Kapitel 27

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„Hey, Jess. Aufstehen." Ich blinzelte. Die Sonne schien mir ins Gesicht. „Was ist?", brummte ich genervt. „Derek möchte weiter trainieren." Ich setzte mich auf. „Ich brauche erstmal frische Klamotten.", stellte ich mit einem Blick auf meine schmutzige Hose fest. „Habe ich alles schon besorgt." Scott wedelte mit einer kleinen schwarzen Tasche vor meiner Nase herum. „Du warst bei mir zu Hause?" „Meine Mom hat sie vorbei gebracht.", erklärte er lachend. „Steh auf, Derek wartet auf dich. Das Bad ist dort hinten." Er zeigte auf die andere Seite der Halle. Ich nickte und schnappte mir die Tasche. Gähnend betrat ich das kleine Zimmer. Die Wände waren kahl und es gab nur eine Toilette, ein Waschbecken und eine Dusche, deren Scheiben zerbrochen waren. „Sehr luxuriös.", sagte ich zu mir und zog meine Kleidung aus. Das Wasser war nicht sehr warm, aber angenehm. Scotts Mum schien wirklich Geschmack zu haben. Sie hatte mir eine kurze schwarze Hose und ein Top mit einer schwarz-weiß karierten Bluse eingepackt. Ich zog mir die Klamotten an, putzte meine Zähne und trug etwas Mascara und Eyeliner auf. Dann packte alles in die Tasche und stellte sie neben das Sofa im Wohnzimmer. „Er wartet draußen.", sagte Scott und lächelte zuversichtlich. Ich folgte ihm zögerlich auf den Parkplatz vor der alten Fabrikhalle. Stiles' Jeep war verschwunden. „Wo ist Stiles?", fragte ich, während wir weiter liefen. „Er ist nach Hause gefahren. Sein Dad brauchte seine Hilfe bei irgendeinem Fall." „Da seid ihr ja endlich!" Ich weiß nicht, wie lange wir gelaufen waren, aber von hier aus konnte man die Halle nicht mehr sehen, also musste es eine Weile gewesen sein. „Guten Morgen, Jess." Er grinste mich an. „Ich hoffe heute springst du etwas netter mit mir um." Er öffnete eine Holzkiste, die er anscheinend hier her gebracht hatte. „Das sind die Hauptwaffen der Jäger und ich möchte, dass du lernst, wie man sie benutzt." Unverständlich sah ich ihn an. „Ich dachte ich soll lernen meine Kräfte zu kontrollieren." Er musterte mich grimmig. „Mann Derek, was soll das hier werden?" Scott ging auf ihn zu. „Was ist denn mit dir los? Mir hast du damals was anderes beigebracht.", sprach er und Derek ließ den Deckel der Kiste mit einem lauten Knall zufallen. „Lass das mal meine Sache sein.", brummte er und sein Blick verfinsterte sich. Langsam würde mich auch mal interessieren, was mit ihm los war. Ob es was mit Stiles' Reaktion zu tun hatte? Ich könnte schwören, dass zwischen den beiden was lief. Jedoch war für mich nicht klar, warum Derek dann ständig fremde Frauen anschleppte. Kopfschüttelnd widmete ich mich wieder den Jungs. „Wenn du es nicht kannst, mache ich es!", schrie Scott Derek an. Schüchtern stand ich da und wusste mal wieder nicht, was ich tun sollte. „Tut mir leid, Scott. Ich bin gerade etwas neben mir." Erleichterung machte sich in mir breit. „Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, wenn ich die Waffen der Jäger kennen lerne." Ich stellte mich neben Scott und lächelte Derek zu. „Dann wünsche ich dir viel Spaß." Mit eingeschnappter Miene drehte Scott sich um und lief davon. „Der kriegt sich wieder ein.", entgegnete Derek lachend und öffnete die Kiste wieder. Den restlichen Vormittag brachte er mir bei, wie man die Waffen der Jäger benutzte. Es waren teilweise wirklich merkwürdige Geräte dabei. Von der normalen Pistole, über Pfeil und Bogen bis zu verschiedenen Schwertern. „Wenn sie dich alleine haben, machen sie kurzen Prozess.", erklärte Derek und hielt ein langes Schwert hoch. Eingeschüchtert betrachtete ich die Klinge. „Das wird dir mit Scott an deiner Seite aber nicht passieren." Er zwinkerte mir zu. Ich versuchte ein Lächeln über die Lippen zu bringen. „Weißt du, Jess. Ich glaube wir lassen das für heute. Lass uns morgen weiter machen." Mit diesen Worten schloss er die Kiste und wir gingen zurück zur alten Fabrikhalle. „Möchtest du auch mal tragen?", fragte er mich nach der Hälfte der Strecke. Ich nickte. Er stellte die Kiste auf den Boden, sodass ich sie an den Henkeln anfassen konnte. Anfangs fiel es mir schwer, sie zu halten, doch nach und nach spürte ich, wie die Kraft in mir stärker wurde und ich schaffte es, die Kiste ohne Probleme zurück zu tragen. Stolz klopfte Derek mir auf die Schulter. „Du brauchst deine Kräfte nicht nur zum Kämpfen. Sie sind auch für andere Dinge nützlich." Er lächelte mir zu und nahm mir die Kiste ab. Etwas außer Atem setzte ich mich auf die Couch neben Scott. Er schaute nachdenklich aus dem Fenster. „Hey.", sagte ich und gab ihm einen flüchtigen Kuss. Er sagte nichts. „Scott, warum bist du sauer?" Ich sah ihn an. Seine Augen waren gläsern. „Ich habe einfach Angst um dich.", murmelte er fast lautlos. „Brauchst du nicht, wirklich. Derek hat mir heute viel beigebracht. Nicht nur über die Waffen, auch, wie ich meine Kräfte anderswo einsetzen kann." „Jess, da draußen ist nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen. Die Jäger sind skrupellos und machen selbst vor jungen Werwölfen, wie dir, keinen Halt." Er schlug mit seiner Hand auf den Glastisch, welcher sofort in der Mitte zerbrach. Erschrocken schaute ich ihn an. „Scott." Ich wollte ihn festhalten, doch er stieß mich gewaltsam zurück und ging aus der Halle. „Hey, das war ein Einzelstück!", rief Derek ihm wütend hinterher. Ich war den Tränen nah. Vielleicht hatte Scott Recht und ich nahm wirklich alles zu leicht hin. Ich war kein Mensch mehr. Ich konnte nicht mehr einfach auf der Straße herum laufen ohne Angst davor zu haben, dass mich jemand verfolgen und töten würde. Ich wischte mir mit dem Arm übers Gesicht und stand auf. „Ich geh nach Hause.", rief ich Derek zu, der im Türrahmen seines Schlafzimmers stand. „Soll ich dich bringen?" Ich schüttelte den Kopf. „Ich kann auf mich aufpassen." Schluchzend nahm ich meine Tasche und machte mich auf den Weg. Mir wurde das erste Mal bewusst, was ich war. Nicht mehr Daddys Liebling, sondern eine Bestie, die gestern beinah Derek umgebracht hätte. Als ich zu Hause eintraf, war niemand da. Ich schleuderte meine Tasche in eine Ecke meines Zimmers und ließ mich auf mein Bett fallen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 29, 2016 ⏰

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