Kapitel 22

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CLAIRE:

 Der Bahnsteig Gleis 9 ³/4 war überfüllt von Willkommen und Abschied. Grinsend verabschiedeten wir uns voneinander und versprachen uns, zu schreiben. "Claire, kommst du? Mama und Papa warten schon auf uns! Oder hattest du schon jetzt vor, zu deinem Traumprinzen zu ziehen?!". Klar meine Schwester. Immer voller Ironie... Apopros Traumprinz, wo steckt der denn schon wieder? Plötzlich hielt mir jemand von hinten die Augen zu. "Reg?", fragte ich. "Richtig.", meinte er und umarmte mich. "Also dann... bis in ein paar Wochen.". "Kein Abschiedskuss?", fragte ich enttäuscht und zog einen Flunsch. Reg schaute sich um und deutete unauffällig zu einem strengaussehendem Ehepaar. Fragend zog ich die Augenbrauen hoch. "Meine Eltern.", meinte er. Ich nickte. "Aah ja, klar.... ähm, sehen nett aus...". Reg lachte. "Mach mir nichts vor. Sind deine schon hier?". Ich nickte und zog ihn in Richtung von ihnen. Charlie hatte sich bereits zu ihnen gesellt. "Dank Charlie weiß ja schon meine gesamte Familie, wer du bist, Reg, aber nun nochmal persönlich. Reg, das sind Mama und Papa, Eltern, das hier is Regulus.", stellte ich sie einander vor und betete insgeheim, dass es nicht allzu peinlich wird. "Freut mich, Sie kennen zu lernen.", meinte Reg und schüttelte die Hände meiner Eltern. "Nicht schlecht, der Typ, manieren hat er ja...", flüsterte Charlie. Grinsend drehte ich mich zu ihr. "Willst du unseren Eltern nicht Sirischatzi vorstellen?". Charlie runzelte die Stirn. "Oh ää, hatte ich dir das gar nicht erzählt? hmm, also das mit uns- nee, der war mir zu öde, ääh da hab ich naja.. Schluss gemacht... Ja und mittlerweile bin ich ja auch schon ähm älter und hab ein bisschen nachgedacht und fand, äh also naja, dass er nicht zu mir passt und sowas naja also... is eben so, ne?"

Ich runzelte die Stirn. Warum benutzte meine Schwester, Charlotte Minddorn plötzlich soo viele ähms und najaas?

"Charlie! Aufstehen! Wir haben Geburtstag!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Na loooos! Wirds bald? Wir sind volljährig!!! Ich darf dich jetzt ohne weiteres in eine Schlange verwandeln!", rief ich in ihr Ohr. "Nee, lieber in einen Löwen.", grunzte Charlie in ihr Kissen.

Unser Geburtstag verlief einigermaßen schön, wenn man bedenkt, dass Charlie unbewusst vor lauter Zorn auf Mary alle Gläser in der Vitriene zerstörte. "Charlotte, Herzchen, du bist jetzt 17! Eine volljährige junge Frau. Nimm dir ein Beispiel an Clarissa. Sie hat schon einen Freund mit dem sie große Zukunftspläne hat. Außerdem ist er aus der Familie der Blacks, also ein wohlerzogener Mann.", hat Mary gemeint. Jaa, Charlies Exfreund war auch ein Black...

Regulus hat mir zum Geburtstag Ohringe geschenkt, die aussahen, wie zwei Hände, welche sich umschlungen, als wollten sie sich nie mehr loslassen. Die eine Hand war alt, abgemagert und schrumplig. Die andere war jung, glatt, seidig, wie Babyhaut, aber auch stark. Wenn man einen Zauberspruch sprach, enthüllte sich eine dritte Hand, in der Mitte, der anderen Hände. Auf ihrem Handteller erschienen Schriftzüge und Bilder über alles, was wir bisher gemeinsam erlebt hatten.

Mary war ganz begeistert von den Ohringen gewesen, aber den Zauberspruch habe ich ihr nicht verraten, denn der ist sicher verwahrt in Regs und meinem Herzen.

"Hey Claire, Charlie! wartet mal!", rief Fiona und kam auf uns zugerannt. Heute hatten wir uns dazu entschlossen, in die Winkelgasse zu gehen. Oh nein, nicht "zu gehen", Charlie meinte, da wir ja jetzt volljährig waren, müssten wir uns selbstständig machen. Was für sie heißt, apparieren. Zu meinem Glück haben wir es überlebt. "Hey, alles Gute nachträglich zum Geburtstag. Tut mir echt Leid, dass ich nicht schreiben konnte, aber mein Bruder hat unsere Hauseule beschlagnahmt wegen eines Briefes für einen Kumpel, der blöderweise im hinterstem Teil Australiens wohnt. Und die Eule hat sich unterwegs auch noch verflogen und verletzt... Aber hier, ich müsste etwas für euch haben...", sie kramte in ihrem Umhang nach etwas. "Aah hier ist es ja. Zwei Stundengläser. Das sind keine Gewöhnlichen, wenn man sie anschnipst, kann man mit dem Besitzer des anderen Glases reden... Das habe ich mir von Potter und Black abgeschaut, die machen so etwas mit Spiegeln. Ist ziemlich praktisch. Aber der Zauberspruch ist echt schwierig, ihr wisst nicht, wie viele Stundengläser ich kaputtgeschlagen habe...". "Wow! Danke, das ist echt cool!", meinte ich. Charlie lächelte Fiona dankend an. Danach beschlossen wir, zu dritt zu Flourish & Blotts zu gehen und unsere Bücher für das letzte Schuljahr zu besorgen. Während Charlie nur das Nötigste zusammensuchte und sofort aus dem Laden verschwand, stöberte ich in allen Bereichen des Buchladens rum. Ich wusste noch nicht, was ich mal nach der Schule arbeiten werde. Vielleicht als Ärztin im St. Mungos Hospital, in Zaubertränke war ich ausgesprochen gut. Aber auch von dem Job als Zaubertranklehrer wäre ich nicht abgeneigt. Ich liebe es einfach, Dinge zusammenzumixen. Möglicherweise lande ich letzendes auch einfach im Ministerium als Putzhexe. Alles kann passieren. Die Zukunft ist noch nicht geschrieben. Für Charlie war das Thema "Arbeit" schon abgehakt. Sie möchte eine Auroren-Ausbildung machen.

"Aah die Minddorn-Zwillinge und ihre Freundin Fiona! Na, das letzte Mal Hogwartsschuluniformgarnituren kaufen?", begrüßte uns Madam Malkins freundlich. "Wer weiß, wer weiß...", meinte ich schmunzelnd. "Genau, es kann alles passieren, die Zukunft ist noch nicht geschrieben.", stimmte Charlie mir zu.

Gerade, als wir rausgehen wollten, betraten die Rumtreiber den Laden. "Hey Ladies", begrüßte uns ein (wie immer) gutgelaunter James. "Habt ihr Lily gesehen? Ich vermisse sie so sehr, wie der Fisch das Wasser in der Wüste. Ein Fisch kann ohne Wasser nicht überleben, Lily ist meine Quelle, also, wie könnte ich ohne ihren Duft jemals überleben?". "Äh... genau! Na dann geh sie doch mal suchen, wir wollen ja nicht, dass du... öhm... austrocknest, hm?". Charlie klopfte ihm auf die Schulter und verdrehte die Augen, als sie aus dem Laden trat. "Was war das denn?", lachte Fiona. Während wir noch einen Kessel für Fiona besorgten (sie hatte ihren bei einem missglückten Experiment einbüßen müssen), fing es an zu regnen und so beschlossen wir, nach Hause zu apparieren.

Nachdem ich meinen Koffer für Morgen gepackt hatte, ging ich in die Küche, wo ich meine Eltern am Tisch sitzen saß. Mein Vater schien meine Mutter zu trösten. Unsicher trat ich auf sie zu. "Was ist los?". Meine Eltern schauten auf. "Es ist.... Mary...", schluchzte Mama. "Sie... sie ist- sie ist tot!".  Erschrocken riss ich die Augen auf. "Was? A-aber wie...". "Sie wurde nachts von Todessern ermordet... Erst gefoltert- und dann getötet... Genau wie alle anderen, die sich auf ihrem Gut befanden. Hauselfen,  alle.", presste mein Vater mühsam hervor. Auf einmal tat es mir so Leid. All das, was Charlie und ich über sie gelästert haben, nur weil wir sie nicht mochten und als wir sie nachahmten... Wir konnten sie nicht leiden. Aber wir wollten nie, dass sie stirbt... "Woher wisst ihr das?", flüsterte ich entgeistert. Meine Mutter hielt mir ein Fetzen Papier hin. Mein Vater verbarg das Gesicht in seinen Händen.

"WIR TÖTETEN MARY SIE VERRIET NICHTS DESHALB MUSSTE SIE STERBEN SIE IST SCHULD AN IHREM TOD UND AN VIELEN ANDEREN EBENFALLS AUCH AN EUREM NICHTS IST MEHR SICHER VOR UNS SEID GEWARNT DIE ANGST WIRD EUCH ÜBERRENNEN SO WIE WIR SIE                                              ÜBERRANNTEN"

las ich. "Bei Merlins Bart... Mary!". Charlie, die das Geschehen im Türrahmen beobachtete kam nun zu mir und umarmte mich. Eine Stille Träne bahnte sich nun auch einen Weg über ihr Gesicht. "Ausgerechnet Mary...". Mein Vater sah uns ernst an. "Dort draußen geschehen Dinge. Furchtbare, grauenvolle Dinge! Kein Ort ist mehr sicher. Bald Hogwarts auch nicht. Bitte, passt aufeinander auf. Man kann nie die Schachzüge des Feindes vorhersagen. Das ist das grausame an einem Krieg.".

Wie die Muggel sagen: schlimmer geht's immer! - Unwissenheit (HP FF Rumtreiber)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt