Freaks [wird überarbeitet]

11. Dreamteam

Drei Tage später saßen wir zusammen auf einer Bank neben dem Sportplatz. Lola und Will waren noch nicht da, aber sie wollten noch kommen.
Mittlerweile war ich seit knapp einem Monat hier in der Einrichtung Woods.
Ich bevorzugte Einrichtung. Klinik klang viel mehr nach Krankheit. Und Krankheiten waren einfach nur scheiße, dachte ich.
"Nick!", kreischte Bella, als er sie in einer Bewegung hoch hob und zum Sportplatz trug. Ich blieb sitzen und schaute lächelnd zu, wie die beiden anfingen, Basketball zu spielen.
"Na?", fragte jemand hinter mir. Ich erkannte diese Stimme. Es war Will und er war verdammt nah bei mir, denn ich spürte seinen Atem an meinem Ohr.
Schnell drehte ich meinen Kopf und wir waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Lange starrten wir uns in die Augen. Viel zu lange.
Irgendwann räusperte ich mich und er zuckte zusammen.
Er sprang über die Lehne und setzte sich neben mich.
"Was machen die denn da?", lachte er und deutete auf unsere Freunde.
"Ich glaube, sie spielen Basketball."
"Danach sieht's nicht aus. Eher wie zwei Bekloppte, die versuchen einen viel zu platten Ball in einen viel zu schrägen Korb zu werfen."
Ich grinste. "Du hast Ahnung von Basketball?"
"Nein. Das ist reine Beobachtung."
"Du beobachtest sowas?"
"Manchmal."
Seltsame Unterhaltung, dachte ich.
"Liz?"
"Ja, Will?"
Das erste Mal korrigierte er mich nicht mit irgendeinem Namen, dachte ich jedenfalls, doch dann tat er es doch und ich musste lachen.
"Jack ist mein Name für diesen Tag."
"Okay, Jack. Was ist?"
"Mein Bruder will mich besuchen."
"Das ist doch toll, oder nicht?", fragte ich und Will oder auch Jack seufzte.
"Naja. Ich weiß nicht so ganz. Klar, würde ich ihn gerne sehen, aber irgendwie auch nicht. Ich meine, er hat mich seit einem Jahr nicht besucht. Warum dann jetzt?"
"Gib ihm eine Chance", sagte ich und er nickte leicht.
"Ja, vielleicht sollte ich das. Aber - das klingt jetzt sicher komisch - würdest du vielleicht dabei sein, wenn ich ihn sehe? Ich will nicht alleine sein."
Ich boxte ihm leicht gegen die Schulter und grinste.
"Klar, ich bin dabei."
"Danke", sagte er kurz, stand auf, griff nach meiner eiskalten Hand und zog mich mit.
Seine Hand war weich und warm, es war wunderschön, sie zu halten, dachte ich.
Kurz darauf standen wir auf dem Basketballfeld.
Bella versuchte immer und immer wieder, den Ball auch nur ansatzweise so hoch zu werfen, wie der Korb hoch hing.
Nick zielte nie richtig.
Will stand etwas abseits und grübelte über die Schräge und Höhe und sonst was nach. Ich dagegen versuchte das gleiche wie Bella.

Auf einmal spürte ich zwei starke Arme hinter mir, die meine Hände umfassten, die um den Ball lagen.
"Mit mehr Kraft", raunte Will mir ins Ohr. Ich bekam eine Gänsehaut und mein ganzer Körper kribbelte. Was war nur mit mir los?
Seine Wärme zu spüren war so unfassbar angenehm und wie seine Hände auf meinen ruhten, brachte mich zum Lächeln.
"Okay. Auf drei werfen wir", hauchte er mir ins Ohr.
"Drei!"
Mit zusätzlicher Kraft flog der Ball durch die Luft. Wie in einem der kitschigen Highschool Filme, in denen sie das entscheidende Spiel gewinnen müssen, stand der Ball auf dem Rand des Korbs, bevor er dann doch durchs Loch viel und auf dem Boden landete.
Nick klatschte und Bella jubelte.
Ich drehte mich um und unabsichtlich lag ich in Wills Armen. In seinen großen, empfänglichen Armen und ich spürte, wie er lächelte.
"Wir sind voll das Dreamteam", flüsterte er leise und die Röte drang in mein Gesicht vor. Ich wollte mich nicht von ihm lösen, aus Angst, jemand könnte mein Gesicht sehen, dass ich momentan noch in seinem Pulli versteckte.
Klar, würde man es sehen. Rot wie eine Tomate löste ich mich von ihm und er grinste frech.
"Reine Beobachtung", grinste er und zwinkerte mir zu.