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Was haltet ihr von Taylor Momsen? Genau so stelle ich mir Tess vor und ihre Stimme ist ein Traum*-*

Irgendetwas stört gerade meinen Schlaf. Es ist laut, sehr laut und zwingt mich zum Aufwachen. Das elende Piepen unter meinem Ohr bringt beinahe mein Trommelfell zum Platzen. Ich liege mit meinem Ohr auf meinem Handy, dann ist das also kein Wunder. Vorsichtig hebe ich meinen Kopf kaum mehr als einen Zentimeter, wobei mir mein Handy an der Wange klebt und schalte ohne die Augen zu öffnen den Wecker aus. Mit der Zeit kann man das auch blind. Die plötzliche Ruhe klingt wie Musik in meinen Ohren.
Kann man denn nicht mal in Ruhe ausschlafen? Das würde jedoch wohl kaum etwas ändern, Aufstehen ist nicht gerade eine meiner Begabungen. Die Erfindung des Bettes ist aus dieser Sicht kein wirklicher Vorteil gewesen, eine Nebenwirkung ist eindeutig Verschlafen, weil sich doch niemand freiwillig so früh mit Aufstehen quälen will, wenn man eine weiche Matratze auf einem vernünftigen Lattenrost und flauschige Bettwäsche hat. Das nächste Mal schlafe ich auf dem Boden.
In Zeitlupe öffne ich langsam mein rechtes Auge. Verdammt, ist das hell! In meinem Zimmer fehlen eindeutig noch Gardinen und eine Jalousie, das hält doch sonst niemand so früh am Morgen aus, außerdem kann das doch nicht gesund für die Augen sein. Andererseits würde mich das noch mehr davon abhalten, meinen Hintern aus dem Bett zu bewegen.

Mit einem Stöhnen ziehe ich mir mein Kopfkissen über die Ohren. Schon besser, nur mit dem Nachteil, dass ich gerade Gefahr laufe zu ersticken.
Und jetzt fällt es mir ein. Heute ist mein erster Schultag und ich habe mal wieder meinen großen Auftritt als die Neue. Die einzige Aufmunterung ist die Tatsache, dass es mein letztes Mal sein wird, dass ich die Schule wechseln muss, da mit diesem Tag auch mein letztes Schuljahr beginnt, worüber ich gar nicht glücklicher sein könnte. Wenn ich noch ein Jahr länger Fächer wie Sport ertragen müsste, könnte ich nicht garantieren, dass es dann überhaupt noch Schulen in Deutschland geben würde, da die Gefahr bestünde, ich würde jede einzelne niederbrennen, nur um diesem Elend zu entgehen. Ich bin mir sicher, es gibt einige dadraußen, die mich dafür bejubeln würden und wenn nicht, dann kann ich mich auch gut und gerne mit Eigenlob überschütten.
Warum sollte ich denn bitte aufstehen und zur Schule gehen? Mom ist eh nicht zu Hause. Außerdem weiß ich schon genug! Da brauch ich keinen Unterricht mehr.
Als ich meinen Kopf diesmal ganz langsam ein Stückchen höher als vorhin hebe, habe ich das Gefühl, als würde da gerade ein Schlagzeuger aus der härtesten Metal Band der Welt abrocken, als wäre es der Gig seines Lebens. Ich hätte gestern doch nicht so viel trinken sollen, was ich mir allerdings jedes Mal sage, aber es war nun mal mein Geburtstag, mein 18. noch dazu, wer haut denn da nicht auf die Kacke? Am liebsten würde ich ganz auf die Schule scheißen, wenigstens für heute, vermissen wird mich ja wohl kaum einer, außer die Schulleitung und dann kann ich mich auf Stress gefasst machen. Wenn ich schon am ersten Schultag schwänze, bekomme ich gleich einen Ruf aufgedrückt, der mich nicht unbedingt vor dem rettet, vor dem ich solche Angst habe.

Nach einer gefühlten Ewigkeit schaffe ich es dann tatsächlich mal ins Badezimmer. Ich glaube, so viel Anstrengung hat mich noch kein Sport gekostet. Der erste ag st immer mehr als schlimm.
Oh man, ich sehe genau so aus, wie ich mich fühle. Mein Mascara zieht schwarze Spuren unter den Augen. Ich könnte sie als Smokey Eyes ausgeben. Am Hals habe ich ein paar peinliche Knutschflecken. Mit wem habe ich denn gestern schon wieder rumgemacht? Vielleicht habe ich irgendein Oberteil mit Rollkragen, welches diese einigermaßen versteckt. Schnell wische ich mir die Scheiße aus dem Gesicht, pinsele mir so viel Foundation ins Gesicht, dass ich ansatzweise frisch aussehe, lege neuen Mascara auf und eine halbe Tonne Concealer, der meine Augenringe nur spärlich überdeckt, jedoch ist das Ergebnis wesentlich sehenswerter als das Gespenst, das ich eben noch verkörperte.
Meine Haare sind total verfilzt, aber irgendwann bekomme ich sie doch noch auseinander. Sie sind von Natur aus leicht gewellt, worauf ich etwas stolz bin. Damit kann ich mir die Mühe und Zeit ersparen, sie mit einem Glätteisen zu belästigen. Das Weißblond habe ich erst seit zwei Wochen und ich bin mehr als verliebt darin.

Mein Outfit besteht aus einem Guns' N'Roses Top, mit sehr tief ausgeschnittenen Ärmeln, einer kurzen, kaputten, ausgefransten Jeans, die ich mir letztes Jahr selber zerschnippelt habe-wozu extra viel Geld für was Kaputtes ausgeben, wenn ich sie selber so machen kann, wie ich will für weniger Geld-und schwarzen kurzen Stiefeln zum schnüren. Die habe ich eigentlich fast jeden Tag an.
Frühstück kann ich mir von der Zeit her gerade echt nicht leisten, also muss es so gehen, mein Hunger wird sowieso von etwas Übelkeit und Ekel beim Anblick von unserer Küche verdrängt, das muss wohl noch der Alkohol sein. Ich trete aus dem Haus und wage meinen ersten Schritt in die nächste Hölle.

Das Gebäude sieht immerhin nicht so aus wie ein Knast, was bei meiner letzten Schule der Fall war. Nein, es sieht sogar ziemlich einladend aus.
Draußen tummelt sich ein Haufen von Schülern, alle in ihren Gruppen, stehen vor ihren Autos, reden, lachen oder machen miteinander rum. So stelle ich mir eine typische High School wie aus zahlreichen Filmen vor. Ich hasse sowas. Aber ich hasse alles und gefühlt jeden auf dieser Welt. Ich bin eben ein echter Sonnenschein.

Mein erster Weg führt mich zum Sekretariat. Die bisherigen Sekretärinnen waren allesamt schlecht gelaunte und frustrierte alte Schachteln.
Die Sekretärin ist überraschenderweise verdammt nett, aber ich spüre, dass es nur geheuchelt ist. Kein Lehrer oder Sekretär mag mich sonderlich oder überhaupt Menschen, die keine Arschkriecher sind. Ich weiß nicht, warum Menschen so auf Künstliches und falschen Charakter stehen, dabei macht.man doch nichts anderes, als sich selbst zu belügen.
"Das ist dein Stundenplan, hier ist dein Gebäudeplan und hier der Code für dein Schließfach. Willkommen an unserer Schulen" Ihre Augen löchern mich, bevor sie einen abschätzenden Ausdruck annehmen. Sie lächelt mich freundlich an, aber es erreicht nicht ihre Augen. Es ist so ein ,,verschwinde endlich!"-Lächeln. Hatte ich gerade vor, immerhin wollte ich nicht zum Teekränzchen bleiben.

Meine erste Stunde heute ist ausgerechnet Chemie. Wenn ich ein Fach so richtig hasse, dann Chemie. Ich mache mich auf den Weg, wobei ich wie erwartet von jedem komisch angeguckt werde und laufe in etwas, nein, jemanden hinein. Gott im Himmel, dass kann doch nicht dein Ernst sein?

Fuck you, Bad Boy!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt