Zwölf

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 „Kann es sein, dass du selber leidest? Es ist sicher nicht leicht, sich um jemanden zu sorgen, der so psychisch krank ist wie Felix. Das zerrt dir sicher an die Nerven." Jisung legte seinen Kopf auf meine Schulter. „Ja schon, aber ich liebe ihn einfach viel zu sehr, um darauf einzugehen. Er kann mir so viel die Energie rauben wie er will, am Ende werde ich ihn weiterhin lieben wie nichts anderes auf der Welt. Ich glaube ich werde ihn nach der Schule fragen, ob er mich heiraten will. Dann kann ich mich besser um ihn sorgen. Er braucht mich und ich ihn." Jisungs Worte entfachten ein Feuer in mir. Er lies sich freiwillig auf das Chaos aus, was Felix auslöste. Felix machte ihn krank, zerfraß Jisungs Energie. Das konnte ich nicht mit ansehen. „Wäre es nicht besser, wenn ihr euch trennt und du ihm Hilfe suchst? So wie du klingst, kann das nicht gesund für dich sein." Jisungs Finger bohrten sich in mein schwarzes Sweatshirt. „Aber Felix braucht mich...." Ich löste mich mich von ihm und schaute ihm tief in die wunderschönen Augen. „Felix braucht psychische Hilfe. Du bist nicht sein Therapeut, Jisung." Er schaute mich zutiefst traurig an. „Ich kann ihn nicht alleine lassen. Er hat doch niemanden." Er hängt zu sehr an dieser Krankheit. Ich muss ihn davon befreien.

„Bestimmt findet er jemand, der ihn gern hat. Lass ihn gehen und kümmere dich um dich selber. Das hast du sicher lange nicht mehr gemacht." Jisung spannte seinen Körper an. Vielleicht hast du recht...aber nicht jetzt. Ich muss ihn finden." Dann löste er sich von mir und ich vermisste schon seinen Körper an meinem. Es fühlte sich einfach perfekt an, wie er sich an mich schmiegte.

Obwohl Jisung wegen Felix litt, hielt er zu ihm. Damit Felix nicht alleine war. Neue Wut brannte in meinem Körper. Was machte diese blonde Krankheit noch alles kaputt? Felix war wie ein Tornado, der alles mit sich riss und zerstörte. Kein Wunder also, dass niemand außer Jisung ihn mochte. Zuhause würde ich ihn erstmal anschreien. Im Kopf plante ich genau, was ich ihm sagen werde. Worte, die Felix zutiefst verletzen würde. Dass er nichts wert war und jeder Mensch ohne ihn besser war. Dass niemand seine Anwesenheit ertragen konnte und er alles nur noch schlimmer machte. Ich hoffte, dass Felix weinen wird. So sehr, dass er zusammenbrechen wird. Verschlimmert durch seine angeknackste Psyche. Der Gedanke, dass Felix so brechen konnte, lies meine Eifersucht etwas abflauen. Solange ich die Möglichkeit hat ihn zu verletzen, würde ich nicht von Eifersucht ertrinken. Ein spöttisches Grinsen breitete sich auf meinen Gesicht aus. Jetzt wird erst mal weiter gearbeitet. 

Später an dem Tag schloss ich meine Haustür auf. Schon jetzt stellte ich mir vor, wie ich Felix anschrie und ihn verprügelte. Felix würde den gleichen tiefen Schmerz spüren, der mir die Luft zum Atmen nahm. „Jisung!", rief Felix freudig durchs Haus und rannte auf mich zu. Seinen spermaverdreckten Blazer hatte er ausgezogen und stand nun mit seinem weißen Hemd vor mir. Auf seinen Gesicht bildete sich ein glückliches Lächeln. „Ich habe dich vermisst." Felix beugte sich vor und küsste mich sanft. Sofort stieß ich ihn weg und schaute ihn fassungslos an. „Was sollte das?!" Wie ich ihn hasse. Ich hasse Felix mit jeder Faser von meinem Körper. Wie gerne würde ich ihn zum schreien und zum weinen bringen. Mir ist es deswegen schleierhaft, wieso ich ausgerechnet jetzt auf seine Lippen starrte und mein Herz anfing laut zu klopfen. Wieso ich gerade den Drang hatte ihn zurück zu küssen. Ich zögerte nicht lange und küsste ihn zurück. Zum ersten Mal seit ich Felix kenne, war mein Neid verstummt. Zum ersten Mal spürte ich keinen Hass für Felix. Da waren nur seine Lippen, sein zarter Körper, der sich leicht an mich drückte. Mir war nicht bewusst, wieso ich meine Hand an seinen Wange legte und nochmal meine Lippen auf seinen legte. Ich wusste einfach nicht wieso, ich den Kuss nicht beenden wollte.

Da wir beide Luft schnappen mussten, lösten wir uns voneinander. Ich schaute ihn in seine braunen Augen, die wie tausend Sterne glitzerten. Sein Lächeln war irgendwie... hübsch....aber sofort stürzte der Neid und der Hass wie ein Tsunami in mir ein. Was zur Hölle war das?! Was war über mich gekommen? Wie wollte ich diesen Drecksmenschen Felix küssen? Ich hatte doch nicht alle Tassen im Schrank! Und als ich an Jisung dachte, gesellten sich Schuldgefühle dazu. Ich hab Felix geküsst, obwohl er mit Jisung zusammen war. Wieso habe ich ihm das angetan?! Es tut mir so Leid, Jisung. Am liebsten würde ich es rückgängig machen. Die Schuld lag aber nicht bei mir sondern bei Felix! Er hat damit angefangen! Hätte er mich nie geküsst, wäre das alles nicht passiert. Ich funkelte ihn wütend an und hob meine Hand, um ihn zu schlagen. Felix wusste wohl, was jetzt kommt, denn er spannte seinen Körper an. „Schlag zu. Ich verdiene es nicht anders", sagte er mit einem Lächeln. Konnte er haben. So fest ich konnte schlug ich ihm ins Gesicht. Seine Wange war rot und sicher spürte er heftige Schmerzen. Das war nicht genug. Nicht genug, für das was er mir alles angetan hat. Er muss viel mehr leiden. 

Brainbleach (Minlixsung FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt