38. Angriff und Einkauf

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Viktoria war wieder im angrenzenden Wald joggen gegangen, dies tat sie jeden Morgen seitdem sie bei den Zwillingen waren.
Die junge Hexe hatte begonnen nicht bloß ihr magisches Können weiter auszubauen, sondern interessierte sich ebenso für die Kampfkünste der Muggel:
Sie hatte sich Wurfsterne, Shuriken, aus leichtem Edelstahl anfertigen lassen von einem Kollegen ihres Vaters aus Bulgarien und übte fleißig mit diesen.
Die junge Schottin war nicht bloß ein Magisches Talent, sie wollte etwas können was man ihr nicht in die Wiege gelegt hatte.
So übte sie jeden Morgen und jeden Abend fleißig ihre Kampfkünste mit den Sternen und zusätzliche magische Übungsstunden.
Anfangs hatte sie Dinah noch begleitet beim Jogging, aber das ausdauernde Laufen lag ihr einfach nicht.
Derik zeigte seiner Mate den Nahkampf wie Werwandler es taten wenn sie nicht gewandelt waren, sodass sie für alle Fälle vorbereitet wäre.

Die Sonne hing tief am Himmel, ihr goldenes Licht tanzte auf den bunt gefärbten Blättern des Spätsommers.
Der Wind flüsterte leise durch die Bäume, während Viktoria, die junge rothaarige Hexe, auf einer kleinen Lichtung stand und ihre Shuriken präzise auf ein Ziel warf – einen mit Kreide gezeichneten Kreis auf einem alten Baumstamm.
Ihre schwarze Bluse flatterte leicht, und ihre feuerroten Haare glühten im Sonnenlicht.
Ihre ebenso dunkle Lederhose betonte ihre langen Beine.
Ihre Augen, hellblau wie ein klarer Winterhimmel, funkelten konzentriert, als sie das nächste Shuriken in ihrer Hand wog.
Plötzlich verstummte der Wald.
Kein Wind, kein Rascheln – nur Stille.
Viktoria's Nackenhaare stellten sich auf.
Sie griff nach ihrem Zauberstab, der in einem ledernen Holster an ihrer Hüfte steckte, und spürte die magische Energie, die durch ihre Finger floss.
Sie drehte sich langsam um.

Am Rande der Lichtung stand er: ein hochgewachsener Mann mit wildem, fast tierhaftem Blick.
Seine Bewegungen waren geschmeidig, fast lautlos, und seine Augen – gelblich wie die eines Raubtieres – fixierten sie mit unheilvoller Intensität.
Der Werwandler hatte die Gestalt eines Menschen angenommen, doch seine Präsenz war alles andere als menschlich.
Seine Lippen verzogen sich zu einem grimmigen Lächeln.
„Du bist seine Mate?“, fragte er, seine Stimme war tief und rau.
„Die kleine Hexe, die sich an meinen Feind gebunden hat.
Sag deinem Mate, dass seine Zeit bald abläuft.“
Die rothaarige Hexe hob das Kinn und straffte die Schultern.
Angst schoss durch ihre Adern, doch sie ließ sich nichts anmerken.
Statt einer Antwort holte sie eine Handvoll Shuriken aus ihrer Tasche und warf sie mit präziser Bewegung in seine Richtung.

Der Werwandler duckte sich, zwei der Shuriken surrten knapp an seinem Kopf vorbei, und eins streifte seinen Arm.
Ein dünner roter Striemen erschien, doch er wich keinen Schritt zurück.
Stattdessen lachte er leise, ein tiefes, kehliges Geräusch.
„Du bist mutiger, als ich dachte.
Aber glaub nicht, dass du mich aufhalten kannst.“
Viktoria schwang ihren Zauberstab und richtete ihn direkt auf ihn.
Mit einem schnellen Spruch schoss ein fast blendend heller Lichtstrahl zwischen ihnen hindurch und traf den Boden direkt vor seinen Füßen.
Der Knall ließ die Lichtung erbeben, und der Werwandler zog die Augenbrauen hoch.
„Das war nur eine Warnung“ sagte Viktoria, ihre Stimme fest, obwohl ihr Herz wie verrückt klopfte.
„Das nächste Mal ziele ich höher und kastriere dich.“
Der Werwandler starrte sie an, seine Augen schmal.
Schließlich hob er die Hände in einer Geste gespielter Kapitulation.
„Na schön. Ich habe die Botschaft verstanden.
Aber glaub mir, kleine Hexe – dies ist noch nicht vorbei.“

Er drehte sich um und verschwand lautlos im Schatten des Waldes.
Viktoria ließ die Hand mit dem Zauberstab sinken, doch sie blieb noch einige Minuten reglos stehen, den Blick auf die Stelle gerichtet, wo er verschwunden war.
Dann atmete sie tief durch.
„Er wird es erfahren“, murmelte sie leise, ihre Finger fest um den Zauberstab geschlossen. „Und er wird bereit sein.“

Sie kehrte zum Ferienhaus der Zwillinge zurück, auf dem Weg dahin schickte sie rote Funken gen Himmel um ihre Freunde vorzuwarnen.
Diese kamen ihr bereits vor dem Haus entgegen, mit erhobenen Zauberstäben, Derik blickte sich ebenso gespannt um.
Alle vier hoben fragend ihre Augenbraue hoch und sie ließen sich von der rothaarigen berichten was geschehen war.
Derik konnte fast nicht mehr an sich halten als er von dem anderen Werwandler und dessen Nachricht erfuhr.
Er begann sofort an seiner Mate zu schnüffeln um den Geruch seines Feindes aufzunehmen und ihn zu identifizieren.

Nach dem ersten Schrecken apparierte Derik kurz zu seiner Familie um ihnen von dem Zusammentreffen seiner Mate und ihres alten Feindes zu berichten.
Danach machten sich die jungen Magier auf den Weg in die Winkelgasse, denn im Morgengrauen war eine Eule mit ihren Schullisten angekommen.
Dort trafen sie einige ihrer Schulkameraden die ebenso wie die Freunde erst kurz vor Schulbeginn ihre Schulsachen besorgten.
Sie gingen der Reihe nach die einzelnen Läden durch um ihre Schulbücher, neue Schuluniformen, neue Tinte, Federn und Pergamente zu besorgen.
Für ihre Tiere besorgten sie wieder Futter und zubehör.
Derik benötigte Sachen für sein siebtes Schuljahr und die anderen fünf besorgten die Schulsachen für ihr sechstes Jahr in Hogwarts.

Die Zwillinge kehrten den Nachmittag vor dem 01. September zu ihren Eltern zurück, Dinah nahm ihren Koffer mit zur Familie Granger/Krum, bei der auch Derik vor der Abreise nach Hogwarts blieb.
So konnten die drei zumindest noch einen gemütlichen Nachmittag und Abend mit Hermine und Viktor verbringen.

Die Reise nach London zum Bahnhof King's Cross war für Viktoria Shae Granger, Tochter von Hermine Granger und Viktor Krum, jedes Jahr aufs Neue ein aufregendes Abenteuer.
Obwohl es bereits ihr sechstes Jahr in Hogwarts war, fühlte sich der 1. September immer besonders an – eine Mischung aus Vorfreude, Nervosität und der wohligen Geborgenheit, die das Wiedersehen mit ihren Freunden versprach, obwohl sie ihre Freunde in den Ferien fast nur in Beschlag genommen hatte.
An diesem Morgen herrschte geschäftige Betriebsamkeit im Granger-Krum-Haushalt.
Hermine, immer bestens organisiert, hatte am Abend zuvor darauf bestanden, dass Viktoria's, Dinah's und Derik's Koffer mit allen Schulbüchern, Kleidung und Zaubertränken gepackt wurde.
Viktor, der zwar weniger strukturiert, aber nicht weniger fürsorglich war, hatte heimlich noch ein paar Schokofrösche und eine neue Sportausrüstung hinzugefügt – schließlich war Viktoria seit ihrem vierten Jahr versessen auf eine Kampfausbildung mit Shuriken, Boxen und Lauftraining.
"Vergiss nicht, deinen Zauberstab mitzunehmen, Liebes,"
erinnerte Hermine ihre Tochter, während Viktor die verzauberten Koffer in den Kofferraum des Autos hob. Viktoria rollte mit den Augen und hielt ihren Zauberstab in die Höhe.
"Ich bin ja kein Erstklässler mehr, Mama!"

Die Fahrt nach London verlief reibungslos, auch wenn das Auto durch einen kleinen Schlenker in der Luft auffiel.
Viktor hatte darauf bestanden, das fliegende Familienauto der Weasley's zu steuern, sehr zum Missfallen von Hermine, die fürchtete, sie könnten Muggel's auf sich aufmerksam machen.
Doch Viktor lachte nur:
"Lass sie denken, es sei eine Drohne!"
Als sie sich King's Cross näherten, wurde Viktoria unruhig.
"Was, wenn die Professoren mich dieses Mal wirklich bei den Prüfungen überfordern?"
Hermine legte beruhigend eine Hand auf ihre Schulter, während Derik und Dinah schmunzelten.
"Du bist hervorragend, Viktoria.
Und wenn etwas schief geht, lernst du daraus. Das habe ich auch getan."

Am Bahnhof angekommen, zog Viktoria ihren Gepäckwagen Richtung Bahnsteig 9 ¾.
Sie konnte bereits andere Familien sehen, darunter die Weasley's die sich ebenfalls von Viktoria verabschieden wollten und die Familie Malfoy, die wie immer eher reserviert wirkte.
Viktoria nickte ihrer Feindin Emily Fields zu, mit der sie seit dem ersten Jahr verfeindet war.
Gemeinsam liefen Viktoria und ihre Freunde, sowie ihr Mate Derik, durch die Barriere – ein Moment, der für jeden Muggelgeborenen stets ein bisschen Magie mit sich brachte.
Der Hogwarts-Express, leuchtend rot und dampfend, stand bereit. Aufgeregte Stimmen und das Fauchen der Lokomotive erfüllten die Luft. Hermine drückte Viktoria fest an sich, bevor sie einsteigen konnte.
"Mach uns stolz, Liebling. Und pass auf dich auf!" Viktor schloss sich der Umarmung an.

Als der Zug schließlich anfuhr, lehnte sich Viktoria aus dem Fenster und winkte ihren Eltern zu.
Neben ihr saßen bereits ihre besten Freunde, Emil und Emily, Dinah und Derik, die voller Enthusiasmus über die bevorstehende Halloween-Feier in Hogwarts sprachen.
Während der Zug durch die sanften Hügel Englands fuhr, spürte Viktoria die Vorfreude auf ein weiteres Jahr voller Magie, Freundschaft und Abenteuer. Hogwarts wartete – und Viktoria war bereit.

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