Kapitel 10

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Einige Straßen weiter lehnte Sherlock sich an eine dunkle Hauswand. „Und jetzt?", Molly sah Sherlock an: „Wie geht es jetzt weiter?", Sherlock erwiderte ihren Blick mit seinen stechenden blau-grauen Augen. „Selbstverständlich machen wir weiter wie bisher. Wir müssen natürlich diese Lydia ausfindig machen, bevor Moriarty das tut... nur sie kann uns weiterhelfen. Wir müssen noch immer das richtige Haus finden, ich möchte mir gar nicht ausmalen müssen, was sonst mit meiner kleinen Namensvetterin passiert... Wenn wir sie nicht retten, werde ich mir das ehrlich gesagt niemals verzeihen! Schließlich hätten wir sie auch sicher retten können... ich hätte sie retten können..."

Molly, die dem Detektiv gegenüber stand, machte einen Schritt auf ihn zu.

„Ich bin sehr erleichtert, dass du dieses unfaire Angebot ausgeschlagen hast. Du...", sie machte einen weiteren Schritt, nun berühtre ihr Mantelkragen bereits den seinen. „Du wirst sie auch so retten. Da bin ich mir sicher!"

Sherlocks Sympathie für die kleine Rechtsmedizinerin stieg noch mehr, falls das möglich war. Dieser wunderbare Mensch fand auch in dieser schwierigen und stressigen Situation genau die Worte, die ihm ein sanftes Lächeln auf die Lippen zauberten.

Er schlang seine Arme um Molly und zog sie zu sich. Er beugte sich zu ihr hinunter sie zog sich sanft an seinem aufgestellten Mantelkragen zu ihm hinauf. Als sich ihre Lippen berührten, war Molly so überwältigt von Gefühlen, dass sie sich erst kaum rühren konnte, bevor sie sich gegen Sherlock lehnte, der dadurch sanft gegen die Hauswand gedrückt wurde. Passierte das gerade wirklich? Molly hatte so unendlich lange auf diesen Moment gewartet. Wie oft hatte sie sich nach seiner Nähe, seiner Berührung gesehnt und wie oft war sie durch sein kaltes Verhalten enttäuscht worden? Sie war sich sicher, sie müsste jeden Moment aufwachen, alleine, in ihrem Bett, vielleicht mit Toby am Fußende aber definitiv ohne ihn. Aber sie wachte nicht auf. Das war real. Sie spürte seine Wärme um sich. Seine sanfte Berührung. Seinen Atem. Sie hörte sein Herz genauso schnell schlagen wie ihres und sie wünschte sich, dieser Augenblick würde nie enden. Sie wollte einfach ewig hier stehen, in seinen Armen, versteckt im Schatten der dunklen Seitenstraße. Er sollte niemals aufhören sie zu küssen, sie niemals loslassen.

Sherlocks Herz klopfte wie wild. Er spürte den kleinen, zerbrechlichen Körper in seinen starken Armen. Die wunderbar gemütliche Wärme, die ihr Körper abgab und die finstre Straßenecke für ihn zum schönsten Ort der Welt machte. Ihre weichen Lippen auf den seinen, ihre Nähe, ihr Duft, ihre wunderbare Art. All das nahm Sherlock in sich auf und all die Trauer, Kälte und Wut, die in ihm waren, verschwanden für einen Moment. Es fühlte sich so unglaublich schön an, einfach hier an dieser Wand zu lehnen, mit ihr in den Armen und sie zu küssen, dass er alles Böse aus seinem Kopf verbannte. Ohne nachzudenken stand er einfach da und küsste sie leidenschaftlich und zog sie näher zu sich heran. Sie schlang die Arme um seinen Hals und drückte ihn fester gegen die Hauswand in seinem Rücken. Seine Hände wanderten ihren Rücken hinab und überall, wo er sie berührte, blieb ein unbeschreibliches Gefühl und ein warmer Schauer durchfuhr ihren Körper. Seine Hände hatten inzwischen ihre Taille erreicht und er zog sie noch näher zu sich, als sie mal wieder durch ein klingelndes Handy unterbrochen wurden. Diesmal kam es allerdings aus Mollys Tasche. Völlig außer Atem ließen die beiden voneinander ab. Weiterhin an Sherlock gelehnt, kramte sie ihr Handy aus der Tasche ihres Mantels und sah auf das Display. Es war Lestrade.

„Molly Hooper?", meldete sie sich keuchend.

„Guten Abend, Molly. Ich hoffe, ich habe sie nicht geweckt!"

„Nein, nein, Greg. Ich war sowieso noch wach. Ich..."

„Sie klingen ja so außer Atem, sind sie gerannt?"

„Nein... Wir sind nur..."

„Ach sie sind nicht allein! Tut mir wirklich leid, sie stören zu müssen, aber könnten sie bitte herkommen? Es hat einen Unfall gegeben ganz in der Nähe ihrer Wohnung. Eine Frau ist dabei ums Leben gekommen, würden sie sie sich mal ansehen?"

„Jetzt?", Molly warf einen Blick auf die Uhr. Es war halb drei.

„Nun ja, es hat gewissermaßen mit dem Fall Shelly Watson zu tun und..."

„Wir sind gleich da!", Sherlock hatte Molly das Handy aus der Hand gerissen. Mit diesen Worten legte er auf und schob es in Mollys Manteltasche zurück.

Sherlock FF - Tick, Tack, Boom!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt