Kapitel 12

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Sie brachten die Leiche ins Bart's Hospital und ließen Molly mit der Obduktion beginnen, während sie draußen warteten. Gegen 4 Uhr gesellte sich John auch noch zu ihnen und er, Lestrade und Sally wurden von Sherlock auf die üblich überhebliche Art und Weise über den jetzigen Ermittlungsstand aufgeklärt. Auf seinen Bericht folgte eine ziemlich heftige Auseinandersetzung zwischen ihm und den beiden Polizisten darüber, ob Sherlock sie über Moriartys SMS hätte informieren müssen, oder nicht. Danach war Sherlock so aufgebracht über Donavans Dummheit, dass er wutentbrannt zu Molly in den Obduktionssaal stürmte.

War sie wirklich so vertieft in ihre Arbeit oder ignorierte sie ihn? Sherlock, dessen Laune sich erheblich gebessert hatte durch seine Entfernung von Donavan und die Annäherung an Molly, lächelte sanft wie ein Lamm und sagte: „Hi!"

Keine Antwort. „Ich dachte, ich leiste dir mal ein wenig Gesellschaft, bevor du noch anfängst, mit den Leichen zu reden!" Erneutes Schweigen. „Sag mal... habe ich dich irgendwie wütend gemacht oder so?" Das reichte. Molly hob den Kopf und sah Sherlock wütend an. „Raus hier!", zischte sie. Sie wollte ihn jetzt nicht sehen. Sie wollte generell niemanden sehen, sie war froh, dass sie wenigstens Arbeit hatte, die sie von dem Chaos in ihrem Kopf ablenkte. „Wieso denn? Ich bin Leichen und ihre Einzelteile gewöhnt, erinnerst du dich? Ich komm damit klar, ich möchte...", „Nicht deshalb!", fauchte Molly. „Was ist denn los?", Sherlock verstand gar nichts mehr. „Tut mir Leid, dass ich für dich eine Art kleinen, schädlichen Defekt entwickelt habe und auf dein kleines Spiel hereingefallen bin!", Sie legte das Skalpell aus der Hand und schritt auf ihn zu. Erst jetzt sah Sherlock, dass Mollys Augen glänzten. „Nein, nein, nein, Molly!", er versuchte sie festzuhalten, aber sie wich ihm aus. „So sehe ich das nicht mehr! Ich habe mich geändert!", „Ach? In der Dreiviertelstunde, die seitdem vergangen ist, hast du dich grundlegend geändert?", Ihre Stimme zitterte. Ob vor Wut oder Traurigkeit wusste Sherlock nicht. „Nein auch da sah ich das nicht so! Es war nur so, dass Lestrade und Donavan...", „Ach darum geht es dir? Du willst dir vor anderen also nicht eingestehen, dass sich deine Ansichten geändert haben? Du möchtest es nicht öffentlich haben, denn das würde dich dann ja menschlicher machen, und der große Sherlock Holmes ist ja der Übermensch, der ganz anders ist, als alle anderen!" Mollys Stimme strotzte vor Sarkasmus. Betroffen sah Sherlock zu Boden. „Es...", er sah sie an und Molly hatte noch nie eine solche Aufrichtigkeit in seinen nun auch stark glänzenden Augen gesehen. „Es tut mir Leid, Molly. Wirklich." Er sah ihr fest in die Augen. „Oh Sherlock...", Molly fiel ihm um den Hals und schluchzte. Sherlock wusste weder, was das zu bedeuten hatte geschweige denn, was er jetzt zu tun hatte, also stand er einfach betroffen da und erwiderte ihre Umarmung. Als sie wieder aufsah, sah Molly schon deutlich fröhlicher aus, was Sherlock schon wieder nicht verstand. Genaugenommen war er komplett überfordert mit der gesamten Situation und fragte, um sich aus dieser misslichen Lage zu befreien: „Soll ich dir assistieren?" Molly nickte und gemeinsam fuhren sie mit der Obduktion fort.

Sherlock FF - Tick, Tack, Boom!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt