Chapter 16

77 5 0
                                    

Ich fing an zu weinen, beruhigte mich jedoch schnell wieder und rannte zu Derek, der immer noch am Boden lag. „Derek, steh auf.", schrie ich ihn an und versuchte ihn zu stützen, aber er war zu schwer. „Du musst aufstehen, hörst du?" Er spuckte erneut Blut und hustete. „Jess, du musst Scott retten.", flüsterte er mit rauer Stimme. „Ich brauche deine Hilfe.." Derek schloss seine Augen. „Derek, nein!", schrie ich und klopfte auf seine Wangen. „Du musst wach bleiben, bitte." Verzweifelt versuchte ich ihn zurück zu holen, doch es war zu spät. Ich versuchte auf seinen Herzschlag zu hören. Nichts. Weinend legte ich meinen Kopf auf seine Brust. „Derek, du musst wieder kommen." Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter und schaute auf. Stiles half mir hoch und umarmte mich. „Jess, er ist tot.", sagte er leise. Wie sollte ich denn jetzt Scott finden? Schluchzend vergrub ich mein Gesicht in seiner Schulter. Er streichelte über meinen Rücken. „Wir finden Scott.", flüsterte er mir ins Ohr. Langsam machten wir uns auf den Weg zurück zum Auto. Ich sah noch einmal zurück zu dem Haus. Derek war tot. Ermordet von seinem eigenen Bruder. Und ich konnte ihn nicht retten. Heute hatten wir gleich zwei Personen verloren. Ob Scott noch lebte? Ich wusste es nicht. Ich wusste überhaupt nichts.


Nachdem Stiles mich zu Hause abgeliefert hatte, war ich sofort ins Bett gegangen. Er wollte bei mir bleiben, doch ich konnte ihn dazu überreden, dass er erstmal nach Hause fuhr. Morgen war der vorletzte Schultag und dann hatten wir Semsterferien. Zwei Monate. Ich tat diese Nacht kaum ein Auge zu. Immer wieder spielten sich vor mir die Szenen des heutigen Tages ab. Irgendwann weinte ich mich in den Schlaf, wachte jedoch zwei Stunden später durch das Klingeln meines Weckers wieder auf.


Mit Monsteraugenringen und rot gequollenen Augen duschte ich, versuchte wenigstens etwas frischer auszusehen und packte meine Schultasche. Fürs Frühstück blieb mir keine Zeit, da in einer halben Stunde die Schule begann. Ich zog ein T-Shirt und eine schwarze Jeans an und rannte zum Bus. In meinem Hals spürte ich ein leichtes Kratzen. Hoffentlich wurde ich nicht krank, das konnte ich jetzt absolut nicht gebrauchen. Doch im Laufe des Tages bekam ich auch noch Kopfschmerzen und in der Mittagspause hatte ich keinen Hunger, da mir schlecht war. Stiles saß besorgt neben mir und aß seinen Burger. „Guten Hunger.", sagte ich grinsend. „Kommst du nachher mit zu mir? Dann können wir die Suchaktion beginnen.", schlug Stiles vor, nachdem er seinen Burger bedrückt hatte. Ich nickte. Er legte seine Hand auf meine Schulter. „Hey, wir finden Scott." Er lächelte mich zuversichtlich an. „Mh." Ich stand auf und nahm meine Tasche. Nachdenklich machte ich mich neben Stiles auf den Weg zum Sportplatz. Nach einem halben Jahr erschien ich heute das erste Mal beim Lacrosse. „Da haben wir ja endlich unseren weiblichen Nachwuchs." Der Coach kam auf mich zu und schüttelte mir grinsend die Hand. „Ich kann dir nur eins sagen, bei uns herrscht ein starker Frauenunterfluss. Mach dich auf was gefasst." Ich lächelte gezwungen. Er klopfte mir auf die Schulter und lief dann weiter. „Ist der immer so?", fragte ich Stiles verwundert. „Ja.", antwortete er lächelnd. 'Na toll.', dachte ich mir und machte mich auf den Weg in die Umkleide. Dabei kamen mir zahlreiche Jungs entgegen, die ein paar Stufen über mir waren. Glücklicherweise ignorierten sie mich, sodass ich beruhigt in die Umkleide gehen konnte. Ich zog die Lacrosse-Kleidung an und trat zum Spiegel. „Sieht ja gar nicht so schlecht aus.", sagte ich lachend. Dann band ich meine Haare zu einem hohen Pferdeschwanz und nahm meinen Helm aus dem Spind. 'Das wird schon.', dachte ich zuversichtlich und lief den langen Gang nach oben zum Sportplatz, wo ich bereits erwartete wurde. „Da ist sie. Jungs, das ist Jessica. Sie gehört ab heute zu uns." Der Coach schob mich in die Mitte des Platzes, wo die anderen in einem Kreis standen. Stiles stand lächelnd neben einem Jungen, der zwei Köpfe größer, wie er war. Ich grinste in mich hinein. „Dann legen wir mal los." Der Coach klatschte in die Hände. Jeder nahm seinen Position ein, nur ich stand verloren da. „Du bist heute Torwart.", erklärte mir der Junge, der vorhin neben Stiles gestanden hatte. Lächelnd dankte ich ihm und trat in das Tor, wo noch niemand stand. 'Na klasse. Erster Tag beim Lacrosse und sofort im Tor. Ich stand schon früher bei Handball nicht gern im Tor, weil ich keinen Ball fangen konnte.' Etwas missmutig stand ich mit meinem Stick in der Hand da und wartete auf den Anpfiff. Da ertönte er. Ich ließ den Ball nicht aus den Augen und verfolgte, wie er die Sticks der Jungs wechselte. Plötzlich kam einer auf mich zu gerannt. 'Verdammt.', dachte ich, als ich den kleinen, weißen Ball in seinem Stick sah. Ich stellte mich breitbeinig hin und hielt meinen Stick bereit. Der Junge kam näher. Alle Augenpaare starrten mich an. Er war nur noch wenige Meter von mir entfernt. Ich bereitete mich auf das Schlimmste vor. Plötzlich hörte ich Jubelschreie. Ich öffnete meine Augen und sah, dass der Ball in meinemStick gelandet war. Lachend jubelte ich mit. „Wow, das war gut.", lobte mich der Junge und klopfte mir auf die Schulter. Dann drehte er sich um und ging zu den anderen. Am Ende der Stunde hatte ich den Großteil der Bälle, bis auf zwei, drei Ausnahmen, gehalten und wurde von den Jungs der Mannschaft gefeiert. „Ich wusste gar nicht,dass du so ein Talent bist.", lobte Stiles und umarmte mich freudestrahlend. Auch der Coach war begeistert. „Bis zur nächsten Stunde.", sagte er und klopfte mir auf die Schulter. 'Wie nett die alle sind.', dachte ich grinsend.



"I'm the real alpha!"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt