LOUIS
„I thought I could fly so why did I drown?" - Jason Walker
14. März 2016
Ich hämmerte wie ein Besessener auf dieses Schlagzeug ein und hätte wahrscheinlich sogar ein, zwei der Drums kaputt geschlagen, hätte nicht Ashton irgendwann die Hand gehoben und über den Lärm hinweg geschrieen. „Okay, Louis, ist okay. Das reicht erstmal."
Verschwitzt und außer Atem ließ ich den Blick über das Schlagzeug schweifen. „Also ich sehe deine Motivation, Louis, aber ich denke an deinem Rhythmusgefühl müssen wir noch etwas arbeiten", sagte Ashton laut und sah mich leicht besorgt an. „Geht's dir gut, Louis? Du wirkest leicht..", er machte eine kurze Pause, „wahnsinnig." „Ja, mir geht's gut.", sagte ich und schenkte ihm ein Lächeln. Es bereitete mir Mühe, aber ich schaffte es, einigermaßen gute Laune vorzuspielen. In den Songwriterphasen holten wir uns immer wieder Hilfe dazu und zur Zeit hielten sich Calum und Ashton in London auf und so waren sie im Studio vorbei gekommen. Doch waren die anderen der Meinung gewesen, man müsste schon um 12 Uhr Mittagessen gehen und so waren Ashton und ich zurückgeblieben.
Wir hatten schon früher ein bisschen Schlagzeug zusammen gespielt und heute war es genau das Richtige gewesen, um mich abzulenken. Mir geisterten die ganze Zeit die Worte durch den Kopf, die mir dieses Mädchen von der Gala gesagt hatte. Meggie. Mit dem Schmerz leben können. Er war präsent. Jeden Tag, zu jeder Zeit. Konnte ich so weitermachen? Ich hatte keine Antwort gefunden und das trieb mich in den Wahnsinn.
Ashton sah mich immer noch besorgt an. Ich klopfte ihm beruhigend auf die Schulter und sagte: „Komm, lass uns Essen gehen. Jetzt ist die richtige Zeit dafür." Ashton schloss sich mir an und so landeten wir einem netten kleinen Italiener in Notting Hill. „Also...", fing Ashton nach längerem Schweigen ein Gespräch an. „Vermisst du Freddie schon?" „Ja, defintiv.", antwortete ich und stellte mit Erleichterung fest, dass es der Wahrheit entsprach. Freddie war der Grund, warum ich länger geblieben war, als ich eigentlich geplant hatte. Briana machte mich fertig, aber immer wenn ich Freddie anblickte, konnte ich immerhin äußerlich mir nichts von meiner Verzweiflung anmerken lassen. Dennoch hatte ich L.A. verlassen, weil ich das Gefühl hatte, ich bräuchte Abstand. Mehrere tausend Kilometer Abstand. Und doch war nichts besser geworden. Ich litt immer noch jeden Tag und konnte nicht mal genau in Worte fassen, warum. „Muss hart sein, wenn ihr Anfang August schon wieder auf Tour geht", gab Ashton zu bedenken. Darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht. Ich fragte mich wie wir das schaffen sollten, wo wir doch alle schon jetzt komplett ausgelaugt waren. Aber es musste weitergehen. Um jeden Preis.
„Und wann startet ihr wieder mit eurer Tour?", überging ich Ashtons Einwurf ohne mit der Wimper zu zucken. „Ende Juli.", antwortete er. „USA ist zuerst dran." „Und freust du dich?" Ashton grinste breit. „Auf jeden Fall. Abgesehen von dem einen Mal, wo wir in dieser Dorfkneipe spielen müssen. Michael fand das irgendwie lustig, denen im Namen des Management, zu zusagen und jetzt spielen wir Anfang August in irgend so einem südamerikanischen Kaff, wo sie immer noch die Konföderiertenflagge aufhängen." Ich staunte, dass da niemand auf die Idee kam es einfach abzusagen, aber anscheinend hatte Michael irgendwelche Druckmittel parat. Der Typ war mir schon immer suspekt gewesen. Michael war unglaublich cool und freundlich, aber halt auch sehr durchgeknallt.
Wie quatschten ein bisschen über Situationen des Tourlebens und Ashton war gerade dabei zu erzählen, wie er nachts von Gekreische auf dem Flur wach geworden war, anscheinend hatten es ein paar Fans bis in den Hotelflur geschafft, als sein Handy klingelte. Das Telefonat war kurz und Ashton warf mir einen entschuldigenden Blick zu. „Tut mir leid, ich muss gehen. Calum hat irgendein furchtbares Problem, weswegen ich unbedingt ins Hotel fahren muss."
„Kein Problem. Geh ruhig", sagte ich. Wir schlugen uns kurz ab und Ashton verließ das Restaurant, während ich ihm „Ich hoffe es sind nicht wieder Nacktfotos" hinterher rief. Er hob nur die Hand.
Mit dem Schmerz leben können. Meine Gedanken schweiften immer wieder zu diesem Gedanken zurück. Dafür, dass Meggie so jung war, wirkte sie verdammt weise. Ich sah auf die Uhr. Es war kurz nach drei. Bis ich mich wieder in einem Club besaufen und den Schmerz betäuben konnte, war es noch einige Stunden hin. Mit dem Schmerz leben können. Nachdem ich das Resteraunt verlassen hatte, trugen mich meine Füße ganz automatisch in die Wohngegend in der Meggie wohnte. Ich hatte sie um vier Uhr morgens nach Hause gebracht. Leider war ich immer noch so blau gewesen, dass ich mich an den Straßennamen nicht erinnern konnte. Aber da war diese furchtbar hässliche Statue gewesen.
Ich irrte eine Weile durch die Straßen bis ich die Statue wieder fand. Und ich hatte Glück. Als ich die Straße hinunterging, kam mir Meggie entgegen. Vollgepackt mit zwei Einkaufstüten schleppte sie sich dahin und ihr Gesicht zeigte Überforderung. Sie hatte diese Falte zwischen den Augenbrauen, die Harry auch jedes Mal aufsetzte wenn ihm irgendwas nicht passte. „Kann ich dir helfen?", sprach ich laut und Meggie starrte mich überrascht an. „Was machst denn du hier?", fragte sie verblüfft. „Chronische Langeweile wahrscheinlich", sagte ich. „Komm, lass mich das dir abnehmen."
Ich nahm beide Tüten und wir machten uns auf den Weg zu ihrer Wohnung. In der Küche angekommen, begann sie die Einkäufe auszupacken und ich sah mich um. Es war sehr geschmackvoll eingerichtet, aber ein wenig chaotisch. Interessiert betrachtete ich eine Fotografie an der Wand, die ein Paar auf einer Flugzeuglandebahn zeigte. „Hübsch", sagte ich und zeigte auf das Bild. „Ist von Francesco Bruno. Natürlich nicht das Original, aber es ist trotzdem wunderschön", antwortete sie. „Er ist ein Fotograf, aber seit zwei Jahren hat.." „niemand ihn mehr gesehen. Schon klar.", unterbrach ich sie. Dieser Typ schien ja wirklich Faszinationen auszulösen.
„Also, Meggie, was machst du heute so?", sagte ich stattdessen. "Ich wollte mich meinem furchtbaren Liebeskummer hingeben und einen schnulzigen Film gucken.", erwiderte sie mit einem sarkastischen Unterton. „Du hast Liebeskummer?", fragte ich sie überrascht und versuchte dieses Wort gleichzeitig, soweit wie möglich von mir wegzuschieben. „Es wird besser. Aber einmal die Woche nehme ich mir noch dafür." Der trockene Unterton ließ mich stocken.
Meggie war bis jetzt immer gut gelaunt gewesen. Zugegeben, ich hatte sie erst einmal getroffen und da war sie wahrscheinlich die ganze Zeit betrunken gewesen, aber diese Bitterkeit, mit der sie die Worte aussprach, überraschte mich. „Ich habe auch Liebeskummer.", sagte ich und es war das erste Mal, dass ich diese Worte aussprach. Diese Worte derer ich mir nie bewusst werden wollte, die ich bis jetzt verdrängt hatte um dem Schmerz, den diese Worte mit sich brachten zu entgehen. Dabei brodelte er schon die ganze Zeit in meinem Innern, immer kurz davor herauszubrechen und mich darin ertrinken zu lassen. Menschliche Emotionen sind grausam, man denkt, man kann sie kontrollieren, sie geben dir das Gefühl, du hast sie im Griff, doch in Wirklichkeit manipulieren sie dich. Sie sind hinterhältig, warten auf deinen schwächsten Moment um dich dann von der Klippe zu stoßen.
Und dies war der Moment. Ich fiel von der Klippe, in dem Moment in dem ich diese Worte aussprach, vor denen ich mich seit einem Jahr fürchtete. Und mir wurde klar, was dieser dumpfe Schmerz war, der alles andere in den Hintergrund rücken ließ. Der mich von innen heraus auffraß. „Ich habe Liebeskummer. Und es wird jeden Tag schlimmer." Diese Einsicht riss mir buchstäblich die Füße weg und ich verlor den Halt.
Ich fiel, immer weiter bis ich auf dem Küchenboden landete, wo meine Tränen mich an den Rand des Ertrinkens brachten.
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BROKEN SCENE / H. S.
FanfictionDo not pity the dead, Harry. Pity the living and above all those, who live without love. - Albus Dumbledore. Louis ist am Ende. Voll von Enttäuschung, Erschöpfung und Abweisung. All dies sieht er auch in Harrys Gesicht wieder gespiegelt und so trif...