Kann man, wenn man tot ist, immer noch die aufdringliche Blicke der anderen auf seinem Körper spüren? Ich denke nicht.
Als wäre ich von einem Auto überrollt worden, öffnete ich quälend meine Augen. Doch anstatt in meinem lebhaften Zimmer aufzuwachen, befand ich mich in einem vollkommen weißen Raum. Die Wände waren leer und die einzige Kommode, die sich in diesem Zimmer befand, war voll mit Klamotten. Um es genau zu sagen, lagen dort Männliche Klamotten.Komplett verwirrt sah ich mich weiter um und erkannte dann den Grund, wieso ich mich so unglaublich beobachtet gefühlt hatte. Enrico saß gegenüber von mir auf einem Hocker, der sehr unbequem aussah und sah mich aufmerksam an. Zwischen seinen Augenbrauen hatte sich eine Sorgenfalte gebildet, die trotz meines Schmunzelns nicht weg ging.
>> wie geht es dir? <<, fragte er. Anstatt völlig unbeholfen zu sein, saß er dort ganz entspannt und sah mich wachsam an. Nachdem ich mich räuspernd aufgesetzt hatte, ließ ich mir Zeit für die Antwort. Denn eigentlich ging es mir recht gut, außer dass mein Körper höllisch schmerzte und ich pochende Kopfschmerzen hatte. >> ganz gut so weit <<, erwiderte ich. Mein Mund war trocken, somit leckte ich mir über meine Lippen, die sich genauso trocken anfühlten.
Enrico erhob sich und lief dann in einen angrenzenden Raum, kurze Zeit später kam er mit einem Glas Wasser wieder, was er mir kommentarlos überreichte. Dieser Kerl war alles, aber nicht normal. >> danke <<, sprach ich leise und trank dann gierig das gesamte Glas leer. ALs mein Blick nach draußen flog, erkannte ich, dass es bereits dunkel war.
>> wie viel Uhr haben wir es? <<, fragte ich ihn schockiert. >> Einundzwanzig Uhr Siebzehn <<, erwiderte er ruhig. Vollkommen durch den Wind sprang ich aus dem harten Bett und bereute es in der Sekunde, als sich mein schmerzender Körper meldete. Ich werde nie wieder vernünftig auf Klo gehen können, wenn der Muskelkater nicht nachließ.
>> aber ich hätte heute doch Uni gehabt <<, rief ich panisch und griff mir dann in mein noch feuchtes Haar. Verwundert sah ich an mir herab. Anstatt meine verschwitzen Klamotten, trug ich ein großes weißes Shirt und dazu meine kurze Schlafhose auf den unzähligen kleinen Kakteen drauf waren.Panisch flog mein Blick zu Enrico, der mich schmunzelnd betrachtete. >> du hast nicht... aber wie... das kann doch nicht... <<, stammelte ich überfordert. Immer wieder strich ich mir mein Shirt glatt und hoffte inständig es wäre ganz anders als es aussah.
>> Keine Sorge Bambi, einer der Dienstmädchen hat dir deine Haare gewaschen und dich umgezogen, während ich dich gehalten habe <<, sprach er gelassen. Sofort verlangsamte sich mein Herzschlag, doch als auch seine letzten Worte bei mir ankamen, schlug es wieder dreimal so doll. >> nimm doch nicht immer alles so ernst. Ich mache nur Spaß <<, versicherte er mir.
Nickend setzte ich mich langsam wieder auf das harte Bett, was nicht mir gehörte. >> wegen dir kann ich nicht mehr gescheit laufen, danke dafür <<, brummte ich ihm böse entgegen und hatte Schwierigkeiten eine angenehm Sitz Möglichkeit zu finden. >> wenn du wüsstest, was ich mit dir eigentlich noch vor hatte <<, sprach er rau. Sofort schoss mir die röte ins Gesicht, weil ich mal wieder an das Szenario im Pool dachte. Das pochende Gefühl in meinem Unterleib machte all das nicht gerade besser.
>> Idiot <<, murrte ich beschämt und drehte dann extra meinen Kopf zur Seite. Wehe er sieht, dass ich seine zweideutige Andeutung falsch verstanden habe. Dann fiel mir wieder ein, dass ich heute eigentlich meinen Stoff für Geschichte hätte nachholen müssen. >> wieso hast du mich nicht einfach geweckt? Dann würde ich nicht erneut Sieben Stunden Geschichte hinterher hängen <<, warf ich ihm wütend vor. Wieso habe ich mich eigentlich auf ihn und seine blöden Aufgaben eingelassen? Wieso habe ich zugelassen, dass es so weit kam?
>> beruhig dich. Dein Daddy fand es nicht schlimm, dass ich deinen Geschichtslehrer nach Hause geschickt habe. Mach dir also keine unnötigen Gedanken <<, sprach er gelassen. Dass machte mich nur noch wütender, denn mal wieder hatte er mir klar gemacht, wie schieß egal ihm mein Leben war.
>> schön, dass meinem Daddy es nicht schlimm fand, es reicht ja wohl, dass es mir was ausmacht, findest du nicht? <<.>> sei froh, so konntest du deinen Schlaf nach holen <<.
>> Nein! Du checkst es nicht. Ich habe auch noch ein anderes Leben, außer deine dämlichen Aufgaben zu absolvieren. Wieso interessiert es dich nicht, wie ich mich in dieser Situation fühle? <<, schrie ich ihn an. Er hatte keinen blassen Schimmer wie lange ich mich dafür einsetzten musste, dass ich mein Abitur wenigstens hier zuhause absolvieren durfte. Ich hatte vergessen, dass ihm rein gar nichts interessierte, wenn es um mich ging.
>> weil es nicht mein Job ist. <<, gab er kühl von sich. Er wich meinem Blick aus, was mich noch rasender machte. Wieso war er nur so schwer zu lesen? Was war sein Problem, wieso schob er jeden Menschen von sich?
>> na gut, dann lass dich diese Woche nicht mehr bei mir Blicken. Wegen dir muss ich Sieben Stunden nacharbeiten. <<, keifte ich ihn an und verschwand dann aus seinem Zimmer. Das wir uns auch noch einen Flur teilten, machte diese ganze Situation nur noch schlimmer.Nachdem ich meine Zimmertür heftig zugeschlagen hatte, kam mir Dori alarmiert entgegengelaufen. Sie Spitze ihre Ohren und sah sich dann wachsam um. Wieso dieser Hund sich in meinem Zimmer aufhielt, war mir in diesem Moment so egal, wie der fakt, dass ich Enrico erneut angeschrien hatte. Meine aufbrausenden Gefühle machten mich wahnsinnig? Wieso konnte ich nicht einfach nichts fühlen? Das würde mir mein ganzes Leben erleichtern.
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Schönen Sonntag euch noch
U.C_Shawty

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DeepLove
RomanceMafia/Dark Romance ABGESCHLOSSEN Wenn die Bedrohung, zur langersehnten Befreiung wird. Die geheime Mafiatochter spielen, um nicht entdeckt zu werden. Check. Ein Doppelleben führen, um endlich aus den Fängen zu entkommen. Ch...