Chapter 3

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In der nächsten Stunde hatten wir Kunst bei Mrs. Harper. Sie hatte braune, lange Haare und ein schmales Gesicht, in welchem sich ihre Freundlichkeit widerspiegelte.„Damit ihr auch die neuen Mitschüler kennen lernt, bildet ihr jetzt bitte Zweiergruppen. Jeder Senior mit einem Neuling." Sie ließ ihren Blick durch die Klasse schweifen. „Scott, würdest du dich bitte zu Jessica setzen?" Ich schaute auf. Mit rotem Gesicht nahm Scott seine Sachen und setzte sich neben mich. Dann teilte Mrs. Harper auch die anderen Schüler noch in Gruppen ein. „Ihr zeichnet jetzt auf ein weißes Blatt, all die Dinge, die euch gerade durch den Kopf gehen. Redet mit eurem Partner darüber." Lächelnd gab sie einem Mädchen mit blonden Haaren einen Stapel Papier. „Bist du hier her gezogen?", fragte Scott, als das Mädchen ein Blatt auf unseren Tisch gelegt hatte. Ich nickte schweigend. „Die Aufgabe bekommen wir jedes Jahr am ersten Schultag von Mrs. Harper.",flüsterte er, damit sie uns nicht hörte. Grinsend sah er mich an.„Lass uns mal anfangen, nicht, dass wir nachher ein weißes Blatt abgeben.", sagte ich mit hochrotem Kopf und kramte einen Bleistift aus meiner Federmappe. „Hier." Ich gab ihn Scott. Dankend nahm er ihn entgegen und fing an zu zeichnen. Ich beobachtete, wie er jeden einzelnen Strich vorsichtig auf das Papier trug. „Ist das deine Freundin?" Ich deutete auf das Mädchen, was er gezeichnet hatte.Er nickte. „Alice, sie ist vor ein paar Monaten mit ihrem Vater weggezogen.." Er sah traurig aus. „Das tut mir leid..",entschuldigte ich mich und nahm mir ebenfalls einen Bleistift. Scott pausierte seine Arbeit und schaute mir zu. „Du wohnst mit deinem Dad in einem Haus hier in Beacon Hills, oder?" Ich sah Scott an.„Ja, wir sind vor Kurzem hergezogen, weil er hier bessere Arbeit hat." Der Satz klang wie der eines kleinen Kindes. 'Jess, was ist denn mit dir los?', dachte ich beschämt. Dieser Junge brachte mich komplett aus der Fassung. „Was ist mit deiner Mum?" Scott legtes einen Stift beiseite und wartete geduldig auf eine Antwort. „Sie ist vor fünf Jahren abgehauen. Ich weiß nicht, wo sie jetzt wohnt.", murmelte ich und zeichnete weiter. „Sorry, ich wollte nicht.." „Ist schon okay. Es ist mir egal, wo sie jetzt ist. Sie hat mich und meinen Dad allein gelassen und das lässt sich nicht entschuldigen." Ich versuchte ein Lächeln über die Lippen zubringen. Scott sollte nicht wissen, dass es mich immer traurig machte, über meine Mum zu reden. „Okay.." Ohne weiter nach zufragen nahm er sich wieder seinen Stift und zeichnete weiter auf unser Blatt. Nachdem das Läuten der Schulglocke durch das Zimmer gehallt war, legten alle Schüler ihre Zeichnungen auf den Lehrertisch und begaben sich auf den Schulhof. Ich packte meine Sachen in meine Tasche und lief ihnen hinterher. Nachdenklich setzte ich mich auf eine Bank, etwas abseits des Hofes und holte mein Smartphone hervor. 'Eine neue Nachricht', stand auf dem Bildschirm.Mein Dad hatte mir geschrieben. 'Ich komme heute nicht nach Hause.Habe viel auf der Arbeit zu tun. Auf dem Küchentisch steht dein Abendbrot. Hab dich lieb. Dad.' Etwas traurig über diese Nachricht steckte ich das Handy wieder in die Tasche zurück. Ich dachte an den Alptraum, der mich heute Abend wieder einholen würde. „Hey Jessica." Scott und Stiles standen plötzlich vor mir. „Alles okay? Du siehst nicht sehr glücklich aus.", stellte Scott fest und die beiden setzten sich neben mich. „Alles okay." Ich wollte nicht sofort jedem, der mich annähernd mochte, meine Familiengeschichten auf die Nase binden. „Du lügst." Scott musterte mich. Verwirrt sah ich ihn an. Stiles knuffte seinem Freund in die Hüfte. „Ehm..ich meinte..sorry. Ist okay, wenn du nicht mit uns darüber reden willst." Gab es an dieser Schule nur merkwürdige Menschen? Ich schnappte mir meine Tasche und lief ohne etwas zu sagen zurück ins Klassenzimmer. „Du musst deine Fähigkeiten nicht jedem sofort auf die Nase binden.", hörte ich Stiles mit Scott schimpfen, bevor ich das Schulgebäude betrat. Das waren vielleicht ein paar komische Vögel.

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