Chapter 21

60 5 0
                                    

Ich drehte mich um. „Stiles?", rief ich durch den Nebel, der von dem warmen Teer der Straße aufstieg. „Stiles?" Ich lief in die Dunkelheit, zu der Stelle, wo ich gerade mit ihm gesprochen hatte, doch er war verschwunden. „Stiles, das ist nicht lustig." Ich raufte meine Haare. Hatte Peter jetzt etwa auch noch Stiles entführt? „Fuck!", schrie ich und lief verzweifelt weiter. Ich musste doch irgendwie seinen Geruch aufnehmen können. Wie eine Verrückte schnüffelte ich mit meiner Nase in der Luft herum, doch außer Auspuffgasen roch ich nichts. 'Vielleicht ist er auch einfach nach Hause gegangen.', versuchte ich mir einzureden und begab mich ebenfalls auf den Heimweg. Die Sonne ging bereits am Horizont auf, als ich mich erschöpft in mein Bett fallen ließ. Ich atmete tief durch. „Er ist bestimmt zu Hause und schläft.", sagte ich zu mir, um mich zu beruhigen. Trotz meiner Sorge um Stiles, holte mich der Schlaf schnell ein.


„Guten Morgen." Ich schreckte auf und sah in Ethans Gesicht. „Oh mein Gott, hast du mich erschreckt!", schrie ich und rieb meine Augen. „Tut mir leid.", sagte er und lächelte mich an. „Was machst du hier?" Ich schaute ihn fragend an. Ethan griff sich grinsend durch seine kurzen hochgestylten Haare. „Also, ich höre?" Ungeduldig tippte ich mit meinen Fingern auf der Bettdecke herum. „Du bist heute früh einfach abgehauen. Ich habe mir Sorgen gemacht.", murmelte er und wurde rot. „Und wie bist du in mein Zimmer gekommen?", fragte ich misstrauisch. „Durch das offene Fenster." Er deutete zu meinem Fenster, welches sperrangelweit offen stand. Ich konnte mich überhaupt nicht dran erinnern, dass ich es geöffnet hatte, als ich nach Hause gekommen war. Schweigend stand ich auf. „Ich bin erstmal duschen und danach hoffe ich, dass du weg bist.", rief ich ihm zu, als ich mein Zimmer verließ. Wie konnte er es wagen, einfach in mein Haus einzudringen? Dabei kannten wir uns gerade mal einen Tag. Ich ließ das warme Wasser über meine Haut laufen und schloss die Augen. Es fühlte sich wie eine Befreiung an, den Dreck vom Vortag von mir abzuwaschen. Völlig entspannt trocknete ich mich ab, band meine Haare nach oben und wickelte das Handtuch um meinen Körper. Ich ging in mein Zimmer und spürte schon von weitem, das Ethan immer noch da war. Wütend schlug ich die Tür auf. Erschrocken sah Ethan mich an. „Was machst du noch hier?", funkelte ich ihn an und hielt mein Handtuch fester. „Ich..eh..sorry. Ich wollte nur sichergehen, dass du wieder kommst." Verwirrt ging ich an ihm vorbei und schloss das Fenster. „Du gehst jetzt sofort zur Tür raus!", schrie ich und schob ihn nach draußen. „Jaja, geht klar." Er stieß meinen Arm beiseite, sodass beinah mein Handtuch nach unten gerutscht wäre. Gerade noch rechtzeitig hielt ich es mit meiner anderen Hand fest. „Du bist echt komisch.", murmelte Ethan beim Weggehen. Immer noch sehr aufgebracht suchte ich mir frische Klamotten aus meinem Schrank und zog sie drüber. Dann ging ich in die Küche, schaltete den Kaffeeautomaten an und ließ mich auf einen Stuhl fallen. Nachdenklich schaute ich aus dem Fenster. Es war einschöner Herbstmorgen. Die Blätter färbten sich Tag für Tag bunter und langsam traten die Vögel ihren Flug Richtung Süden an. Wie gern würde ich jetzt auch einfach weg fliegen. Weit weg. Dort hin wo mich kein Peter finden konnte. Wo ich glücklich sein konnte. Mit Tyler. „Tyler!", rief ich plötzlich und schlug mir vor Schreck die Hand vor den Mund. Ich hatte in dem ganzen Trubel total vergessen, ihm Bescheid zu geben, wann er kommen konnte. Mit meiner Kaffeetasse in der Hand rannte ich zum PC meines Dads, der im Wohnzimmer stand und loggte mich in meinem E-Mail-Account ein. „3 neue E-Mails.", las ich laut vor. Zwei davon waren von Tyler. Aufgeregt öffnete ich sie. „Ich bin auf dem Weg zu dir", stand in der einen. Ich öffnete die, die er mir zuerst geschickt hatte. „Ich reise diesen Samstag an, egal ob du Zeit hast oder nicht. LG Tyler." Oh mein Gott. Heute war Samstag. Aufgeregt sah ich an mir herunter. In der Jogginghose und dem viel zu großen T-Shirt konnte ich mich nicht vor Tyler blicken lassen. Ich loggte mich aus und rannte in mein Zimmer. Nervös probierte ich ein Kleidungsstück nach dem Anderen, doch keins sah ansatzweise ordentlich aus. Am Ende entschied ich mich für eine cremefarbene Bluse und eine schwarze Hotpants. 'Immerhin besser, als in Jogginghose vor ihm zu stehen.', dachte ich und lächelte mein Spiegelbild an. Was würde er sagen, wenn er vor mir stand oder besser gesagt, was sollte ich zu ihm sagen? Ich fühlte mich, wie bei unserem ersten Date, damals in der achten Klasse. Mit einem Kribbeln im Bauch räumte ich die Tasse im Wohnzimmer auf und setzte mich auf mein Bett. Ich betrachtete alte Fotos von Tyler und mir, die immer noch an meiner Wand hingen. Ich mochte sie. Damals waren wir so glücklich gewesen. Die erste große Teenagerliebe. Teenager. Ein Teenager war ich nun nicht mehr. Nein. Ich war ein Werwolf, der seine Fähigkeiten nicht beherrschte und nicht viel über sein Dasein wusste. Sollte ich Tyler davon erzählen? Vielleicht war es besser, wenn ich mein Geheimnis für mich behielt. Wahrscheinlich brachte ich ihn sonst auch noch in Gefahr. Mein Magen krümmte sich zusammen. Zu groß war die Angst vor unserem Zusammentreffen. In diesem Moment klingelte es an der Tür.


"I'm the real alpha!"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt