Drei

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Fast die ganze Nacht machte ich mir Gedanken und überlegte, wie ich Felix auslöschen konnte, bis Müdigkeit mich einschlafen lies. Am nächsten Tag fand ich immer noch keinen Plan aber ein Mord würde eh nur klappen, wenn man alles gut, langsam und vor allem detailliert plant. Sonst würde ich noch geschnappt und dann könnte ich Jisung nicht mehr sehen. Er würde mich hassen, mir nie wieder in die Augen sehen können, wenn er wusste, dass ich seinen Freund auf den Gewissen hatte. Böse Wörter würden fallen, die mich noch mehr verletzten. Ich wollte nicht, dass mich Jisung als bösen Mörder kennen lernt sondern als normalen jungen Mann, der einfach mit ihm bei ihm sein wollte. Er dürfte nie davon erfahren. Kurz duschte ich und zog mich um, damit ich auch zur Arbeit im Laden aufbrechen konnte. Natürlich könnte ich mein Leben lang nicht in dem kleinen Laden meines Onkels arbeiten aber solange ich noch keinen Plan habe, was ich später mal sein wollte, kam die Arbeit mir recht gelegen. Außerdem plante ich meine Zukunft eh mit Jisung. In meinen Vorstellungen heiraten wir, adoptieren Kinder und wurde gemeinsam alt. Das klang nach wirklichem Glück. Eine andere Zukunft konnte ich mir nicht vorstellen. Am liebsten würde ich um Jisungs Hand anhalten, aber erstens ging er noch zur Schule und zweitens kannte er mich nicht. Das wird sich aber bald ändern.

Wenn es Felix nicht mehr gab.

Als ich den Laden erreichte, schloss ich mein Rad wie gewohnt ab und schloss den Laden auf. Mein Onkel vertraute mir seinen Laden an und wusste, dass ich mich gut ihm kümmerte. Ich hatte alles unter Kontrolle. Okay, Fast. Meine Eifersucht hatte ich überhaupt nicht unter Kontrolle, aber das wird schon. Ich muss einfach nur daran glauben. Da ich gestern noch nicht fertig mit dem Einräumen der Waren war, setzte ich meine Arbeit fort und fing an die gelieferten Sachen in den Regalen einzuräumen. Für Kundschaft war es eh zu früh. Es war gerade mal sieben Uhr morgens. Die ersten Gäste verirrten sich erst um acht Uhr. Bis dahin war ich ganz alleine im Laden. Das Alleinsein störte mich nicht, so konnte ich die Stille im Laden genießen und heute kam sie mir sehr zugunsten. Ich musste meinen Mordplan weiterdurchdenken. 

Die nächste Stunde verbrachte ich damit zu planen, wie ich den blonden Jungen aus der Welt ausradieren konnte aber wie  in der gestrigen Nacht kam ich auf keine gute Lösung. Jeder von meinen Vorhaben war unsicher und war voller Lücken, von denen ich nicht wusste, wie ich sie schließen konnte. Ich gab es fürs erste auf. Vielleicht bekam ich später eine bessere Idee. Vielleicht wenn ich ihn wieder sah und mir vorstelle, wie ich ihn töte. Wenn mein Kopf nicht verseucht von Eifersucht war, denn Eifersucht machte das eigene Handeln unüberlegt. Dadurch könnten so viele Fehler passieren. So musste ich einen kühlen Kopf bewahren und mich nicht vollständig von meiner rasenden Eifersucht leiten lassen. Trotzdem würde sie meine Schritte genaustens beobachten. Die ersten Kunden kamen und kauften alltägliches Zeugs wie die heutige Zeitung oder Kaugummiverpackungen. Meine Uhr zeigte mir bald darauf acht uhr dreißig an. Es dauerte also noch ziemlich lang, bis Jisung hier her kam. Bestimmt war Felix wieder bei ihm. Wut breitete sich aus, doch ich lies sie mir nicht anmerken. Es war den Kunden gegenüber nicht freundlich auszurasten. Sie konnten ja schließlich nichts dafür, dass so jemand wie Felix existierte.

Um die Zeit totzuschlagen, holte ich den Besen heraus und fing an zu putzen. Zuerst war der Bereich am Eingang dran. Mein Blick fiel auf die große Fußmatte. Die könnte ich auch mal wieder ausschütteln und da ich gerade eh zu viel Zeit habe, ging ich meinen Vorhaben nach. Draußen schüttelte ich sie aus und legte sie dann wieder. Das wäre erledigt. Jetzt konnte ich mich ja dem eigentlichen Putzen widmen. Reihe für Reihe putzte ich, kehrte den Schmutz und schmiss ihn in den Mülleimer hinter dem Laden. Bald schlug die Uhr 12:00. Sieh an. Es waren noch drei Stunden, bis Jisung kam. Da ich alles im Laden erledigt hatte, schnappte ich mein Handy und schaute mir ein paar Videos an. Wenn ein Kunde kam, bediente ich ihn und widmete mich meinen Handy zu.

Dann schlug die Uhr 15:00 Uhr und ich hörte Jisungs Stimme, wie er sich mit jemand unterhielt. Ich richtete mein Blick vom Handy hoch und sah, dass es wieder Felix war, mit dem er sich unterhielt. Meine Eifersucht war wieder da und lies mich brennende Wut spüren. Jedes Mal lief es so. Ich wurde wütend auf Felix und würde ihn am liebsten hier und jetzt umbringen. Zögern würde ich nicht. Meine Eifersucht würde mich nicht zweifeln lassen. Felix verdiente Jisung einfach nicht. Kein bisschen. Vor allem nicht, wie er ihn berührte. So liebevoll und zärtlich, als würde Felix das Kostbarste auf der Welt sein. Könnte er mich nur so berühren. Ich würde jeder seiner Berührungen genießen und wünschen, dass sie niemals endete. Mein Handy legte ich weg, um die beiden besser zu beobachten. Ich sah sie wieder in der Süßigkeitenabteilung, wo Felix sich in Jisungs Arme schmiegte. Was Jisung dann zu ihm sagte, lies meine Wut freien lauf, die Eifersucht in mir zu einem grässlichen Biest werden, was mich kontrollieren wollte. „Ich liebe dich, Felix." Zornig schaute ich sie an, spürte den intensiven Schmerz in meiner Brustgegend, wo er sich wie ein vergifteter Pfeil in mein Herz bohrte. Giftig vor ganzer Eifersucht und den Fakt, dass ich Jisung nicht haben konnte. Es tut weh. So verdammt, dass ich am liebsten schreien wollen. Ich setzte mich wieder hin und spürte den Schmerz in mir, wie er sich langsam den Weg zu meinem Kopf machte um mir meine Laune zu verderben, um sie zu verdunkeln. 

Brainbleach (Minlixsung FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt