21. Planung

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"Will!? Ich bin's Liz!"

Ich klopfte schon zum dritten Mal, als er dann endlich die Tür öffnete.
"Hey, Liz. Was ist passiert, dass du so aufgeregt bist?"

Er sah verwirrt aus und lies mich in sein chaotisches Zimmer.

"Will? Ich glaub, ich drehe gerade durch...", erklärte ich ihm und genauso fühlte es sich an.
Ich war an der Grenze zwischen weinen und schreien, zwischen Hass und Verzweiflung, zwischen rennen und fallen...
Ich war komplett durcheinander nach dem Treffen mit meiner Mutter und musste erst einmal alles ordnen.

Will packte mich sanft an den Schultern und schaute mich besorgt an.
"Okay. Du setzt dich jetzt erst mal hin und dann erzählst du mir alles, ja?"
Und das tat ich dann auch.
Ich erzählte ihm alles, von Anfang bis Ende des Treffens und er hörte mir die ganze Zeit zu.

Als ich letztendlich auf dem Bett zusammensackte, nahm er mich in den Arm und mir ging es schon wieder besser, nur ein wenig besser, aber besser.
Er sagte nichts zu dem Verhalten meiner Mutter, dafür war ich ihm dankbar.

"Ich will einfach nur noch weg von hier, verstehst du?"

Will nickte.
"Und wie ich das verstehe.
Und deswegen wird es auch Zeit, dass wir endlich den Schlüssel für den Heizungskeller nutzen und einen Ausweg finden."

*

Später saßen wir alle zusammen ins Bellas Zimmer und diskutierten.
"Aber wollen wir wirklich schon jetzt abhauen? Ist das wirklich der passende Zeitpunkt?", fragte Lola.

"Ja! Natürlich ist er das! Wir können auch gerne noch zehn Monate warten, aber das bringt uns nichts!", erwiderte Will leicht genervt.

"Okay. Ist ja gut. Aber was ist mit Geld? Wie sollen wir uns fortbewegen? Keiner von uns kann Auto fahren!
Merkt ihr denn nicht, dass wir ziemlich viele Probleme auf einmal haben, wenn wir jetzt abhauen?!", warf Nick besorgt ein.

Diesmal räusperte ich mich und antwortete ihm, denn ich hatte schon eine Menge Ideen.
"Fahrräder. Das ginge."

"Und woher kriegen wir die?", fragte Lola.

Ich schaute zu Will rüber. Dieser kratzte sich am Hinterkopf.
"Ich nehme an, dass wir die klauen müssen. Anders geht's nicht."

"Und was ist mit Geld?", fragte Nick, der die Stirn in Falten gelegt hatte und kritisch in die Runde schaute.

"Ich hab 100 Euro hier", sagte Will und sein Blick wanderte zu mir.

"Ich hab wenig. Knapp 50 Euro. Aber ich könnte nach Hause und noch was holen...", murmelte ich.

Wir kamen auf die Idee, dass es eventuell gut wäre, bei irgendjemandem zu Hause Essen und anderes zu besorgen.
Für den Anfang, damit wir etwas Geld sparen konnten.

"Okay. Das heißt, wir gehen zu jemandem. Was, wenn die Familie da ist?", fragte Bella.

"Meine Mutter ist sicher arbeiten. Jedenfalls vormittags. Da hätten wir genug Zeit. Vor allem ist es nicht so weit weg. Außerdem hab ich den Schlüssel zum Haus sogar noch", teilte ich mit.

"Okay. Ich hab einen Vorschlag:
Wir haben bis morgen Abend Zeit zu packen.
Außerdem müssen wir inzwischen Essen aus der Cafeteria mitgehen lassen. Damit wir genug für den Weg zu Liz zum Essen und Trinken haben.
Packt nur das Wichtigste ein. Kleidung, Schuhe, Geld und was ihr sonst noch für wichtig haltet.
Wenn ihr fertig gepackt habt, seht zu, dass ihr euch Dinge anzieht, die nicht so auffällig sind.
Wir werden schließlich abhauen."
Will grinste leicht.

"Wo treffen wir uns dann morgen Abend?", fragte ich.

"Am besten schon im Keller, oder? Und Bella, vergiss den Schlüssel nicht!", sagte Will.

Bella nickte. "Den vergesse ich schon nicht, keine Sorge. Ich hätte da aber noch ne Frage: Wenn wir das tatsächlich hier raus schaffen, was dann?"

"Dann gehen wir zu mir und holen neue Vorräte. Das machen wir vormittags. Wir haben also die ganze Nacht Zeit, zu mir zu kommen.
Danach...Danach können wir hin, wo wir hin wollen, nicht wahr?", ich schaute zu Will, der breit grinste.

"Erst mal müssen wir es zu Liz' Haus schaffen. Dann sehen wir weiter, okay?"

Alle nickten.

"Dann würde ich sagen: Fangt an zu packen und wie gesagt, wir brauchen genug Proviant für den ersten Weg zu Liz."

Wieder nickten alle.

"Wir sind echt verrückt, oder?", grinste Nick.

"Wir sind eben Freaks, na und?"
Lola lachte.

Wir alle lachten und es tat so gut, zu lachen.

Immer wenn ich bei meinen Freunden war, vergaß ich die Welt und meine ganzen Probleme.

Ich war so froh, sie zu haben.

Auch wenn wir alle echt verrückt waren.

Wer bricht schon aus einer Klink aus?

Ja, wir würden es tun, dachte ich und lächelte.

Und wir würden es schaffen, dachte ich.

Freaks [wird überarbeitet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt