Chapter 8

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Am nächsten Morgen wurde ich von lautem Regen, der gegen meine Fensterscheibe prasselte, geweckt. Gähnend suchte ich nach dem Lichtschalter meiner Nachttischlampe. '6:30', las ich von meinem Wecker ab und ließ mich in die Kissen zurück sinken. Nach einer Weile stand ich auf, zog mir eine lange Jeans und ein T-Shirt an und ging in die Küche. Ich nahm eine Tasse aus dem Hängeschrank über der Spüle und füllte sie mit Milch. Hunger hatte ich absolut keinen, was wahrscheinlich daran lag, dass ich permanent darüber nachdachte, wer oder was ich nun war. Außerdem lag mir die Pizza vom Vorabend noch im Magen. Ich ließ mich auf einem Stuhl nieder und legte meinen Kopf auf meine Hände. Nachdenklich starrte ich an die weiße Wand, die mit kleinen Blumen verziert war. Ich hatte bei der Renovierung darauf bestanden, dass mein Dad nicht nur eine weiße Wand in der Küche malte, sondern wenigstens ein paar Blumen drauf klebte. Lächelnd nippte ich an meiner Tasse. Damals hatte ich noch keine Ahnung gehabt, was passieren würde. Plötzlich klopfte es an der Tür. „Jess! Mach die Tür auf!" Ich stand auf und warf den Stuhl dabei nach hinten. So schnell ich konnte rannte ich den Flur entlang zur Haustür. Als ich sie öffnete stürmte ein verschwitzter Stiles an mir vorbei und fiel zu Boden. Ich schloss die Tür und lief zu ihm. „Stiles? Was ist passiert?" Er lag zusammen gekrümmt auf dem Teppich. Seine Kleidung war zerrissen. „I..ich..Jess. Du musst sofort hier weg.", flüsterte er stöhnend und hielt seinen rechten Arm. Erst beim genaueren Hinsehen sah ich, dass er dort eine tiefe Wunde hatte. Ich rannte ins Bad und holte den Erste-Hilfe-Koffer. „Was meinst du damit?" Vorsichtig legte ich den Verband um seinen Arm. „Er ist hinter dir her.", drang es aus seinem Mund. Ich schluckte. „D..der Alpha?", fragte ich, in der Hoffnung, dass ich mich täuschte. Doch Stiles nickte. Er setzte sich auf und lehnte sich an die Wand. Er schloss die Augen. „Stiles, verdammt. Mach keinen Scheiß. Bleib wach.", schrie ich ihn verzweifelt an. Seine Lider öffneten sich ein Stück. „Ruf Scott an.", sagte er so leise, dass ich es kaum verstand. „Ich habe doch seine Nummer gar nicht." Mit Tränen in den Augen rüttelte ich an Stiles, doch er hatte seine Augen wieder geschlossen. „Scheiße.", fluchte ich und stand auf. Grübelnd durchsuchte ich Stiles' Tasche, die zu Boden gefallen war. Ich fand sein Handy und entsperrte es. Glücklicherweise hatte er keinen Pin drin, sodass ich mühelos auf seine Kontakte zugreifen konnte.„Scott.", las ich laut vor und drückte auf den grünen Hörer, neben dem Name. Zitternd hielt ich das Handy an mein Ohr. Es tutete eine Weile. „Stiles, wo bist du? Der Coach ist schon total wütend." Ich unterbrach ihn mit einem leisen: „Scott!" Stille. „Jess?Was machst du an Stiles Handy?", fragte er verwirrt. Ich atmete tief durch. „Scott, Stiles liegt bewusstlos bei mir zu Hause im Flur. Ich brauche deine Hilfe." Die Tränen in meinen Augen wurden größer und bahnten sich Schritt für Schritt einen Weg nach draußen. „Bitte, beeil dich.", flüsterte ich nun kaum hörbar. „Ich bin gleich da.", kam es von der anderen Leitung. „Tut,tut, tut." Scott hatte aufgelegt. Ich steckte das Handy zurück in Stiles' Tasche und setzte mich neben ihn. Blut sickerte durch den Verband an seinem rechten Arm. „Du darfst mich nicht alleine lassen, hörst du?", sagte ich schluchzend. „Ich brauch dich doch." Seine Augenlider zuckten. Ich setzte mich aufrecht hin.„Stiles?" Ein Stöhnen erklang. „Pssscht, ganz ruhig", flüsterte ich und strich über seinen Kopf. Er hatte Fieber. „Scott ist gleich da." Ich stand auf und holte einen feuchten Lappen aus dem Bad. Ich legte ihn auf Stiles' Stirn. Ich hatte Angst. Panische Angst. Davor, dass ich ihn verlieren konnte. Trotzdem versuchte ich ruhig zu atmen und meine Angst zu verdrängen. Nach einer gefühlte Ewigkeit klopfte es. „Scott?" Ich stand auf und rannte zur Haustür. Vor mir stand Derek, der mich kurz anlächelte, dann jedoch wieder in sein grimmiges Muster verfiel. Hinter ihm tauchte Scott auf und nahm mich in die Arme. Derek drängte sich an uns vorbei und ging zu Stiles. „Es tut mir leid.", murmelte ich leise. „Es muss dir nicht leid tun. Du kannst doch nichts dafür."Scott strich beruhigend über meine Haare. Er schaute zu Derek. „Was ist mit ihm?", fragte er und trat an mir vorbei. Ich stellte mich neben ihn. Derek musterte den, immer noch am Boden liegenden, Stiles.„Wir müssen ihn mit nehmen.", sagte Derek und hob Stiles vorsichtig an. Ich griff unbewusst nach Scotts Hand. Er lächelte mir zuversichtlich zu. „Wir bringen ihn zu Dr. Deaton, er ist Tierarzt und kennt sich damit aus." Scott schien meinen fragenden Blick zu bemerken. „Alles weitere wirst du noch erfahren." Mit diesen Worten zog er mich hinter Derek und Stiles her. Wir setzten uns in einen großen, schwarzen Transporter mit abgedunkelten Scheiben.Erschöpft ließ ich mich auf den Beifahrersitz fallen und atmete tief durch. Derek setzte sich ans Steuer und Scott blieb bei seinem Freund im hinteren Teil des Transporters. Immer wieder hörte ich ein leises Schluchzen. Ich lehnte meinen Kopf an die Fensterscheibe und beobachtete die Häuser, die an uns vorbei zogen.

"I'm the real alpha!"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt