Kapitel 23

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Der Himmel war dunkel, doch vereinzelte Nebelschwaden kündigten einen weiteren grauen Morgen an. Seufzend drehte sich Charlotte vom Fenster weg. So viel hatte sich während der Sommerferien verändert. Charlottes Familie hatte sich verändert. Niemals hätte sie gedacht, dass die gesamte Zauberergemeinschaft so vergrauen würde. Aber nicht nur die Magier. Sogar die Muggel wurden vom Zaubereiministerium ins Wissen gesetzt. Man hörte draußen auf der Straße keine lachenden Kinder mehr, obwohl die Familie in einem Muggelort wohnte. Ja, sogar die Muggel, die doch bisher so weit entfernt von den Zauberern waren, verhielten sich so unauffällig wie möglich. Erst gestern hatte Charlie mit angesehen, wie eine Mutter ihr Kind schimpfend vom Spielplatz geholt hatte. Das Kind hatte doch nur Langeweile gehabt. Aber so war das, in einem Krieg. Auch die Muggel sollten Angst haben. Und heute würde es wieder nach Hogwarts gehen. Aber wie sollten Kinder lernen und Prüfungen bestehen, während in aller Welt vielleicht zur gleichen Minute ihre Freunde oder Familien sterben? Oder noch besser, wie kann man den, der dahinter steckt, aufhalten? Niemand wagt es mehr, seinen Namen auszusprechen. Man könnte sagen, es sei verboten.

Schulterzuckend griff Charlie unter ihr Bett und holte ihren Koffer hervor. Wahllos warf sie alles hinein, was sie besaß. Soviel war das gar nicht. In die Bücher hatte sie noch kein Auge geworfen. Ihre Gedanken waren immer ganz woanders.

Flashback:

Eine Stille umhüllte das Mittagessen. So wie es immer in diesen Ferien gewesen war. Alle starrten auf die Suppe, löffelten und bekamen doch nichts runter. Es waren zu viele schlechte Nachrichten angekommen.  "Charlie, Claire, wir müssen euch etwas sagen...", fing die Mutter der Zwillinge an und sah gespannt zu ihrem Ehemann. Der zuckte nervös mit dem Augenlied und drückte  ihre Hand. So etwas, wie eine Ermutigung. KLONG! machte es und Charlies Löffel fiel in die mittlerweile kalte Suppe. Entgeistert schaute sie auf ihre Eltern. "Nee, oder?", fragte sie fasungslos. "Ihr habt doch nicht vor, euch zu trennen!". Stirnrunzelnd schauten Charlies Eltern auf ihre Tochter. "Was! Charlie, wie kommst du denn darauf!?", sagte ihr Vater fassungslos. Unter dem Tisch trat Claire ihre Schwester wütend mit dem Fuß. "Oh, achso... nadann ist ja gut...", meinte Charlie kleinlaut. Ihre Mutter räusperte sich kurzerhand, um wieder das Aufsehen zu erregen. "Nein, wir trennen uns nicht, es ist eher so, dass...", ihre Mutter machte eine kurze Pause. "Dass wir noch mehr zusammengeschweißt werden...", ergänzte Claires und Charlies Vater den Satz. Angeekelt verzog Charlie das Gesicht. "Zusammengeschweißt! Igitt, so, dass Ihr zwei dann nur noch eine Person seid!? Na lecker!". Claire stöhnte auf. "Man Charlie! Begreifst du es nicht! Das hier ist ernst! Also mach keine blöden Witze!". Charlie legte den Kopf schief. "Also ich fände es auch sehr ernst, wenn unsere Eltern sich dazu entschließen, nur noch eine Person zu sein! Und jetzt hör endlich auf, immer auf meinen Fuß zu treten, der ist schon ganz blau, du Trampeltier!", protestierte Charlie. Claire rollte mit den Augen. "Charlie...", meinte ihr Vater. "Beruhig dich!". Von da an beschloss sich Charlie, nur noch zu schmollen. Dieser äußerst geniale Plan ging aber dem Ende zu, als ihr Eltern endlich die Warheit rausrückten. Bald, sollten sie drei Geschwister sein. "OMG! Und deswegen müsst ihr mir so eine Angst machen, von wegen zusammengeschweißt!?"

Ende Flashback

"Claire, Charlie! Los, beeilt euch! Wenn ihr nicht apparieren wollt, müsst ih euch jetzt mächtig sputen!", rief Minddorn senior aufgebracht. "Ich habe gleich gesagt, wir können apparieren!", ertönte es aus der Küche, wo Charlie die letzten Haferflocken in sich reinstopfte. "Pah, vergisch esch! Isch will nisch wieder die gantsche tscheit kotschen müschen, nur weil du dasch scheit-an-scheit-aparieren nischt bescherrscht!", entgegnete Claire. Ihr Vater vergrub das Gesicht in den Händen. "Claire! Putzt du immer noch Zähne? Du solltest doch deine Zahnbürste schon vor 10 Minuten eingepackt haben!". "Upschi... Schorry, schut mir Leid!".

Letztendlich saßen die Zwillinge doch noch rechtzeitig im Hogwartsexpress.

Während der "Einsegnung der Erstklässler" (so wie es Charlie immer sagte), suchte Claire besorgt den Tisch ab. Sie konnte Fiona nirgends entdecken. "Hey du, was ist los? Warum so nervös?", wurde sie von ihrem Gegenüber angesprochen. Verwirrt sah sie ihn an. Blonde Haare, die ihm bis zum Kinn reichten? 'Wer ist das denn?!', dachte sich Claire und schaute den Typen forschend an. "Hi", meinte sie zögerlich und wandte sich wieder ab. "Und", versuchte der Blondschopf wieder ein Gespräch einzuführen. "Wie ist es so in Hogwarts?". Mit zusammengekniffenen Augen blickte Claire ihn an. Aufdringliche Jungs konnte sie gar nicht leiden. "Wie soll es denn bitteschön sein...", murmelte sie und stocherte lustlos in ihren Kartoffeln. "Nicht so in Plauderstimmung, he?". Claire verdrehte die Augen. "Hmpf". Sie hatte gerade nicht die Nerven, sich mit irgendwem per Gutfreund zu unterhalten. Schon zwei Mädchen aus ihrem Schlafsaal waren nicht mehr nach Hogwarts gekommen! Aber das schien kein Einzelfall zu sein. Wenn Claire sich umschaute, sah sie, dass auch ein paar ihr bekannte Gryffindors und Hufflepuffs waren wie vom Erdboden verschluckt waren. Zwar nicht so viele, wie bei Ravenclaw, aber es fiel auf. "Was geht'n bei dir ab! Ich hab dich gefragt, wie du heißt und welcher Jahrgang du bist!", grinste Blondi. Kopfschüttelnd hob Claire den Kopf. "Hmm? Ich bin Claire, siebte Klasse...", murmelte sie, mehr zum Teller. Regulus hatte sie auch noch nicht entdeckt. Dafür aber seinen Bruder, der quieklebendig am Gryffindortisch saß, und versuchte, Lily mit Pudding abzuwerfen. "Hallo!!", Blondi wedelte mit der Hand vor Claires Gesicht rum. Mit zusammengekniffenen Augen schlug Claire seine Hand weg. "Lass das!", zischte sie. Der Junge runzelte die Stirn. "Ich bin Manu und gehe in denselben Jahrgang, wie du. Danke der Nachfrage!", meinte Blondi beleidigt. "Und das tat weh, du Prügler!". Claire hob die Augenbrauen. "Ich kenn dich nicht.", meinte sie kurz angebunden, stand auf und ging zum Gryffindortisch zu ihrer Schwester.

"Macht mal Platz da!", ertönte eine tiefere Stimme, nachdem Claire sich zwischen Charlie und Ruby gequetscht hatte. "Los, wirds bald? Sind ja nicht alle so dünn, wie ein Strich!", meinte Blondi und quetschte sich zwischen Ruby und Claire. "Ähm ja... und du bist...?", meinte James verwirrt. Doch Manu beachtete ihn kaum. Er drehte sich zu Claire. "Ja, ich weiß, wir kennen uns noch nicht, aber genau deswegen habe ich mich eben auch vorgestellt!", grinste er. Claire hielt sich den Kopf. "Und ich weiß immer noch nicht deinen Namen!", sagte er vorwurfsvoll. "Oh man, zisch ab, hier ist kein Platz mehr für dich!", meinte Sirius, auf seine gewohnt arrogante Art und machte dabei eine Handbewegung, als würde er eine lästige Fliege verscheuchen. Manu rollte mit den Augen. Claire hatte seit ihrem Geburtstag nichts mehr von Reg gehört... "Ich bin Manu, ne? Ich komme aus Schweiz und gehe nach Ravenclaw, siebtes Jahr.". Claires Kopf pochte. "Hä? wenn du nach Ravenclaw gingest, würde Claire dich doch kennen!", meinte Charlie stirnrunzelnd. Und Fiona? Lily tippte Charlie seufzend an. "Leute, hat einer von euch Dumbledore auch nur im Entferntesten zugehört!? Das hier ist Manuel Forms, er kommt aus Bern und geht erst ab diesem Jahr nach Hogwarts, weil er früher privat unterrichtet wurde, klar soweit?", meinte sie. James zog die Augenbrauen zusammen. Was, wenn ihnen etwas schlimmes zugestoßen war?! "Trotzdem keinen Grund zu unserem Tisch zu kommen!", meinte er vorwurfsvoll. Vielleicht... "Aber sie darf hier sein?!", führte Manu eine hitzige Diskussion mit James und Sirius an. Vielleicht die Todesser... Oh Gott! Was, wenn sie bei Fiona waren?! "Tja, Claire hat ja auch eine Zwillingsschwester, nämlich unsere bezaubernde Charlie hier, die nach Gryffindor geht...", wiederlegte James Manu. Und Reg?!... Aber, Regs Familie waren doch Todesser! Aber... es konnte alles passieren! "Ja, sehr tolles Argument!", meinte er sarkastisch. Claire wurde das alles zu viel. Fiona... Sie stand auf und spürte Schwindel. Die Diskussion war mittlerweile verklungen oder Claire nahm sie einfach nicht mehr wahr. "Fiona...", taumelte sie. Weit entfernt hörte sie die Stimme ihrer Schwester. "Claire? Hallo? Geht's dir gut?". Der Schwindel wurde immer stärker. Claire fuhr Achterbahn. "Reg... Meine Güte! Reg? Fiona...", murmelte sie vor sich hin. Sie griff nach etwas und zerkratzte es."Okay, Claire, alles ist gut...", versuchten Stimmen sie zu beruhigen. "Lass los, Claire!". "Nein!", schrie Claire. Und versuchte, sich aus den Klammergriffen zu befreien."Nein! Reg! Reg!    Nicht Fiona? Wo?". Ihr Kopf schlug auf etwas hartes und sie fiel in bodenlose Schwärze.

Wie die Muggel sagen: schlimmer geht's immer! - Unwissenheit (HP FF Rumtreiber)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt