Kapitel 1

854 38 5
                                    

Es war eine regnerische Nacht. Der April diesen Jahres hatte es sich zur Aufgabe gemacht, seinem Namen alle Ehre zu erweisen, seit zwei Wochen schon schwang das Wetter binnen Minuten von einem wunderschönen Frühlingstag zu der trüben grauen Suppe über, für die London bekannt war.

"Ein bisschen wie Sherlock manchmal..." John Watson musste schmunzeln. Er lag wach in seinem Bett und dachte nach. Als er sich dabei ertappte, wie er wieder einmal ins Trauern um seinen besten Freund verfiel, ermahnte er sich schnellstens damit aufzuhören. Schließlich war Sherlock nicht tot... Auch wenn es sich für John ein wenig so anfühlte. Er war damals am Flughafen einfach verschwunden, ohne ein Wort zu sagen oder sich noch einmal umzudrehen "Vielleicht ist er es ja längst...", bei diesem Gedanken drehte sich ihm der Magen um. „Gut möglich.", dachte er weiter: "Er hat seit über einem halben Jahr nichts mehr von sich hören lassen. Keine Zeitungsmeldungen, kein Anruf, kein Besuch... noch nicht einmal eine SMS hat er einem von uns geschrieben. Gut möglich, dass er längst..."

Das Baby Fon auf Marys Nachttisch gab ein Geräusch von sich und riss John aus seinen trüben Gedanken. Er musterte seine schlafende Frau und lächelte. Was würde er bloß ohne sie tun? Er zog ihre Decke zu Recht und schwang die Beine aus dem Bett bevor er sich auf den Weg ins Kinderzimmer machte.

Er stieß einen kleinen erstickten Schrei aus, mehr nicht. Es fühlte sich an wie im Traum, ein bisschen so als würde er durch Wasser laufen, so schwammig und unwirklich fühlte sich das alles an. Nein. Das konnte nicht sein. Das dürfte nicht sein! In zwei Sätzen war er an der Wiege angelangt. Hektisch riss er das Deckchen heraus. Tränen stiegen ihm in die Augen, während er wie besessen die komplette Innenausstattung kleinen Bettchens herausriss. Nein, nein, nein... Das konnte nicht sein... Doch. Das Bett war leer. Keine Shelly.

John lehnte sich mit dem Rücken an die Wand, er suchte halt, schwankte. Rutschte schließlich zu Boden und brach dort in ein Schluchzen aus.

Nein. Nicht sie! Nicht die kleine Shelly, sein kleines Töchterchen, dem er geschworen hatte es vor Allem und Jedem, jeder Gefahr die in den Gassen Londons oder sonst wo lauern könnte, zu beschützen. Er dachte zurück an den Abend, wie er sie gewaschen hatte und ihr den rosa Pyjama angezogen hatte, den niedlichen mit den Mäusen, den sie von Misses Hudson hatten.

Sein Blick wanderte auf zum Fenster, das weit aufgerissen leicht im lauen Nachtwind hin und her schwang. Diese ruhige Bewegung löste in John eine nie dagewesene Wut aus. Langsam und kochend heiß stieg sie in seinem Körper auf und machte ihn rasend.

"VERDAMMTE SCHEISSE!", er schlug das Fenster so heftig zu, dass das Glas klirrend zu Bruch ging und sich auf dem rosa Plüschteppich ausbreitete. "John, was ist... OH GOTT!", Mary stand luftschnappend in der Tür.

Detective Inspector Lestrade war innerhalb kürzester Zeit bei Ihnen. Es war zwar nicht seine Zuständigkeit, sich um Entführungen zu kümmern aber seinem alten Kollegen und Freund stand er selbstverständlich zur Seite.

"Wann haben Sie Shelly zuletzt gesehen?"

"Heute Abend... Als ich sie ins Bett gebracht habe. Mary war gerade einkaufen und ich habe sie gewaschen und umgezogen wie jeden Abend. Dann habe ich sie ins Bett gelegt und gewartet bis sie eingeschlafen war. Das war so gegen 6."

"Und sie lassen sie immer bei geöffnetem Fenster schlafen?"

"Geöffnetes Fenster? Nein, wieso? Das ginge doch gar nicht wegen der Zugluft ..."

"Merkwürdig...", Detective Inspector Lestrade kratzte sich am Hinterkopf: "Es gibt keinerlei Einbruchsspuren. Und sie sagten, die Scheibe war nicht beschädigt, bis sie..."

"Nein. Da bin ich mir sicher. Die Scheibe ging erst zu Bruch als ich Das Fenster zugeschlagen habe."

Lestrade nickte und notierte alles in seinem Block. Nun stand er auf: "Nun ja John, es tut mir Leid, aber mehr als abwarten können wir nicht. Sie wissen ja wie das ist..."

"Ja, natürlich...", John nickte und gab Detective Inspector Lestrade die Hand. "Ach ja und... Kommen Sie doch bitte heute Nachmittag mit ihrer Frau zu uns, damit wir sie über unsere ersten Gedankengänge unterrichten können.", "selbstverständlich..." Antwortete John und begleitete Detective Inspector Lestrade zur Tür.

Sherlock FF - Tick, Tack, Boom!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt