Brainbleach (Minlixsung FF)

Fünfzehn

Zögern. Felix traute sich erst nicht aber aus Angst vor mir lies er sich in meine Arme fallen. „Minho", wiederholte der blonde Junge eher zu sich als zu mir. Musste sich wohl vergewissern, dass ich nicht Jisung war. Er legte den Kopf an meine Brust. Wieder sprach er meinen Namen aus. Und dann lächelte er sanft. Als würde das Leid aus ihm gegangen sein. Als würde er seinen Nervenzusammenbruch durchlebt haben. Obwohl ich den Jungen abgrundtief hasse, fühlt es sich irgendwie gut an, wie er sich an mich kuschelte. Okay, ich genoss den Moment ein wenig zu sehr. Wo war mein Hass und meine Wut auf ihn? Sie war gerade nicht da. Felixs Lächeln erstarb und irgendwie wurde ich traurig. „Wirst du mich auch wie Jisung schlagen?", fragte er mich mit großen Augen. Sie waren stark gerötet vom vielen Weinen. Ich lies ihn los, weil er wieder Müll über Jisung erzählte. Als würde Jisung ihn absichtlich verletzen. Jisung war viel zu nett und aufopferungsvoll. Er würde nie so etwas machen. Dann endlich spürte ich meinen Hass wieder. Wie eine schwarze Wolke, die meine Sinne benebeln wollte. „Jisung hat mir erzählt, dass du ein notorischer Lügner bist also glaube ich dir nicht." Aus Felix Kehle drang ein tieferes, bitteres Lachen. Er fuhr sich über das tränenverklebte Gesicht und seufzte. „Also hört er nicht damit auf." Ich hob die Braue, verstand nicht was er meinte.

„Jisung hat recht. Du bist total Matsch in der Birne. Ich weiß nicht mal, wann du mehr die Wahrheit sagst oder so eine Scheisse von dir gibst. Jisung ist wundervoll und oh das weißt du nicht, aber er sucht die ganze Stadt nach dir. Er kann wegen dir nicht mehr schlafen, weil er dich so stark vermisst. Er liebt dich über alles!" Felix Miene wurde ganz weich. „Wirklich? Das macht mich glücklich. Vergiss das was ich gesagt hab, okay?" Hatte ich eh vor. Ich konnte so jemanden wie Felix keinen Glauben schenken. Nicht der mich von vorne bis hinten belog. „Und ich werde mich morgen mit ihm treffen. Er ist so ein wundervoller Mensch." Felix sagte nichts mehr, sondern legte sich hin. „Entschuldigung für meinen Nevenzusammenbruch....Jisung...." Felix Kopf war so kaputt, dass er Jisung und mich nicht trennen konnte. Seine Psyche war ein reinstes Scherbenmeer, wo ich nicht weiter durchwaten wollte. Lieber ging ich wieder ins Bett, um zu schlafen. Ich wollte ausgeschlafen für Jisung sein. Von Felix kam auch nichts mehr und deswegen schätze ich, dass er sich beruhigt hatte und versuchte zu schlafen. Da ich gleich nach der Arbeit Jisung treffen würde, habe ich mich extra schick angezogen. Ein dunkles Hemd und schwarze Jeans. Vielleicht war ich ein bisschen overdressed, aber ich wollte Jisung beeindrucken. Ich musste ihm zeigen, dass ich viel viel besser als Felix war. In allen Sachen. 

Die Stunden im Laden konnten nicht schnell genug vergehen. Jedes Mal schaute ich auf die große Wanduhr, sobald ich an ihr vorbei lief. Enttäuscht musste ich feststellen, dass es noch viel zu lange dauert, bis ich Feierabend hatte. Dann endlich zahlte sich das Warten aus und Jisung trat um achtzehn Uhr dreißig in den Laden. Eine halbe Stunde vor Ladenschluss. Mein Herz raste, sobald ich ihn sah. Jedes Mal bezauberte er mich mit seinem süßen Aussehen, von dem ich schwache Knie bekam. Er trug einen süßen Hoodie und löchrige Jeans. „Kann es los gehen?" Für das Date würde ich den Laden früher schließen als sonst.

Jisung kaufte uns die Kinokarten und ich das Popcorn. Nebenbei bemerke ich, dass ich seit meiner Schulzeit nichts mehr mit anderen Menschen gemacht hatte. Seit ich Jisung kenne, füllte er alles in mir aus. Ich brauchte keine Freunde, nur ihn. Ich brauchte keine einzige Menschenseele um mich herum, solange ich meine Zeit bei ihm verbringen konnte. So lange habe ich mir diesen Moment erträumt. Jisung und ich auf ein Date. Mein Traum wurde endlich in Erfüllung. Soll ich ihn heute von meinen Gefühlen für ihn erzählen? Wie er wohl reagieren wird? Wenn er mich abweisen würde, dann würde ich ihn noch überzeugen, mich anfangen zu mögen, aber dazu wird es nicht kommen, denn ich werde beweisen, dass ich es bin, den er braucht. Nicht Felix. Ja, ich werde ihn heute Abend von meinen Gefühlen erzählen. Mein Schwarm kam zurück, seine süßen Hamsterbacken waren gefüllt mit Popcorn. „Sorry, iff konnte nifft anders", versuchte er zu reden und schaute mich schuldbewusst an. Wie konnte ich ihn da nur böse sein? Zur Wiedergutmachung hielt er mir die große Popcornschüssel hin, worauf ich mir ein bisschen davon gönnte. Dann liefen wir in den Kinosaal.

Nach dem Film redeten wir über den Film, den wir angeschaut haben. Die Nacht war etwas kühl, worauf ich meine Lederjacke enger um mich schlug. Der Wind blies kalt durch mein Haar. Mittlerweile war es dunkler gewesen. „Ganz schön kalt heute", stimmte mir Jisung zu. Wir beschlossen in eine etwas ruhige Gegend zu gehen, wo es einen Fluss gab. Dort war es viel stiller. Jisung setzte sich auf eine Parkbank hin, worauf ich mich neben ihm saß. „Minho? Ich hab nachgedacht über das was du gestern erzählt hast. Du hast recht. Ich hab mein Leben nur nach Felix gerichtet. Hab mir eingeredet, dass ich ihn immer noch liebe aber die Liebe zu ihm ist schon längst gestorben und vielleicht ist es Zeit für jemand neues in meinem Leben. Ich hasse den Gedanken, denn ich weiß, wie sehr Felix leidet aber ich kann mein Leben nicht kaputt machen lassen. Sobald ich ihn gefunden habe, mache ich mit ihm Schluss. Das ist das beste für uns beide."