Was wondering if after all these years you'd like to meet

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LOUIS

„Ich find es niederträchtig und feig, aus Furcht, was kommen mag, des Lebens Zeit sich zu verkürzen." – William Shakespeare


10. Mai 2016

Es war unglaublich, wie eine Stadt die Sinne überfordern konnte, wenn man sich aus ihr nur eine Weile zurückzog. Sie überrollte einen buchstäblich, dachte ich, während mich ein New Yorker Taxi fast überfuhr. Im letzten Moment sprang ich zurück. Nicht dass mich der Gedanke an den Tod noch beunruhigte. Eher machte er mich ruhig und ausgeglichen, was ich seit langer Zeit nicht mehr gespürt hatte.

Doch heute Abend hatte ich nicht vor zu gehen. Ich hatte noch zwei Dinge zu erledigen und dann würde ich nach England zurückkehren. Ich würde nach Cheshire fahren und danach würde meine Reise für Harry beendet sein. Dann würde hoffentlich alles zu Ende sein.

Aber heute Nacht hatte ich andere Pläne. Es war schwierig gewesen ein Treffen mit ihr zu arrangieren. Zudem war es zusätzlich kompliziert gewesen, da ich ihr nicht sagen konnte, warum genau ich ein Treffen für notwendig hielt. Hätte ich die Wahrheit genannt, hätte sie wahrscheinlich den Kontakt für immer abgebrochen und dafür gesorgt, dass ich diesen nie wieder aufnehmen konnte. Nicht dass wir uns je wirklich nah standen.

Also hatte ich mir etwas von ein Soloprojekt und dass ich dafür ein paar Tipps brauche, aus der Nase gezogen. Ich hatte erbärmlich geklungen und war fast überrascht, als sie zugestimmt hatte, dass wir uns in New York sehen konnten. Allerdings hatte sie so wenig Zeit, dass ich mich fragte, wie sie dieses Leben für die letzten zehn Jahre durchhalten konnte. Also hatte ich einem Datum drei Wochen später zugestimmt und war für die Zeit nach Kanada gefahren. Es war schwierig gewesen ihn aufzutreiben, aber wenn man Geld hatte, konnte man sich auch gute Privatdetektive leisten.

Was ich nicht geplant hatte, war, dass ich all die Zeit auch dort bleiben würde. Aber der See und die Landschaft hatten meinen Schmerz erträglicher gemacht und ich hatte mich sogar überzeugen lassen, künstlerisch kreativ zu werden. Es hatte sich fast wieder wie ein Leben angefühlt. Aber nur fast.

Sobald wieder die Gesellschaft und des Treiben der Städte an mir klebte, baute sich der Druck und der Wunsch, all dies nicht mehr erleben zu müsse wieder auf. Meine Hoodie tief ins Gesicht gezogen, winkte ich ein Taxi herbei. Ich nannte dem Taxifahrer die Adresse des überteuerten Restaurants und lies mich von den viel zu grellen Lichtern blenden. Lange hielt ich es nicht aus und ich schloss die Augen.

Wäre es nicht unerträglich gewesen, dass ich mich wieder unter Menschen bewegen musste, jederzeit auf der Hut erkannt zu werden, wäre ich fast neugierig gewesen. Aber so musste ich es einfach nur wissen. Sie musste es mir  erzählen, ansonsten würde ich ratlos sein, welchen Brief ich an Ashton schicken sollte.

Ich wollte Harry die Gelegenheit alle Angelegenheiten zu reinigen, und wenn niemand wusste, was damals passiert war, musste etwas mehr als  Beunruhigendes dahinterstecken.

Das Restaurant war genau das, was ich befürchtet hatte. Roter Samt, Kellner zu schick gekleidet und dekadente Einrichtung. Auch wenn ich Multimillionär war, fühlte ich mich in einer verrauchten Bar und einer Pommes Bude immer noch am wohlsten.

Die junge Frau am Eingang sah mich erwartungsvoll an und ich bemerkte, dass sie mich sehr wohl erkannte. Ich nannte den Namen unter dem der Tisch bestellt war und an ihren größer werdenden Augen, konnte ich erkennen, dass sie offenbar schon aufgetaucht war. In den nächsten Minuten würde sich wohl das Gerücht verbreiten, dass Louis Tomlinson und Taylor Swift sich heimlich in New York trafen.

In meinem Kopf schnaubte ich verächtlich. Wenn ich mich wirklich heimlich mit jemandem traf, war das in einem Privatapartement, was unter falschem Namen lief und die einzigen Schritte, die ich außerhalb dessen machen würde, waren von der Haustür zum Auto.

BROKEN SCENE / H. S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt