A party never killed nobody

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MEGGIE

„Fil my cup, put some liquor in it." - Uptown Funk

24. Juli 2016

Harry hatte schlechte Laune.

Er hatte schlechte Laune gehabt, als wir Florida verlassen hatte. Er hatte schlechte Laune gehabt auf unserer Reise nach LA. Er hatte die letzten drei Tage schlechte Laune gehabt, während er in seinem Haus auf dem Sofa saß und mit leerem Blick fernsah. Und vor allem hatte er so schlechte Laune, dass er nicht einmal freiwillig mit mir sprach.

Er hatte dafür gesorgt, dass auch ein Flugticket bekam.

Er hatte dafür gesorgt, dass ich am LAX nicht zerquetscht wurde. Ich hatte gedacht in Orlando, war es schlimm, aber den Tumult, den Harry am kalifornischen Flughafen auslöste, war noch tausend Mal schlimmer. Diesmal waren wir wirklich auf Bodyguards angewiesen gewesen und dennoch hatte ich das Gefühl jemand hätte mir die Luft abgedrückt, als wir uns durch die Menge schoben.

Er hatte ohne Probleme mir ein Zimmer vorbereiten lassen in seinem 2000 Quadratmeterhaus und doch, seit der Nacht in Orlando hatten wir nicht wirklich miteinander geredet. Harry schien viel zu sehr in düstere Gedanken vertieft, als dass er sich um jemanden in seinem Umfeld kümmern konnte. Und da der Brief uns nicht nur zu einer Adresse schickte, sondern auch ein Datum und eine Uhrzeit genannt wurde, hatte Harry vier Tage lang keinerlei Ablenkung gehabt, was ihn von seiner Trübseligkeit abhalten konnte. Das Datum war der Tag heute und die Uhrzeit war als halb Elf Uhr abends angegeben, weswegen ich mich fragte, ob Harry sich heute irgendwann noch einmal von der unglaublich spannenden Kochsendung lösen würde oder nicht.

Ich ließ meine Hände durch das kühle Wasser des Pools gleiten, in dem ich stand. Meinen Kopf hatte ich an den Rand gelehnt und von hier hatte ich die perfekte Sicht auf Harry, der sich seit drei Stunden in der gleichen Position auf der Couch befand.

Ich verstand, dass durch unseren Besuch in Florida Erinnerungen zurückkamen, die er lieber verdrängen würde. Ich verstand auch, dass Harry es bitter bereute, was er Zayn damals an den Kopf geworfen hatte. Aber eines verstand ich noch viel mehr: Harry gab sich für alles, was ansatzweise schief gelaufen war die Schuld und er hielt an Schuldgefühlen fest. Er ließ sich von ihnen niederringen und machte keinerlei Anstrengungen, sie zu bekämpfen. Stattdessen klammerte er sich nur noch stärker daran. Er verzieh sich nicht selber. Er konnte sich nur verzeihen, wenn andere es vorher taten. Er verletzte lieber sich selbst, als dass er versuchte Konflikte zu lösen. Er war ein noch schlimmerer Masochist als Edward Cullen.

Und während ich ihn betrachtete, wie er so da saß und niemanden an sich ranließ, wurde ich wütend. Wütend auf seinen verdammten Masochismus. Auf seine Scheiss- Passivität. Er hatte verdammt nochmal keinen wirklichen Grund sich schuldig zu fühlen. Zayn war nicht tot. Im Gegensatz zu Louis.

Ich stemmte mich aus dem Pool hoch und ohne darauf zu achten, dass ich klitschnass und nur mit einem knappen Bikini gekleidet war, stieß ich die Terassentür auf und baute mich vor Harry auf. Dieser starrte mich mit überraschtem Blick an und gerade als er etwas sagen wollte, platzte es aus mir heraus.

„Als ich Louis das erste Mal getroffen habe, haben wir uns besoffen und ich habe ihm gesagt, er muss sich überlegen, ob er den Schmerz überleben kann, den er spürt. Beim zweiten Mal ist er in meiner Küche zusammen gebrochen. Ich hab gesehen, dass es ihm schlecht ging, aber ich habe ihm nicht geholfen. Ich dachte, es geht mich nichts an. Aber er hat sich umgebracht und ich hätte es wahrscheinlich verhindern können, weil ich ihn in der Nacht seines Todes angerufen habe. Und jetzt ist er tot. Er ist tot. Zayn läuft irgendwo rum und ist lebendig. Also hör auf mit diesen Schuldgefühlen, steh auf und bemitleide dich nicht selbst."

BROKEN SCENE / H. S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt