18. Autogramm

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Die Führung endete bei den jeweiligen Garagen der Teams und ich lerne minütlich mehr dazu. Mit der Zeit kann ich verstehen, warum die Leute so verrückt nach diesem Sport sind. Es ist spannend und man hofft natürlich darauf, dass sein Wunschteam gewinnt.
In der Boxengasse, so hat es unser Gruppenführer betitelt, ist es unerträglich laut. Einige Materialien werden noch aufgebaut, geschweißt oder geputzt und jeder hat irgendeine Aufgabe..

Die Ferrari Garage leuchtet in Rot und hebt sich von den grauen Betonplatten ab. Charles Gesicht prahlt neben seinem Namen und seiner Fahrernummer an der wand. Ich muss Schmunzeln und Eva sieht mich an. Ihr Ellenbogen rammt sie mir ein paar mal in die Seite und presst ihre Lippen aufeinander, als ich nach unten blicke um nicht noch rot anzulaufen. Scham und Nostalgie macht sich in mir breit, als ich wieder daran erinnert werde, dass ich mich mit einem Rennfahrer in seinem Auto getroffen habe, um zu reden..

Die Frauen aus unserer Gruppe quietschen und ein laustes Raunen der Männer lässt mich wieder aufblicken. Charles steht vor uns und grinst in die Runde. Direkt fällt mein Lächeln und ich verstecke mich etwas hinter Eva. Er hat mich nicht entdeckt, zumindest hoffe ich das, und das soll auch so bleiben. Was macht er hier? Also, natürlich ist es seine Garage, aber das Rennen ist erst am Wochenende. Warum ist er jetzt schon hier? Charles vergibt direkt Autogramme und macht Bilder mit meinen Tanzkollegen. Eva scheint mein schnelles verschwinden nicht bemerkt zu haben und stellt sich näher ans Geschehen heran. Sie dreht sich nach mir um und macht mir eine Geste zum näher kommen. Ich will eigentlich nicht nochmal mit ihm sprechen und schenke ihr ein gequältes Gesicht.

Wo ist das Loch im Erdboden, wenn man es braucht?!

Die ersten haben ihre Selfies gemacht und gehen die Boxengasse weiter entlang, was die Gruppe auseinandersetzt. Ich spüre mein Herz in meine Brust schneller schlagen und bin genervt, dass mein Körper so reagiert, obwohl es keinen Grund für diese gibt.

Viel mehr darüber nachzudenken kann ich nicht mehr, denn sein Blick trifft meinen und ich schlucke unwillkürlich. Meine Gedanken und Sorgen waren natürlich grundlos. Wie Charles die Situation handhabt fasziniert mich.. Ich konnte an seinen Mundwinkeln erkennen, das er mich erkannt hat, aber seine Mimik ist gleich geblieben. Erst als ich mit Eva die letzte bin, lacht er und begrüßt uns anders als die anderen.

„Das ich dich so schnell wieder sehe hätte ich nicht gedacht! Ich hatte wieder vergessen, dass du, oder besser gesagt ihr, hier tanzt." er grinst und senkt seinen Blick um eine Autogrammkarte für Eva zu signieren.
Da ich nicht so richtig weiß, was ich sagen soll stimme ich ihm zu.
„Dann seit ihr bestimmt auch heute Abend auf der Gala?" Ich sehe Eva fragend an und richte mich dann wieder zu Charles, der die Karte in Evas Richtung hält.

„Nein, welche Gala?" frage ich nach.
„Oh, ein Kollege veranstaltet ein Benefizkonzert für den guten Zweck. Aber dann seid ihr bei der Party danach??" Seine Frage ist mir viel Nachdruck. Ich schüttle den Kopf und er legt den Kopf zur Seite.

„Das geht nicht,", Charles lässt den Kopf wieder sinken, unterschreibt eine weitere Karte und hält sie mir vor den Körper, „ich lasse euch auf die Liste setzen und ihr seid meine Gäste!"
Wie in Trance sehe ich die Karte und dann Charles an. Ich nehme sie zögerlich und bevor ich antworten kann, übernimmt Eva neben mir die Gelegenheit.
„Omg, natürlich kommen wir!" mein Blick schnellt zu ihr rüber. „Eva wir..."
„Psst, wir kommen! Wann und wo?" unterbricht sie mich und strahlt in Charles Richtung.

Da Charles scheinbar keine Situation aus den Händen läuft, handelt er auch jetzt super gelassen und stößt ein Lachen aus. „Ich schreibe es dir, in Ordnung?" er zeigt mir dem Finger auf mich, während er sich schon zum gehen umdreht und nichtmal eine Antwort erwartet.

Ich bin wie eingefroren und sehe ihm nach, bis er in seiner Garage verschwindet. Eva quietscht neben mir. „Omg.. was war das denn?" fragt sie rhetorisch.

Ich schnaube, und wir gehen den anderen hinterher. „Ich hab keine Ahnung!" Ich sehe Eva an und muss feststellen, dass ich kein einziges Mal einen richtigen Plan habe, was passiert, seit wir hier sind.
Eva schwärmt vor sich hin, wie ‚unglaublich cool' diese Party bestimmt ist und macht sich jetzt bereits Gedanken über ihr Outfit.

„Oh, wir müssen shoppen! Wo hast du nochmal dieses süße Kleid her bekommen?"
Ich grinse sie an.

„Shoppingtour?" Eva nickt und ich freue mich, denn darauf habe ich jetzt richtig Lust.

Wenn er wüssteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt