Kapitel 21

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Molly sprang auf und folgte John aus dem Zimmer. Mary und sie waren in den letzten Monaten sehr gute Freundinnen geworden und auch wenn die Ärzte sagten, sie sei außer Lebensgefahr, musste sie zu ihr. Sherlock lehnte sich im Bett vor und versuchte angestrengt, sein Handy, welches sich in der Tasche seines Mantels, der über einem Stuhl hing, zu erreichen. Wie konnte all das passieren? Mary und er waren sich sicher gewesen, dass ihr Plan funktionieren würde. Mary war zwar anfangs nicht damit einverstanden gewesen, dass Sherlock alleine zu Moriarty ging, denn, abgesehen von den Sorgen die sie sich um ihn machen würde, würde John es ihr niemals verzeihen, wenn ihm etwas zustieße, aber er hatte sie letztendlich doch überreden können. Wie konnte es nur so weit kommen? Nun warf Sherlock einen Blick auf sein Handydisplay und bemerkte all die SMS und verpassten Anrufe von Mary. Sie hatte so oft versucht ihn zu erreichen, doch er war nicht da gewesen. Zugegeben, er hatte eine sehr gute Entschuldigung, aber das reichte ihm nicht: er wollte Rache. Rache an James Moriarty.

Sherlock hörte Schritte auf dem Gang, doch er war sich sicher, dass sie weder zu John oder Molly, noch zu einem der Ärzte gehörten. Das laute Geräusch dieser Herrenschuhe würde Sherlock immer wiedererkennen: James Moriarty war auf dem Korridor vor seinem Zimmer und es war wohl ziemlich offensichtlich, zu wem er wollte. Wie viele Sekunden würden ihm bleiben, bis er an seiner Tür angelangt war? 30? 20? Sherlock seufzte und setzte sich im Bett auf. Als sich die Tür wenige Sekunden später öffnete und Moriarty den Raum betrat, sah Sherlock ihn nur genervt an und murmelte: „Kann man denn niemals seine Ruhe haben?", Moriarty grinste: „Wie schön! Dir ist also noch zu Scherzen zumute? Keine Sorge, das lässt sich ändern!", er lief weiter und hinter ihm betrat ein großer, kräftiger Mann den Raum, den Sherlock noch nie zuvor gesehen hatte. „Wer ist das?", knurrte er. „Mein Partner.", antwortete Moriarty: „Wir arbeiten bereits seit einigen Jahren zusammen. Sein Name ist Sebastian Moran." Moriarty nahm Sherlocks Mantel von der Rückenlehne des Stuhls und ließ ihn achtlos zu Boden fallen. Anschließend stellte er den Stuhl vor Sherlocks Bett und ließ sich theatralisch seufzend darauf fallen. „Ich bin unglaublich enttäuscht von dir, Sherl!" er schüttelte den Kopf. „Dass du mich einfach so hinterhältig hintergehst und versuchst mich zu vergiften...", „Musst du ja gerade sagen!", fauchte Sherlock zurück. „Was ist mit Mary passiert?", „Hatte einen kleinen Verkehrsunfall...", meldete sich Moran, der am Fenster an den Tisch gelehnt stand, zu Wort. „Und wohin wollt ihr mich jetzt bringen? Ich denke mal, das ist der Grund für euren so ungewollten Besuch.", „Wie klug du doch bist!", Moriarty stand auf und strich sich den Anzug glatt: „Wir wollten dich zu Shelly bringen, du willst sie doch so schrecklich gern sehen, nicht wahr?", „Unbedingt!", so enthusiastisch wie nur möglich schwang Sherlock die Beine aus dem Bett, was, hinsichtlich auf den lebensbedrohlich hohen Blutverlust nur wenige Stunden zuvor, keine sehr gute Idee gewesen war und so kam es, dass er tapsend zurück aufs Bett trudelte und sich die Finger auf die Schläfen pressen musste, um sich wieder aufs Gleichgewichthalten fokussieren zu können. Er versuchte sich weiterhin nichts anmerken zu lassen und startete einen erneuten Versuch, diesmal deutlich langsamer, dafür aber auch erfolgreicher. Er griff nach den Anziehsachen, die John ihm mitgebracht hatte und machte sich auf den Weg ins Badezimmer, wo er sich umzog.

Als Mary wieder zu sich kam, saßen John und Molly bei ihr am Bett. „Was... was ist mit Sherlock?", fragte sie als erstes. „Der hat ganz schön was abbekommen...", antwortete John: „Moriarty hat ihm eine tiefe Stichverletzung zugefügt, aber er wird es überleben. Er liegt gleich nebenan, du kannst ja gleich rübergehen, wenn du magst!", er lächelte seine Frau liebevoll an: „Er wird jedoch noch einige Tage hierbleiben müssen, er hat viel Blut verloren, während du schon heute wieder nach Hause kannst. Du hast verdammt Glück gehabt, mein Schatz!", sie nickte. „Hat Lestrade euch erzählt, was passiert ist?", „Dazu ist er nicht mehr gekommen...", antwortete Molly: „Es scheint, als hätte Moriarty die durch deinen ‚Unfall' entstandene Unruhe genutzt, um zu fliehen.", „Oh mein Gott!", Marys Gesicht nahm einen Ausdruck an, als erinnere sie sich urplötzlich an etwas schreckliches. Dann sprang sie auf und stürmte aus dem Zimmer, ihren völlig verwirrten Ehemann und die noch verwirrtere Molly einfach zurücklassend. Die Beiden standen auf und folgten ihr in Sherlocks Zimmer, wo sie bald darauf den vermeintlichen Ursprung für Marys plötzliche Aufregung erblickten: James Moriarty und ein weiterer Mann, standen, scheinbar wartend, mitten im Raum, während Sherlocks Bett vollkommen leer war.

„W...wo ist er?", stammelte John. Anstatt zu antworten, wandte der zweite Mann sich an Mary. „Das soll also mein Nachfolger sein? Also das enttäuscht mich jetzt schon ein bisschen!", „Wenigstens ermordet er nicht im Auftrag dieses Psychopathen unschuldige Menschen!", antwortete Mary grimmig. John und Molly verstanden gar nichts mehr. „Mary? Was zum Teufel ist hier los? Wer ist der Mann?", „Sebastian Moran.", John fuhr herum. Sherlock hatte den Raum betreten und an Marys Stelle geantwortet: „Er arbeitet mit James Moriarty zusammen, schon seit einigen Jahren. Ich nehme an, wir hatten schon indirekt Kontakt miteinander, es würde mich nicht wundern, wenn er damals im Schwimmbad einer der Scharfschützen gewesen wäre.", „Stimmt genau!", meldete sich nun auch Moriarty zu Wort: „Außerdem hat er noch General Chan erschossen, die alte Dame in die Luft gesprengt, die damals drohte mich zu verraten, und mir bei meinem ‚Selbstmord', geholfen. Seb ist einfach unbezahlbar für mich geworden, ich hatte dir doch gesagt, ich würde mir einen Mitbewohner zulegen. Stell dir vor Sherlock, er hat sogar eine militärische Vergangenheit, genau wie dein John!", Moriarty grinste. Sherlock erwiderte das Grinsen sarkastisch und wandte sich nun an John: „Ich werde mit den Beiden gehen.", John starrte ihn ungläubig an: „Nein. Wirst du nicht! Sherlock, dieser Mann", er deutete in einer schwungvollen Geste auf Moriarty: „Hat dich vor circa zwei Stunden beinahe umgebracht und jetzt willst du ihm einfach so folgen?", „Jap.", antwortete Sherlock knapp, hob seinen Mantel vom Boden auf und zog ihn an.

Molly traute ihren Ohren nicht. Sherlock mochte Mary etwas vormachen können und vermutlich sogar John, aber sie würde nicht auf sein lächerliches Getue hereinfallen: Sherlock war von seiner Verletzung stark geschwächt und das wusste er auch. Dass er jetzt so tat, als sei alles in Ordnung war einfach nur kindisch und dumm von Sherlock, aber Molly wusste, dass er es nur tat, um John zu beschützen. „Sherlock...", setzte sie an, wurde jedoch unterbrochen, denn Sherlock war in einem großen Satz bei ihr und küsste sie urplötzlich, so dass es ihr unmöglich war, den Satz zu beenden. Dieser Kuss kam jedoch nicht aus einer Laune heraus, sondern diente lediglich der Kommunikation zwischen Molly und ihm, was Molly jedoch nicht sofort bemerkte. Als er sie küsste, drückte er ihre Hand kurz und fest, löste sich dann von ihr und verließ, gefolgt von Moriarty und Moran den Raum, ohne ein weiteres Wort zu verlieren.

Molly errötete leicht, als sie den Blick bemerkte, den sowohl John als auch Mary ihr zuwarfen. Ein wenig schüchtern sah sie zu Boden, wobei ihr Blick auf ihre Hand fiel, wodurch sie auch den darin liegenden Zettel bemerkte. „gebt mir eine halbe Stunde, dann s4h68g", las sie vor. „Aber was meint er denn damit?", fragte John verwirrt. „Moment, hier steht noch etwas!", rief Molly, die ebenso wenig verstand, was Sherlock ihnen damit sagen wollte: „An John: Denk an ‚eine Studie in Pink'", las sie weiter vor: „Also ich versteh's noch immer nicht!", Molly reichte den Zettel weiter an John. „Aber ich!", rief dieser. Plötzlich machte das alles Sinn: „Sherlock wird uns ganz einfach zu Shelly führen!", „John?", unterbrach Mary ihn tonlos: „Shelly ist tot."


Sherlock FF - Tick, Tack, Boom!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt