27. Ich wusste nicht wie ich es dir erklären soll

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„Lass das." er dreht sich zu mir und hält mich an dem Handgelenk fest, auf dem ich fein säuberlich, die Glas Scherben gestapelt habe.
Ich kann nicht anders, als ihn finster anzusehen.
„Nicht, wenn du dich weiterhin verhältst wie ein Arschloch!" Ich merke wie jetzt in mir Wut aufkommt. Um mich selbst davon abzuhalten, auch an die Decke zu gehen atme ich einmal tief durch und schließe die Augen.

Landos Hand liegt warm auf meinem Handgelenk und ich kann seinen Blick spüren. Er ist nicht mehr so aggressiv wie eben im Esszimmer. Es sieht so aus als hätte er realisiert, was er angerichtet hat. Wir bleiben einen Moment so sitzen. Er auf der Couch und ich kniend vor dem Chaos, was er fabriziert hat.

„Ich.. fuck.. keine Ahnung was du mit mir machst!" er lässt mich los um über sein Gesicht zu fahren und es fühlt sich direkt kalt in mir an.

Ich bin sprachlos und sehe ihn an. Wie meint er das? Was will er mir damit sagen?

„Du bist die erste die.. Du.. FUCK.." er schreit in die Nacht hinein und ich ziehe meine Augenbrauen zusammen. Was will er mir sagen?

„Ich habe das Gefühl du verstehst mich, Bailey.. das Gefühl hatte ich bereits, als du mir im Club begegnet bist. Du bist nicht wie alle anderen, die nur nach meinem Ruhm und meiner Aufmerksamkeit suchen. Dir ist egal wer ich bin und du weißt was du willst. Ich bin fasziniert von dir und deinen Zielen, davon, das ich das Gefühl bekomme, mit deiner Hilfe bekomme ich alles überwunden. Ich.. Ich wusste bereits nach unserem Zusammenstoß, dass ich dich wieder sehen muss, also.." er stoppt.

Langsam lege ich meinen Kopf zur Seite. „Also, was?" flüstere ich beinahe, denn ich habe Angst vor dem, was er jetzt sagt.

„.. also habe ich meine Kontakte spielen lassen, damit du hier auftreten kannst.." er sieht mich an, den Tränen nahe, weil er sich schuldig fühlt.

Mir erlischt meine Fassung im Gesicht. Er hat was? Mit jeder Sekunde wird mir immer bewusster, dass die ‚große Chance' meiner Karriere gefälscht ist. Schnell schaue ich auf den Boden, weil ich seinem Blick nicht standhalten kann. Ich lasse die Scherben fallen und stehe schnell auf. Ich habe das Gefühl mein Herz reißt. All die Vorfreude, all die Aufregung für den Gastauftritt hier in Spanien ist gefälscht.. gefälscht von ihm.. er ist gefälscht..

„W-was?" meine Stimme bricht endgültig. Hitze macht sich in meinem Gesicht bemerkbar und ich versuche erst garnicht meine Tränen zurückzuhalten. Er hat mich verarscht.. Er hat mich glauben lassen, ich komme meinem Traum näher..

Aus meiner Trance höre ich ihn sich erklären, aber ich bekomme nur Bruchteile mit..
„.. ich wollte nicht.." „Bitte glaube mir.."

„Ich wusste nicht wie ich es dir erklären sollte.." er versucht nach mir zu greifen, aber ich weiche schnell zurück. Vor ein paar Minuten habe ich mich nach seinem Kontakt gesehnt, aber jetzt kann ich es nicht ertragen.

Ich sehe ihn an, nur kurz, denn sein Blick zerreißt mein letzten Funken Hoffnung, dass die Kameras aus ihren versteckten kommen, und mich mit den Worten ‚Alles nur ein Spaß' begrüßen. Ich hoffe so sehr, dass er nur Spaß macht, aber es ist nicht so.. er hat mich wirklich einfliegen lassen, mit dem Gedanken, ich komme meinem Beruflichen Traum näher, während er bereits alles erreicht hat und sich alles leisten kann, anstatt offen über seine Gefühle zu sprechen...

Vielleicht habe ich ihn doch richtig eingeschätzt.. vielleicht ist er doch genau das Egoistische Arschloch, was ich immer gedacht habe..

———

Alexandra und Eva liegen neben mir. Beide schnarchen leise vor sich hin. Auf der einen Seite bin ich dankbar, dass ich den Rest der Nacht nicht alleine bin, aber auf der anderen Seite habe ich das Gefühl zu platzen.
Für mich ergibt alles keinen Sinn. Mit welcher logischen Schlussfolgerung, macht Lando das? Hätte er mich auf ein richtiges echtes Date gefragt, hätte ich vermutlich nicht nein gesagt, weil mein schlechtes Gewissen über dem neuen Handy viel zu groß war.. Aber er hat es nicht..
Stattdessen hat er mich wie ein Schoßhündchen behandelt und mir ist es nichtmal aufgefallen..

Ich lese mir die E-Mail nochmal durch, die Einladung zur Eröffnungsfeier und muss stöhnen. So leise wie möglich stehe ich auf und setze mich auf meinen Balkon. Die Sonne geht bereits auf, was bedeutet, dass es jetzt nur noch 2 Tage sind. Heute ist Freitag.. mir wird schlecht..

Langsam schiebt sich die Balkontür auf und Evas Blick trifft meinen. Flüchtig lächeln wir uns an. Ich hebe die Füße vom zweiten Stuhl, damit Eva sich setzen kann. Mit einer winkenden Handbewegung, sagt sie mir, dass ich meine Füße wieder auf ihre Beine legen soll.

„Was eine Nacht nh?" Ich höre ihre Enttäuschung.
„Du sagst es.." Ich schlucke den Kloß in meinem Hals herunter.

„Willst du drüber reden?" fragt sie vorsichtig.

„Es tut mir leid Eva, ich habe echt gedacht, dass ist unser Durchbruch.." entschuldige ich mich.

„Du wusstest doch genau so wenig wie ich!" sie lacht leise auf.

„Trotzdem.. Ich.."

„Bailey.. ich würde deinem schlechten Gewissen manchmal gerne den Mund verbieten! Du kannst nichts dafür!
Pass auf, wir ziehen das durch und danach vergessen wir Ego Norris, okay?" Wir sehen uns an.

„Okay." versuche ich so überzeugend wie möglich zu klingen. Sie hat ja recht. Die Choreo können wir, und wir können schlecht unsere Tanzgruppe zwei Tage vorher im Stich lassen.

„Machen wir uns heute einen entspannten Tag am Strand?" frage ich Eva leise.

„Macht ihr etwa Pläne ohne mich?" lacht Alexandra aus unserem Bett.

„Ich habe eine bessere Idee, Mäuse!" sagt sie gähnend und ich hebe meine Augenbrauen zu Eva.

Wenn er wüssteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt