Kapitel 20

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Es ging alles sehr schnell. Das schwarze Taxi war wie aus dem nichts aufgetaucht und auf den Polizeiwagen zu gerast. DI Lestrade riss das Lenkrad um, aber er schaffte es nicht früh genug. Der Wagen schlitterte auf der regennassen Straße auf sie zu und sie konnten nichts tun, als hilflos dabei zuzusehen. Moriarty hatte das Taxi selbstverständlich bereits gesehen, als Sebastian mit seinem Countdown begonnen hatte. "Drei... Zwei...", nur noch ein paar Meter und das Taxi würde sie erreicht haben. "Ei...HE WAS SOLL DAS?!", Moriarty zuckte bei Sebastians plötzlichem Schrei zusammen. Genau: was sollte das und wo war das Taxi hin? Moriarty verstand es nicht: Was war passiert? Wieso war das Taxi so urplötzlich von ihnen weg und auf die andere Spur gebogen? "Seb? Was ist los?", der DI und Donavan sahen überrascht nach hinten, als der Consulting Criminal zu sprechen begann. Was hatte das zu bedeuten? Wer war Seb? Und: gehörte es etwa zu Moriartys Plan, dass das Taxi gerade beinahe in sie hinein gerast wäre? Dann wäre er doch auch tot gewesen, oder etwa nicht? Jedenfalls wäre es zu sehr vom Zufall abhängig gewesen. Und überhaupt: Warum sollte das Taxi dann kurz vor seinem Ziel plötzlich abbiegen? Das ergab doch alles keinen Sinn!
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Als Mary aufsah, stellte sie erleichtert fest, dass es ihr gelungen war, dem Polizeiwagen, auf den ihr wahnsinniger Chauffeur direkt zu gerast war, auszuweichen. Dieses Gefühl der Erleichterung hielt jedoch nicht lange an, denn der Mann, dem sie gerade noch das Lenkrad entrissen hatte, schubste sie gewaltsam wieder zurück auf die Rückbank und wendete mit einem Schwung. Der Wagen nahm Fahrt auf und befand sich bald mit dem Polizeiwagen auf gleicher Höhe.   "Dieses Miststück hat mir das Lenkrad entrissen!", rief er in die Freisprechanlage seines Handys: "aber keine Sorge, Jim, ich habe mir schon was neues ausgedacht. Warte nur, gleich bist du frei!" Nein, das würde Mary nicht zulassen! Sie würde nicht zulassen, das noch mehr unschuldige Menschen starben, nur wegen dieser beiden Psychopathen! Schon gar nicht Greg! Greg war immer so gut gewesen, zu jedem von ihnen. Er hatte sie immer unterstützt, in allen Situationen, war immer freundlich zu Sherlock gewesen, egal wie respektlos und unhöflich dieser zu ihm war. Er hatte ihnen immer vertraut und geholfen, Mary würde einfach nicht zulassen, dass er jetzt auch noch stirbt. "Hör auf, Sebastian, lass sie in Ruhe!", schrie sie und unternahm einen weiteren Versuch dem Mann das Lenkrad zu entreißen, diesmal jedoch vergeblich. "Selbstverständlich werde ich sie in Ruhe lassen, Mary!" Sebastian grinste: "dich jedoch nicht..." Mit diesen Worten öffnete er in voller Fahrt eine der hinteren Autotüren, wie auch immer er das hinbekam. Mary krallte sich in das Leder der Autositze, hielt sich am Gurt fest, doch es hatte alles keinen Sinn. Der Fahrtwind erfasste sie und zog sie mit sich aus dem Taxi und als sie auf dem harten, kalten Asphalt aufkam, verlor sie das Bewusstsein. 
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"Greg, Pass auf!", schrie Sergeant Donavan panisch. Der DI bremste scharf und blieb nur wenige Zentimeter vor dem reglosen Körper stehen: "Oh mein Gott, ist das Mary?!", Lestrade fuhr den Wagen an den Straßenrand und die Polizisten stiegen aus. "Ruf einen Krankenwagen!", rief Greg Donavan zu und stürmte zu Mary, um ihren bewusstlosen Körper von der Straße zu ziehen. Sie schien nicht schwer verletzt zu sein, wenn man bedachte, dass sie aus einem fahrenden Auto auf den Asphalt gestürzt war. Glücklicherweise hatte sie nämlich lediglich eine Platzwunde auf der Stirn, die keineswegs lebensbedrohlich wirkte. Trotzdem waren die Polizisten zu beschäftigt, um das schwarze Taxi zu bemerken, dass nur wenige Meter weiter am Straßenrand hielt. Außerdem: was war schon ungewöhnlich an einem schwarzen Taxi, dass am Straßenrand hielt, in einer Stadt wie London? So bemerkten sie auch nicht, wie der Fahrer des Taxis, ein großer, kräftiger Mann mit blonden Haaren, aus dem Taxi stieg und sich unauffällig an der hinteren Tür ihres Dienstwagens zu schaffen machte.
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Als er die Augen aufschlug, konnte er sich nur mühsam daran erinnern, was passiert war. Einige Zeit sah er alles nur verschwommen und er musste sich sehr anstrengen, um ein scharfes Bild zu sehen. Da seine Augen scheinbar vorübergehend versagten, musste er sich auf Geräusche und andere Wahrnehmungen konzentrieren. Er lag auf etwas Weichem, Hellen, vermutlich einem Bett. Generell schien es hier sehr hell zu sein. Er hörte ein regelmäßiges, mechanisches Piepen und verschiedene Stimmen. Einige kamen ihm bekannt vor, doch er hatte solche Kopfschmerzen, dass er sie nicht zugeordnet bekam. Jemand hielt seine Hand. Es war ein ungewohntes Gefühl, doch er mochte es. Es gefiel ihm, wie er die weiche Haut und die Wärme spürte. Sanft strich er mit dem Daumen über den Handrücken, dessen Besitzer er bisher nicht identifiziert hatte. Als die Person die sanfte Bewegung bemerkte, sprang sie erfreut auf. "Er ist wach John, er ist wach!", diese Stimme kannte er nur zu gut: Molly. "M...Molly...", murmelte Sherlock schwach, jedoch erfreut. "Oh mein Gott, ja, Sherlock, Du bist wach!" Sherlock konnte endlich wieder klar sehen und er blickte direkt in Mollys strahlende Augen. Sie lächelte selig und drückte seine Hand. "D... Du siehst verweint aus...", Molly strahlte noch immer und wischte sich eine Träne der Erleichterung aus dem Augenwinkel. "Natürlich sehe ich verweint aus, ich dachte, du stirbst!", sie fing erneut ein wenig an zu weinen. In diesem Moment tat Sherlock etwas höchst ungewöhnliches. Er nahm Molly am Arm und zog sie zu sich herunter, bettete ihren Kopf auf seiner Brust und drückte sie fest an sich. Überrascht hob sie den Kopf und sah ihn an. "Ich sterbe doch nicht einfach so, du Dummerchen!", er lächelte sie an. Sie lächelte zurück. "Wo bleibt John nur?", widerwillig und etwas verlegen setzte Molly sich auf. Sherlock zog sie wieder zu sich: "mir doch egal, ich bin krank, kümmer dich um mich!", murmelte er, gespielt trotzig. Molly lachte und drückte ihn an sich. So lagen sie einige Sekunden einfach nur schweigend da. Es war, als würde dieser ganze Wahnsinn einfach ein paar Sekunden in Vergessenheit geraten und genau das war es, was Sherlock jetzt brauchte: eine kleine Ablenkung. Er genoss diese Stille sehr, denn es war eine angenehme, gemütliche Stille und er spürte nur ihre Wärme und ihren sanften Atem, der ihn an Hals kitzelte.
Die gemütliche Ruhe fand ein jähes Ende, als die Tür aufgerissen wurde und John hereingestürmt kam. "Mary ist hier!", seine Worte verhallten in der Totenstille des Raumes, welche jedoch kein bisschen gemütlich oder angenehm mehr war, sondern bedrückend und bedrohend.

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Soooo hier ist dann das zweite Kapitel für heute :) etwas später als gedacht, da wir spontan doch noch etwas unternommen haben, aber es ist da. Hoffe es gefällt euch ^^
Bis spätestens nächste Woche,
Eure JojoLiho❤️ :)

Sherlock FF - Tick, Tack, Boom!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt