Chapter 22

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„H..hey.", stotterte ich lächelnd, als ich die Haustür geöffnet hatte. Tyler umarmte mich lachend und wuschelte durch meine Haare. „Hey, Kleine.", hauchte er mir ins Ohr. Mein Herz fing wild an zu pochen. „Deine Haare sind länger.", stellte ich grinsend fest. Tyler nickte. „Ehm..lass uns erstmal rein gehen." Er nahm seinen Koffer und folgte mir unauffällig ins Haus.

„Und, wie ist es in der Schule so?", fragte ich ihn, als wir es uns im Wohnzimmer gemütlich gemacht hatten. „Naja, die Mädels vermissen dich." Ich dachte an Emily, meine damals beste Freundin und unsere Clique. Tyler war immer der einzige Junge in unserer Gruppe gewesen, auch bevor wir ein Paar geworden waren. „Aber ich habe ihnen erklärt, dass es dir gut geht." Dankbar lächelte ich ihn an. „Und jetzt erzählst du mir, wie es dir wirklich geht. Denkst du ich habe nicht gemerkt, dass du lieber zurück zu uns kommen würdest?", sprach er weiter. Ich nickte kurz. Was sollte ich ihm denn erzählen? Dass meine einzigen Freunde gegen einen Alpha kämpften, der das Verlangen nach Rache hatte? Dass ich nicht mehr die Jess war, die er kannte? „Jess?" Tyler legte seinen Kopf schief. So tat er es immer, wenn er sich um mich sorgte. Ich sah ihn an. Seine blauen Augen leuchteten. „Ich habe neue Freunde gefunden, aber es geschehen so merkwürdige Dinge in Beacon Hills.", murmelte ich leise. „Was meinst du mit 'merkwürdig'?", hakte er nach. „Naja, Menschen verschwinden und so was.", log ich überzeugend. Tyler schien es zu glauben. „Hauptsache du verschwindest nicht.", sagte er lachend. „Dann müsstest du mich retten.", erwiderte ich und grinste ihn an. „Wo schläfst du eigentlich?", fragte ich ihn nach einer Weile. Tyler griff sich mit der Hand durch seine braunen Haare. „In einer Pension ein paar Straßen weiter. 'Miller' heißt die." Beruhigt atmete ich auf. Die Pension hatte ich gleich nach unserem Umzug gesehen. Er war also in Sicherheit. Plötzlich klingelte mein Handy. Ich kramte es aus meiner Hosentasche. „Sorry, ich muss kurz ran gehen.", entschuldigte ich mich bei Tyler und verließ den Raum. „Dr. Deaton?", rief ich aufgeregt und lief auf und ab. „Hallo Jessica, Scott ist soeben wach geworden und ich glaube er möchte dir was sagen." „I..ich komme." Zitternd legte ich auf. „Tyler, ich muss kurz weg. Mach es dir so lange gemütlich.", sagte ich, als ich wieder im Wohnzimmer stand. Tyler nickte lächelnd. „Danke." Ich drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Dann schnappte ich mir meine Tasche, zog meine Sneakers an und rannte aus dem Haus.

So schnell ich konnte lief ich zur Praxis. Völlig außer Atem kam ich dort an und stürmte in den Raum, wo ich Scott vermutete. Doch dort war niemand. Verwirrt lief ich durch die restlichen Zimmer, aber auch die waren leer. „Dr. Deaton?", rief ich und rannte weiter. „Jessica, hier!", drang eine leise Stimme in mein Ohr. Ich sah mich um. „Wo sind sie?", fragte ich und lief zu einer Stahltür am Ende des Gangs. Vorsichtig betätigte ich die Klinke und schlich hindurch. „Dr. Deaton?", flüsterte ich ängstlich. Langsam ging ich die zahlreichen Treppen nach unten. „Da bist du ja endlich." Dr. Deaton umarmte mich. Erschrocken sah ich ihn an. „Warum sind sie hier unten?", fragte ich und sah mich um. Überall standen Regale und alte Geräte, die wahrscheinlich seit Jahren nicht in Betrieb gewesen waren. Und in einer Ecke lag Scott in einem weißen Krankenbett. Seine Augen waren offen. Ich rannte zu ihm und umarmte ihn weinend. Er stöhnte auf. „Sorry.", murmelte ich und ließ ihn los. Er lächelte mich an. „Danke.", flüsterte er kaum hörbar. Ich schaute zu Dr. Deaton. „Was ist mit ihm?" Er kam näher. „Ihm geht es den Umständen entsprechend, der Eisenhut ist fast vollständig aus seinem Körper raus, aber.." Er stockte. „Was aber?", schrie ich ihn an. „Er verliert seine Werwolfkräfte." Ich wandte meinen Blick wieder zu Scott. Wie ein Häufchen Elend lag er unter der Decke und starrte gedankenverloren an die Wand. „Scott?" Ich legte meine Hand auf seine und setzte mich auf einen kleinen Holzstuhl neben dem Bett. Er reagierte nicht. Wieder sah ich zu Dr.Deaton. „Wie kann es möglich sein, dass ein Werwolf einfach seine Kräfte verliert?" Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. Einerseits war ich froh, dass es Scott besser ging. Andererseits war er Peter als Nicht-Werwolf hilflos ausgesetzt. „Jessica, du musst jetzt stark sein, okay? Scott braucht dich." Fragend sah ich Dr. Deaton an. „Du musst lernen, deine Kräfte zu kontrollieren, damit du ihn beschützen kannst. Als Werwolf, nicht als Mensch.", fuhr er fort. Ohne eine Mimik zu verziehen holte er ein altes Buch aus einem Regal und legte es mir in den Schoss. „Frag Derek um Hilfe. Er kann dir das alles beibringen." Ich schluckte. „Derek lebt?", brach es aus mir heraus. Dr. Deaton nickte. „Er lebt jetzt in einer alten Fabrikhalle, außerhalb von Beacon Hills. Finde ihn und er wird dir helfen." Mit diesen Worten drehte er sich um und lief die Treppen hinauf. „Dr. Deaton?", rief ich und wollte ihm hinterher rennen, doch ich prallte gegen eine unsichtbare Wand. „Was soll das? Lassen sie mich hier raus!", rief ich noch lauter. Meine Stimme veränderte sich. Ein tiefes Knurren drang durch den Keller. Erschrocken über mich selbst wandte ich meinen Blick zu Scott. Er saß aufrecht im Bett. „Jess, du schaffst das.", sagte er leise. Verzweifelt suchte ich nach einem Ausgang. „Hinter dem Schrank!", stöhnte Scott und zeigte mit seiner Hand zu einem alten Schrank, der hinter dem Krankenbett stand. Ich lehnte mich mit aller Kraft gegen den Schrank und tatsächlich schob er sich langsam zur Seite. Ohne weiter nachzudenken, nahm ich Scott hoch. Er war überhaupt nicht schwer. Im Gegenteil. Schnell rannte ich mit ihm durch einen langen Gang, bis wir vor einer großen Holztür standen. Ich stieß mit meiner Schulter dagegen und sie ging quietschend auf. Erschöpft lief ich weiter. Immer weiter. Ich folgte meinem Instinkt. Die Umgebung um mich herum blendete ich aus. Es gab nur Scott und mich. Und diese unsichtbare Kraft in mir, die mich weiter laufen ließ.

"I'm the real alpha!"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt