Kapitel 27

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In einer flüssigen Bewegung richtete Sherlock sich so gut es ging auf dem Netz auf und holte Schwung, um sich abzudrücken und in einem Satz über den fallenden Moriarty hinweg zu springen.

So schnell er konnte schnappte er sich das Bündel, das noch immer elendig schreiend in den groben Maschen des Netzes lag. Er klemmte sich Shelly unter den Arm, während er versuchte, sie fest genug zu halten, um sie nicht in die Tiefe stürzen zu lassen, jedoch sanft genug, um sie nicht zu zerdrücken.

Er drückte den kleinen Körper fest an sich und hechtete zum anderen Ende der Schlucht, an dem sich ein Vorsprung befand, der groß genug war, um das Gewicht einer Person vorübergehend tragen zu können.

Mit aller Kraft, die sein verwundeter, erschöpfter Körper hergab, klammerte Sherlock sich an der brüchigen Felswand fest, während er mit ansah, wie auch die letzten Maschen des Netzes nachgaben und gemeinsam mit dem Consulting Criminal in die dunkle Tiefe der schier bodenlosen Schlucht stürzten.

Natürlich war sie nicht wirklich bodenlos, aber die Schwärze der Nacht verschmolz mit dem dunklen Geäst der Bäume, die unterhalb des Netzes in der Schlucht wuchsen und dafür sorgten, dass sie wirkte, wie ein bodenlos tiefer Riss in der Welt, der erbarmungslos alles verschlang, das sich in ihn hinein verirrte.

Keuchend kauerte der Consulting Detective an der Steinwand und warf einen besorgten Blick nach unten, dorthin, wo er das kleine Bündel in seinem linken Arm hielt. Erleichtert bemerkte er, wie das Baby den Arm austreckte und seine kleinen Fäuste um einen Zipfel seines Schals schloss.

Shelly lebte. Das war alles, was in diesem Moment zählte. Shelly lebte und Moriarty war tot. Leise lächelte er das kleine Mädchen an, das an ihn gekuschelt einschlief, all die Aufregung und die Angst vergessend, die es noch vor wenigen Minuten gequält hatten.

Was für Shelly zählte, waren jetzt nur die scheinbar wiedergekehrte Sicherheit, die Wärme ihres Retters und der Schlaf, den sie nun dringend brauchte, Sherlock jedoch war sich bewusst, dass die Gefahr damit noch längst nicht gebannt war.

Die Felswand, von der sein und Shellys Leben abhing, war vom Regen feucht und glitschig, nicht einmal ein Profikletterer würde unter diesen Bedingungen den Aufstieg wagen. Außerdem schienen Sherlocks Kräfte sekündlich zu schwinden und er spürte den Schwindel, der aus dem hohen Blutverlust wenige Stunden zuvor resultierte, zurückkehren.

"John!", rief er so laut er konnte nach oben, in Richtung der Kante, von der er wenige Zeit zuvor abgesprungen war: "Ich könnte ein wenig Hilfe gebrauchen!", sehnlichst hoffte er, das Gesicht seines besten Freundes an der Kante erscheinen zu sehen, doch nichts geschah. "John!", rief Sherlock erneut: "Greg! Mary!"

Wieder einmal befand Sherlock sich in der unangenehmen Lage, von seinen Mitmenschen abhängig zu sein, ein Umstand, den Sherlock nur wenige Jahre zuvor um jeden Preis verhindert hätte. Auch hätte Sherlock vor einigen Jahren nicht gezögert, Moriarty einfach zu erschießen. Nun jedoch, hatte er ihn lieber stürzen lassen, als einfach abzudrücken.

"John!", Sherlock seufzte, lange würde er das nicht mehr durchhalten. Seine Arme fühlten sich taub an und er spürte wie die nassfeuchte Kälte von unten unter seinen Mantel kroch und ihn zittern ließ: "Hallo?"

Da, endlich erschienen drei Köpfe am Rand der Schlucht. "Oh mein Gott", entfuhr es Mary und sie und John wechselten einen beunruhigten Blick. "Warten Sie da!", rief Lestrade: "Ich helfe Ihnen hoch!"

'warten Sie da', wiederholte Sherlock stumm in seinem Kopf und schnaubte belustigt. Was denn sonst?

Es dauerte einige weitere Minuten, die Sherlock schier endlos vorkamen, bis Lestrade es endlich geschafft hatte, ein Seil zu beschaffen. Er hatte Molly benachrichtigt, ihm mit dem Rettungseil, das sich stets im Kofferraum seines Dienstwagens befand, entgegen zu kommen.

Er ließ es zu Sherlock hinab, welcher es sich um den Bauch band um nun beide Hände frei zu haben und das kleine, inzwischen fest schlafende Bündel fest an sich zu drücken.

Als sie es geschafft hatten, ihn und Shelly nach oben zu ziehen, drückte John seinen besten Freund fest an sich. "Danke, Sherlock.", sagte er ernst und sah ihm fest in die Augen. Dieser mied Johns Blick und drehte sich weg. "Kleinigkeit.", murmelte er mit einer beiläufigen Handbewegung.

Mary, die Shelly fest in ihre Arme geschlossen hatte, und John wechselten einen Blick, der in etwa so viel sagte wie 'Sherlock bleibt eben Sherlock', und so war es auch: egal, wie stark Sherlock berührt oder verletzt sein sollte, er würde immer wieder versuchen davon abzulenken, denn er war nun einmal Sherlock Holmes, das kühle Genie aus der Baker Street und er setzte jede Menge daran, diesen Schein zu wahren.

Mit dem Rücken zu seinen Freunden gekehrt, "Ich würde es vorziehen, umgehend in die Baker St...", weiter kam Sherlock nicht, denn plötzlich brach er zusammen und blieb reglos auf dem feuchten Waldboden liegen.

Als Sherlock erwachte, fand er sich in einem Krankenhausbett wieder. "W... was ist los?", murmelte er, als mehr und mehr bekannte Gesichter in sein Blickfeld traten. John, Mary, Lestrade, Molly, Misses Hudson und sogar Mycroft hatten sich in dem kleinen Raum versammelt und standen um Sherlocks Bett herum.

"Das war wohl alles doch ein wenig zu viel.", sagte John. Mit einem süffisanten Grinsen auf den Lippen und einem sarkastischen Unterton in der Stimme fügte er hinzu: "Sogar für ein unantastbares Genie wie dich." Sherlock musste grinsen. John trat auf ihn zu und umarmte ihn.

"Willkommen zurück.", sagte er: "Mach dir keine Sorgen, in wenigen Tagen wirst du in die Baker Street zurückkehren können. Die wollen dich nur noch zur Untersuchung hier lassen."

"Du hast ziemlich viel Blut verloren, Bruderherz.", fügte Mycroft hinzu, dessen Stimme wie üblich kalt und herablassend klang, doch Sherlock wusste, dass das nur aufgesetzt war. Jedoch schien Mycroft sich anscheinend heute besonders viel Mühe zu geben, kühl und distanziert zu wirken.

"Gute Arbeit, Sherlock.", sagte Lestrade anerkennend und nickte ihm zu. Sherlock nickte zurück und ließ seinen Blick durch den Raum wandern, lächelte Molly zu, deren Gesicht sich augenblicklich rötete und blieb mit dem Blick zwischen Lestrade und seinem Bruder hängen.

Da ging ihm ein Licht auf und er grinste in sich hinein. "Goldfische...", dachte Sherlock und lehnte sich entspannt in seinem Bett zurück.

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MAN MAG ES KAUM GLAUBEN, ABER ICH LEBE NOCH!

Heyo ma friends!

Euch ist bestimmt aufgefallen, dass gegen Ende der Stories meine Updates ziemlich unregelmäßig geworden sind. Es tut mir wirklich sehr Leid :c

Ich hatte irgendwie Probleme, die Geschichte zu Ende zu schreiben und habe mich daher davor gedrückt. Ich habe beschlossen, das ganze mit diesem Kapitel zu beenden. Ich hoffe, dass Ende ist wenigstens etwas passend und nicht komplett daneben :D

Vielleicht sehen wir uns ja in den Kommis meiner nächsten Geschichte wieder. Diese wird übrigens wahrscheinlich doch eine reine Doctor Who fanfiction, da ich einen OC entwickelt habe, den ich irgendwie ziemlich cool finde, und den ich erstmal nicht mit anderen 'nicht-Doctor-Who-Charakteren' mischen möchte. Ich hoffe ihr versteht das.

Vielen Dank fürs lesen, ich freue mich noch immer über jeden eurer Kommentare und jeden Read.

Echt ein RIESEN DANKESCHÖN UND EIN FESTES VIRTUAL-HUG!

Ich hab euch alle lieb, bis zum nächsten Mal c:

- Jojoliho <3

Sherlock FF - Tick, Tack, Boom!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt