Kapitel 22

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„Schatz, w... was redest du denn da?", John lachte, um seine Irritation über diese scheinbar unmögliche Aussage zum Ausdruck zu bringen. „Er hat sie umgebracht.", antwortete Mary nur tonlos, bevor sie John um den Hals fiel: „Es hat keinen Sinn mehr John, sie ist tot! Er hat unsere Shelly getötet!", schluchzte sie verzweifelt.

John und Molly wechselten einen irritierten Blick: „Aber Mary...", setzte Molly an: „Wie kommst du denn darauf?", „Er hat es mir gesagt, kurz bevor er versucht hat, mich auch zu töten!", Mary versuchte sich wieder zu fangen, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und begann zu erklären: „Die Ärzte haben euch sicher erzählt, ich sei aus einem fahrenden Auto vor Gregs Wagen gestürzt.", die Beiden nickten. „Das ist jedoch nicht ganz wahr. Wie Molly bereits vermutet hat, war das ganze nur ein Ablenkungsmanöver, um Moriarty zu seiner Flucht zu verhelfen.", „Wie bist du überhaupt in dieses Taxi gekommen? Und was hat das mit Shelly zu tun?", John hatte noch immer nicht verstanden, wie das alles mit Mary Aussage, Shelly sei tot, zusammenhing. „Er hat mich angerufen und mir gesagt, ich solle einsteigen. Natürlich wusste ich, dass es eine Falle war, aber da ich Sherlock nicht erreichen konnte und ich mir sicher war, ich könnte das regeln, tat ich es auch. Da hat er es mir erzählt.", „Wer ist ‚er'?", „Sebastian.", antwortete Mary knapp. „Mary, wer ist er? Was hat er mit dir zu tun?" Mary mied seinen Blick. John merkte sofort, dass Sebastian Moran etwas mit ihrer Vergangenheit zu tun hatte. Mit A.G.R.A., die sie gewesen war, bevor sie Mary Morstan und anschließend Mary Watson geworden war. Er hatte sich eigentlich dazu entschlossen, diese Vergangenheit Mary allein zu überlassen und sie dafür zu lieben, was sie jetzt war, doch das war jetzt egal, denn offensichtlich war diese Vergangenheit nun mehr als aktuell. „Sebastian und ich haben früher zusammen... gearbeitet. Dadurch haben wir uns kennengelernt. Dann hat das mit Moriarty angefangen. Anfangs hielt ich ihn für einen gewöhnlichen Freund von Sebastian, doch nach und nach sickerte immer mehr zu mir durch. Gerüchte von Aufträgen, die Seb für ihn ausführte. Morde, die keinen weiteren Nutzen hatten, als Moriartys ‚Langeweile' zu besiegen.", John verdrehte die Augen und Mary wusste genau, was er damit sagen wollte: „Das, was du getan hast, war natürlich viel sinnvoller und berechtigter!", sie konnte Johns zynisch-ironische Stimme schon beinahe hören, so lebhaft konnte sie es sich vorstellen. „Ich weiß, was du jetzt denkst John, aber genau das war der Zeitpunkt, wo ich beschloss, dass das aufhören musste!", „Ganz davon abgesehen, dass ich diesen Moran gar nicht kenne: Du glaubst ihm? Er hat zweimal versucht dich umzubringen und arbeitet mit dem Entführer unserer Tochter zusammen und da glaubst du ihm, wenn er dir sagt Shelly sei tot?", John sah Mary ernst an: „Das kannst du ja gerne tun, Mary, aber ich werde es nicht. Ich werde die Hoffnung nicht aufgeben. Ich glaube an Shelly.", „Er hat Recht, Mary.", meldete sich nun auch Molly zu Wort: „Ganz egal, ob Moran die Wahrheit sagt oder nicht: Wir dürfen nicht aufgeben. Sherlock hat einen Plan und er zählt auf uns und ganz egal, wie diese Sache ausgeht, wir werden ihn nicht enttäuschen." Irgendwie schaffte Mary es, die Leere und Dunkelheit, die sie seit Morans Behauptung gespürt hatte, zu unterdrücken und sie blickte John fest in die Augen: „Ihr habt recht. Wir werden Shelly retten.", Sie schluckte einmal, um auch noch den letzten Zweifel aus ihrem Kopf zu verbannen, denn für so etwas hatten sie jetzt einfach keine Zeit.

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Stumm blickte Sherlock hinaus auf den regennassen Asphalt der ihm endlos erscheinenden Straße. Hoffentlich hatte John seinen Hinweis verstanden, aber er war sich sicher, er würde es. Wenn Sherlocks Gedanken permanent zurück zu ihrem ersten gemeinsamen Fall wanderten, wieso dann nicht auch Johns? Schließlich gab es mehr als genug Parallelen und die Nachricht, die Sherlock ihm hinterlassen hatte, war so eindeutig wie nur irgend möglich gewesen, wen man bedachte, dass der Zettel höchstens sechs Quadratzentimeter groß hatte sein dürfen. In ‚Eine Studie in Pink', wie John den Fall in seinem Blog genannt hatte, hatte John ihn aufgrund der Ortung des pinken Handys gefunden, als Sherlock dem serienmordenden Taxifahrer gefolgt war. Diesmal war es doch fast dasselbe: Wieder saß Sherlock in einem Taxi, wieder zusammen mit einem Serienkiller. Nun... in diesem Fall wohl eher mit zwei Serienkillern. Jedoch würde es auf das Gleiche hinauslaufen: Sie würden Sherlock zu einem Ort ihrer Wahl bringen und dort dann mit ihm ‚reden', was in ihrer Sprache ein Synonym für ‚psychischen Schaden anrichten und anschließend umbringen' war. John hatte folglich auch erneut nur das Gleiche zu tun, wie damals, nur diesmal mit Sherlocks E-Mailadresse. Den Code dafür, hatte Sherlock ihm ja hinterlassen, aber würde John es wirklich verstehen? Nun ja, eigentlich blieb Sherlock nichts Anderes übrig, als sich auf seinen besten Freund zu verlassen und er war sich sicher, dass John ihn nicht enttäuschen würde.

Sherlock hob den Blick und sah durch die Vordersitze zu Moriarty und Moran, die ebenfalls schweigend nebeneinander saßen und durch die Windschutzscheibe nach draußen sahen. Durch den Rückspiegel konnte Sherlock einen Blick auf den auf dem Beifahrersitz sitzenden Moriarty werfen. Das selbstzufriedene Grinsen war auf seine Lippen zurückgekehrt und diesmal wirkte es keineswegs aufgesetzt, wie noch ein paar Stunden zuvor in der verlassenen Schule. „Zufrieden?", fragte Sherlock provokant. „Kann man so sagen.", antwortete der Consulting Criminal grinsend. Sherlock war sich inzwischen sicher, dass Moriarty nicht vorhatte, ihn umzubringen, also was sollte dann dieses Grinsen? Wollte Moriarty ihn nur verwirren oder hatte Sherlock tatsächlich etwas Wichtiges übersehen? Und überhaupt: Seit wann zweifelte Sherlock überhaupt irgendetwas, was er tat, an?

Unwillkürlich erschauderte Sherlock, wie um den Gedanken abzuschütteln, als sie an einem großen, schmiedeeisernen Tor ankamen, das auf beiden Seiten in eine hohe, rötlichbraune Backsteinmauer überging. Das Tor öffnete sich scheinbar von selbst und Moran lenkte den Wagen die schotterbedeckte Auffahrt hoch.

Sherlock warf einen Blick auf seine Uhr. Nur noch wenige Minuten, dann würde die halbe Stunde, die er in der Notiz an John als Wartezeit angegeben hatte, vorbei sein und die anderen würden sich auf den Weg hierher machen, folglich blieb Sherlock etwas mehr als eine weiter halbe Stunde, um Shelly ausfindig zu machen und sich einen Weg hier heraus zu überlegen und er war sich sicher, dass das mehr als genug Zeit sein würde.
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Heyo, hier bin ich wieder! :D Ich bin mit dem Kapitel nicht so ganz zufrieden, aber wenigstens mal wieder ein update. Eigentlich sollten heute zwei Kapis kommen, aber ich habe eine kleine Schreibblockade momentan und bin ehrlich gesagt froh, wenigstens ein Kapitel zustande gekriegt zu haben. Außerdem bin ich nicht unbedingt die beste im beenden von Geschichten, denn ich neige dazu die Story entweder unnötig in die Länge zu ziehen oder aber schnell alles runterzurattern was auch kacke wäre. Ist das Tempo so gut? Über ne kleine Rückmeldung würde ich mich total freuen :3 See you next week! ;D

Eure JojoLiho


Sherlock FF - Tick, Tack, Boom!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt