[Musik, wenn man will:
- How to save a life von The Fray (was ich leider nicht einfügen kann. Warum, weiß ich nicht)
Oder auch Tomorrow von Daughter (das gibt's aber oben)
oder andere eher traurigere Lieder. Passt irgendwie zum Kapitel.]~
Der Boden unter den Schuhen der Ärzte quietschte, als sie quer an uns vorbeiliefen.
Überall waren Ärzte, doch keiner wollte uns sagen, wie es ihr ging.
Ich saß kerzengerade auf einem der grünen Stühle im Wartezimmer, was von durchsichtigen Scheiben umringt war und keine richtige Tür besaß.
Deswegen konnten wir auch beobachten, wie die, in den weißen Kitteln, überall umher liefen.Nervös kaute ich an meinen Fingernägeln, während sich Nick neben mir die Haare raufte, Will versuchte, ruhig zu bleiben und Lola schon wieder einen Arzt aufsuchte, um nach Bella zu fragen.
Das, was vor knapp zwei Stunden passiert war, spielte sich nochmal vor meinen Augen ab.
Wie Nick nach einer Weile zurückkam mit Bella im Arm, deren Arme schlaff herunterhingen.
Ich erinnerte mich, wie Will einen Krankenwagen gerufen hatte und wie ich einfach nur angewurzelt neben Bella gesessen hatte und ihre kalte, kleine Hand gehalten hatte, bis die Sanitäter sie auf eine Trage gelegt hatten und wir uns alle in den Wagen gezwängt hatten.
Ich erinnerte mich an Bellas blasses Gesicht und daran, dass ich mir keine Gedanken um sie gemacht hatte.
Sie hatte Tage nichts gegessen und wenn, dann hatte sie es direkt wieder raus gewürgt.
Wie konnte ich nur so dumm gewesen sein? Ich hatte gedacht, es wäre alles gut. Dabei war Bella vor meinen Augen immer schwächer geworden und ich hatte sie nicht mal gefragt, wie es ihr ging.
Ich war ein schlechter Mensch, dachte ich.Und nun saß ich also neben meinen Freunden und schaute auf eine der Zeitungen, die in der Mitte des Raums auf einem kleinen Tisch lagen.
Eine blonde Frau mit Zahnpasta-Lächeln präsentierte ihre Brüste auf dem Cover, während sie auf eine Erdbeere biss.
Wie unpassend, dachte ich und als Lola den Raum betrat, schaute ich auf."Die wollen mir nichts sagen, weil ich nicht zur Familie gehöre! Die haben doch keine Ahnung! Natürlich gehöre ich zu ihr! Wir gehören alle zu ihr und wir haben verdammt nochmal das Recht, zu wissen, wie es ihr geht!", fluchte sie und ballte ihre Hände zu Fäusten.
"Wir können es nicht ändern, Lola", murmelte Nick, der seinen Kopf immer noch auf seine Hände gestützt hatte und den Blick zum Boden gerichtet hatte.
"Sie sagen, dass ihre Mutter unterwegs ist. Ich weiß noch nicht mal, wer sie ist.
Ich weiß noch nicht mal, in welchem Krankenhaus wir sind", schluchzte Lola und lies sich neben Nick auf einen der grellgrünen Stühle fallen."Ich hab nichts bemerkt", spreche ich meine Gedanken aus. "Ich hab nicht mal gemerkt, dass es ihr schlecht ging."
Da wir alleine im Wartezimmer waren, störte es niemanden, dass wir so redeten.
"Keiner von uns hat etwas gemerkt, Liz", sagte Will und legte mir eine Hand auf die Schulter.
"Nicht noch mal, bitte", flehte ich redete dabei mit einem Gott, an den ich nicht glaubte.
Ich bat irgendeine höhere Macht, Bella am Leben zu lassen.
"Bitte. Bitte. Lass sie hier bei uns."Tränen bahnten sich den Weg über meine Wangen hinunter und tropften über mein Kinn auf mein Sweatshirt.
"Ich kann sie nicht gehen lassen", sagte ich ins Leere und schluchzte.
Ich kann nicht ohne sie, dachte ich. Nein, dachte ich.
Sie muss das schaffen, dachte ich und rieb mir die müden, verheulten Augen."Sie wird das schaffen. Sie ist stark. Sie kann das. Ich meine, sie ist Bella. Bella schafft alles", sagte Nick und man hörte aus seiner Stimme heraus, dass er auch sich selbst damit ermutigen wollte.
