Kapitel 26

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Moriarty entfuhr ein kleiner, erstickter Schrei, als Sherlock ihn am Jackenärmel packte und mit sich in die Tiefe riss. Wenigstens gelang es ihm, Shelly noch mit sich hinab zu stoßen. Moriarty wusste, dass sie jetzt entweder alle sterben würden, oder keiner von ihnen. Nun ja, ob das Baby den Sturz überleben würde, war wiederum fraglich. Beim Gedanken daran, dass Sherlocks versuchte Rettung in Shellys Tod enden konnte, entfuhr Moriarty ein Grinsen. 

Es nur wenige Sekunden, bis sich Sherlocks Theorie bestätigte. Wie immer waren den Anderen Dinge entgangen, die Sherlock sofort bemerkt hatte. Wie zum Beispiel die kleinen Markierungen, die sich in etwa fünf Metern Entfernung von einander auf beiden Seiten der Schlucht befunden hatten. Es hatte einige Sekunden gedauert, bis Sherlock verstanden hatte, wozu sie dienten, aber als  er es tat, konnte er nicht anders, als verächtlich aufzulachen. Dieser Plan war so simpel, so einfach, fast schon zu einfach für Moriarty Verhältnisse. 

Diese Schlucht, die auf den ersten Blick so unberührt und wild schien, war in Wahrheit ein beliebtes Ausflugsziel für Kletterer. Man hatte im Abstand von jeweils fünf Metern Sicherungsnetze angebracht, die stürzende Kletterer auffangen und so vor schwereren Verletzungen zu schützen. Sherlock war sich sicher, dass alle diese Netze auf mysteriöse, oder für ihn eher wenig mysteriöse zum reißen gekommen waren. Alle, bis auf das oberste. Denn dieses Netz war James Moriartys Lebensversicherung. 

Nur hatten der Consulting Criminal und sein Schütze eines nicht bedacht: Sie hatten lediglich zwei Szenarios durchdacht: Eines, in dem Sherlock sprang und Moran das Netz rechtzeitig durchtrennte, sodass er in den sicheren Tod stürzen würde, und eines, in dem Moriarty fiel aber durch das letzte verbliebene Netz gerettet wurde. Die Möglichkeit, dass beide fallen könnten, hatten sie scheinbar nicht bedacht und das war Sherlocks Rettung.

Allerdings hatte er nicht beabsichtigt, Moriarty die Zeit zu lassen, Shelly mit sich zu ziehen. In dem er es doch geschafft hatte, wurde Sherlocks Plan ein wenig zufallsabhängig, was dem Detektiv ganz und gar nicht gefiel. Er hasste es, sich auf etwas anderes als seine eigene Intelligenz verlassen zu müssen. Jedenfalls blieb ihm jetzt gar nichts anderes mehr übrig und so hoffte er einfach, dass Shelly so aufkam, dass sie den Sturz überlebte. 

Als ihre Körper auf das Netz trafen, gab es nach und schwang einige Zentimeter nach unten, aber es hielt. Es dauerte ein wenig, bis Moriarty und Sherlock ihr Gleichgewicht wiedererhalten hatten, aber als sie beide aufrecht auf den groben Maschen saßen, wechselten sie einen kurzen Blick. Dann wanderten ihre Blicke einige Meter weiter, auf das Bündel, dass in einiger Entfernung lag. Von ihm ausgehend konnte man ein lautes Weinen vernehmen, was Sherlock und Moriarty verriet, dass Shelly am Leben war.

So schnell er konnte, begann Sherlock über das Netz auf Shelly zu zu kriechen. Moriarty tat es ihm gleich. Jeder von ihnen wollte das Baby als erstes erreichen. Einer von ihnen, um es zu retten, der Andere, um es zu töten. Moriarty schubste Sherlock beiseite und sicherte sich so einen kleinen Vorsprung, denn das Netz war sehr elastisch und schwang bei jeder Bewegung so heftig, dass man sich bemühen musste, nicht das Gleichgewicht zu verlieren .

Sherlock rappelte sich auf und stemmte seine Füße in das Netz. Als er sich abdrückte, hatte er genug Schwung, um sich auf den Consulting Criminal zu schmeißen und ihn hinunter zu drücken. Der Detektiv drückte seine Knie in Moriartys Rücken, was ihn laut aufschreien ließ. 

Moriarty keuchte unter Sherlocks Gewicht, als er versuchte, sich umzudrehen. "Sebastian ist gleich da vorne...", zischte er Sherlock entgegen: "Du weißt, dass es mir nichts ausmachen würde, zu sterben, wenn ich dafür dich und das Baby mit mir nehmen könnte, oder Sherl? Ich bräuchte Seb nur ein Zeichen zugeben, das Netz loszuschneiden..." Der Detektiv lachte und bohrte seine Knie noch fester in den Rücken des Consulting Criminals. "Du kannst Zeichen geben, so viel zu willst, dein Seb wird nicht kommen!", Sherlock zog seine Waffe aus der Tasche und hielt sie Moriarty an den Kopf: "Er liegt in deinem Keller und wird nicht kommen, um dich zu retten!"

Moriarty wehrte sich mit aller Kraft gegen Sherlocks Griff.  "Was hast du mit ihm gemacht?!", schrie er un wandte sich unter Sherlock, verzweifelt versuchend, ihn von sich zu schleudern. "Keine Sorge, er lebt!", Sherlock grinste: "Dein dunkler Ritter ist wohl auf. Er liegt betäubt in deinem Keller und da wird er auch bleiben!"

Moriarty zuckte, als er den kalten Lauf der Pistole in seinem Nacken spürte. Als er das metallische Klicken hörte, als Sherlock die Waffe entsicherte. Als sich das kalte Eisen in seine Haut drückte und er eine Gänsehaut bekam. James Moriarty hatte wenig Erfahrung mit diesem Gefühl, aber er war sich sicher, dass es Angst war. Todesangst. Er hatte sich das Sterben immer als lediglich das sang- und klanglose Ende einer unnötigen Existenz vorgestellt, aber etwas bei dem Gedanken, dass er hier draußen einfach so erschossen würde, störte ihn massiv und er wollte das einfach nicht zu lassen. 

Dann folgte der Schuss. Moriarty zuckte zusammen, als das laute Knallen durch die menschenleere schlucht hallte. Es prallte von den Felswänden ab und echote hinauf in den wolkigen Nachthimmel. 

Aber halt? Warum bekam er das überhaupt noch mit? Weshalb funktionierten seine Sinne noch? Weshalb atmete er? Weshalb hatte er überlebt? Irritiert wollte Moriarty den Kopf heben, als das Netz unter ihm nachgab und er spürte, wie er durch das größer und größer werdende Loch im Sicherheitsnetz rutschte. 

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Wieso erinnert mich diese ganze "Rettet das Baby"-Sache so an Ice Age? Naja ich hoffe der ganze Scheiß hier wird euch nicht zu abgefuckt und weird! ^^ 

-JojoLiho

Sherlock FF - Tick, Tack, Boom!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt