Neunzehn

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Jisung fragte am nächsten Tag, ob ich wieder mit ihm treffen will. Er hätte am Samstag Zeit und schlug vor, dass wir in ein kleines Cafe gehen können, wo es ausgezeichneten Kuchen gibt. Natürlich sagte ich zu. Damit kam ich meinem Ziel Jisung zu meinen Freund zu machen einen Schritt näher. Es dauert nicht lange und wir werden zusammen sein. Ich konnte auf der Arbeit die ganze Zeit nicht aufhörte zu grinsen. Jedes Mal, wenn ich an den süßen Jisung denke, dann kann ich einfach nicht anders. Für ein paar Momente muss ich aber noch an Felix denken. Ihm hab ich heute morgen etwas zu essen und zu trinken gegeben. Er macht jetzt nicht mehr so einen schwachen Eindruck wie letzter Nacht. Das von gestern hat mir ein neue Erkenntnis gegeben, als könnte ich etwas von meinem kranken Neid in mir abkratzen, die wie verseuchtes Kaugummi in mir klebte. Ich konnte ein wenig mehr atmen. 

Auch wenn ich Felix nicht sterben gelassen hab, bedeutete es nicht, dass alles gut zwischen uns ist. Ich verzeihe ihn immer noch nicht Jisung in den Dreck zu ziehen. Er sollte sich glücklich schätzen, so jemanden wie ihn zu haben. Naja, sollte mich ja nicht länger interessieren, denn ich bin bald mit Jisung zusammen. Das Wochenende kam schneller als erwartet und ich stand vor meinem Spiegel, während ich verschiedene Klamotten anprobierte. Was würde Jisung gefallen? Das blaue Hemd oder doch lieber das schicke schwarze Shirt? Ich konnte mich einfach nicht entscheiden. „Du gehst mit Jisung auf ein Date, oder? Dann würde ich rot tragen. Jisung mag rot", ertönte Felix aus dem Nichts. Ich drehte den Kopf, um Felix am Türrahmen zu sehen. Sofort wurde ich wütend. Er hatte hier oben nichts verloren. „Auf deinen Rat kann ich scheißen. Verpiss dich!", zischte ich, worauf Felix dann mit geknickten Kopf senkte. Obwohl er wusste, dass ich mich wieder mit Jisung traf, reagierte er ziemlich gelassen. Vor ein paar Tagen würde er jetzt zusammen brechen und mich anflehen nicht zu verlassen, weil er mich für Jisung hielt. Es sah so aus, als würde meine kleine Rettungsaktion ihn realisieren lassen, dass ich nicht Jisung bin sondern Minho.

Letztendlich entschied ich mich für das schwarze Shirt und zog ein paar Silberketten an. So konnte ich mich doch sehen lassen. Bevor ich los musste, checkte ich noch mal nach Felix, der wie so oft auf meinem Sofa saß. Er trug immer noch seine Schuluniform. „Du kannst duschen, wenn du willst. Ein Handtuch ist im Bad. Kleidung gebe ich dir aber nicht." Das interessierte Felix nicht. Alleine die Tatsache, dass er duschen durfte, stimmte ihn freudig. „Darf ich wirklich?", fragte er schüchtern. „Ja. Also bis dann." Ich schloss ab und machte mich auf den Weg zum Cafe, in dem ich mich mit Jisung treffen würde. Mithilfe meines Handys fand ich es schnell und musste schmunzeln, als ich den Kleinen dem in hellen Farben gehaltenes Cafe sah. Das passte zu Jisung. Süß und knuffig. 

Er saß bereits da. Vor ihm ein großes Glas mit Kakao. Als er mich sah, lächelte er. Wie immer sah er bezaubernd an und am liebsten würde ich ihn küssen. „Hey", begrüßte er mich, ehe ich mich ihm gegenüber hin setzte. „Hast du was von Felix gehört?", fragte er. Wieder sprach er von ihm und wieder tat es weh. Ich muss ihm den Jungen endlich austreiben. „Nein, habe ich nicht." Jisung seufzte und trank einen Schluck von seinem Kakao. „Langsam fallen mir keine Ausreden ein, die ich seinen Entschuldigungen für die Schule schreiben kann. Bevor du fragst, ich fälsche immer Felix Entschuldigungen, wenn es ihm schlecht geht, weil sich seine Pflegeeltern einen Scheiß um ihn kümmern." Im Stillen dankte ich Jisung dafür, so fiel niemanden auf, dass Felix fehlte und niemand würde ihn suchen. Wenn es seine Pflegeeltern nicht taten, dann waren es sicher seine Lehrer, denn da Felix noch zur Schule musste, würde sie ein langes Fehlen ihres Schülers nicht dulden. „Genug von Felix, wie geht es dir?, schnitt ich ein anderes Thema an. Seine Miene wurde dunkel. „Ich mache mir Sorgen aber wenn wir ehrlich sind, hilfst du mir sogar. Du lenkst mich ab und dafür danke ich dir. Du bist nicht wie meine Freunde, die ständig nur Jilix sehen. Du fragst nach mir." Er schaute mir tief in die Augen und suchte meine Hand, die ich auf den Tisch angelegt hatte. Sanft umschloss er sie. „Ich danke dir. Danke, dass du in mir so viel mehr siehst." Mein Herz fing an zu rasen. Konnte er denn noch knuffiger werden?

„Minho?", fing er an, die Stimme leicht schüchtern angehaucht. Ich reckte den Kopf. Er schaute nervös dran. „Vielleicht ist es besser mich nicht mehr um Felix zu sorgen. Du hast recht, er kommt sicher alleine zurecht. Er ist sicher abgehauen und will irgendwo ein anderes Leben anfangen." Ich konnte nicht anders als meine Hand an seine Wange zu legen. Jisung schmiegte sich an ihr. „Es wird Zeit, dass ich wieder anfange zu leben. Sag mir, Minho, wie gerne hast du mich?" Seine braune Augen glitzerten wie tausende Sterne, in den ich mich verlor. So wunderschön. So strahlend. „Sehr", gab ich zu. Früher oder später hätte ich es ihm eh gesagt. „Ehrlich gesagt hab ich mich in dich verliebt."

Das brachte Jisung zu lächeln. Sein Daumen streichelte mein Handrücken. „Ich musste die letzte Zeit öfters an dich denken und an unseren Kuss. „Minho, willst du mich nochmal küssen? Ich will an etwas anderes denken als Felix. Bitte, hilf mir." Und wie ich ihn küssen wollte. Seit wir hier sitzen, wollte ich nichts anderes, als seine weichen Lippen zu spüren und so beugte ich mich vor und küsste ihn. Wir waren zwar in aller Öffentlichkeit aber es war mir egal. Meine Liebe für ihn wollte ihre Flügel ausbreiten. 

Brainbleach (Minlixsung FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt