu sein. Lando öffnet den Kühlschrank atmet einmal tief, als würde er die Traurigkeit weg atmen, und blickt über die Schulter.
„Was denkst du?" er grinst schelmisch.
Ich bin froh, das er abschalten kann, aber bleibe trotzdem skeptisch.Irgendwie habe ich das Gefühl, dass der Eisberg noch tiefer ist..
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Wenn er wüsste
FanfictionIhre Welten könnten nicht unterschiedlicher sein. Er- lebt ein leben in der Öffentlichkeit, ein erfolgreicher Rennfahrer in der F1 auf dem direkten weg die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Sie- lebt ein leben in der Dunkelheit, aufsteigende Nachtclub...