*
Lola war eingeschlafen und lehnte an Nicks Schulter, der den Kopf nach hinten gegen die Wand gelehnt hatte und ebenfalls schlief.
Will saß neben mir und war schon so weit in seinem Stuhl runtergerutscht, dass er fast lag. Aber auch er schlief.Nur ich war noch wach und saß einfach nur da.
Eine Frau stieß zu uns und setzte sich uns gegenüber. Ihr Blick glitt über uns und blieb an mir hängen."Hallo", lächelte sie leicht, doch sie wirkte so, als ob sie total am Ende war.
"Guten Tag", antwortete ich und sie runzelte die Stirn. Man könnte fast meinen, sie wirkte besorgt.
"Auf wen warten Sie?", fragte die Frau mit den dunklen, langen Haaren und legte ihren Kopf schief. Ich schätzte sie auf ungefähr 40 oder älter.
Ich beschloss, mit ihr zu reden. Vielleicht lenkte es mich sogar etwas ab oder beruhigte mich etwas.
Mit dieser Hoffnung antwortete ich ihr: "Einer Freundin von uns allen geht es momentan ziemlich schlecht. Und Sie?"Sie seufzte leise. "Das tut mir leid. Hoffentlich geht es ihr bald besser.
Ich? Ich warte auf meinen Mann. Wenn man es warten nennen kann.""Was hat er denn? Wenn ich fragen darf...?"
Sie faltete ihre Hände im Schoß und nickte. "Krebs in den Lungen und überall."
"Krebs ist scheiße", sagte ich murmelnd und sie lachte heiser auf.
"Da haben Sie recht. Er wird gerade operiert. Sie werden bald wissen, ob er es schaffen wird oder nicht.
Bald weiß ich, wie lange er bei mir sein wird."
Eine Strähne fiel ihr ins Gesicht und sie strich sie sich zurück hinters Ohr.
"Was hat Ihre Freundin?"Ich überlegte, wie ich mich am besten ausdrückte.
"Ich sag's mal so: Sie kauft sich Kekse, isst sie aber nicht. Und sie hatte lange keine Kekse mehr gegessen. Verstehen Sie?"Sie warf mir einen mitleidigen Blick zu. "Ich war in meiner Jugend auch so. Das verfolgt einen ein Leben lang. Noch heute fühle ich mich manchmal schlecht, wenn ich etwas esse.
Doch glaub mir, deine Freundin ist jung und schön und man kann das alles schaffen. Sie wird es schaffen."Und wieder liefen mir die Tränen übers Gesicht.
"Ich wünsche Ihrem Mann alle Kraft der Welt.""Danke", lächelte sie müde. "Ich wünsche mir, dass Ihre Freundin bald wieder auf den Beinen steht."
"Danke", erwiderte ich.
Sie griff nach der Zeitung auf der die blonde Erdbeerfrau war und blätterte darin.
Etwas nagte an mir und deswegen fragte ich sie.
In meinem Rausch der Müdigkeit und er Erschöpfung war ich wesentlich offener, dachte ich."Wie können Sie so ruhig bleiben? Das ist keineswegs böse gemeint. Nur Ihr Mann wird operiert und ich frage mich einfach, wie man da die Ruhe behalten kann", fragte ich und sie schaute auf.
"Ich sitze oft hier, sehr oft.
Mittlerweile hab ich das im Gefühl, wenn es ihm gut geht oder nicht.
Und gerade sagt mir mein Herz, dass er alle Kraft besitzt, um zu kämpfen. Er ist bereit, zu kämpfen und er wird es schaffen. Ich glaube an ihn. Ich werde immer an ihn glauben, auch wenn er es nicht schafft.
Er ist mein Mann. Ich bin seine Frau. So wird das immer sein, egal, was passiert."Ihre Worte lösten etwas in mir aus, was mich an Bella glauben lies.
Ich glaubte daran, dass Bella kämpfen würde.
Dass sie es schaffen würde.Ja, sie schafft das, dachte ich.
DU LIEST GERADE
Freaks [wird überarbeitet]
Teen Fiction[Achtung: Wer mit dem Thema Depressionen, Selbstverletzung, Bulimie, o.ä. nicht umgehen kann, sollte diese Geschichte auf keinen Fall lesen] Allison Baker leidet unter Depressionen und wird deshalb in eine Einrichtung für Jugendliche ein...