Als ich am nächsten Morgen die Augen aufschlage, wünsche ich mir sofort, dass ich es nie getan hätte. Seit Langem habe ich mal wieder geträumt. Ich war glücklich und vereint mit Ryan. Es war schön, mir keine blöden Sprüche von ihm anhören zu müssen, dafür aber Liebesgeständnisse. Es passt überhaupt nicht zu mir, von so etwas zu träumen und doch finde ich es wunderschön. Ich wollte nie einen Jungen hinterher trauern oder danach streben, dass er mein wird. Ich weiß nicht, was Ryan mit mir.in der kurzen Zeit mit mir angestellt hat, aber es ist ziemlich beängstigend. So habe ich mich noch nie gefühlt.
Nach dem überraschenden Kuss gestern, bin ich sofort zu Tyler gerannt und habe ihm total aufgewühlt davon erzählt. Ich konnte kaum noch klar denken. Er hat mich so verwirrt und gleichzeitig wütend gemacht, weil er ohne ein weiteres Wort wieder gegangen war. Wie kann man sich nur so benehmen? Was hat ihm dieser Kuss denn gebracht? Habe ich ihn mit Tyler doch eifersüchtig gemacht? Ich halte das nicht mehr aus, wenn er nicht mit mir redet, egal, wie es nach einem Gespräch um uns stehen würde.
Wenigstens hatte Tyler gestern Glück. Er hat ein Mädchen kennengelernt, das ihn scheinbar gar nicht aus der Schule kannte. Er wirkte fasziniert von ihr und ich wünsche mir ehrlich, dass er eine gefunden hat, die nicht so ist, wie es die anderen ihm gegenüber waren. Tyler ist ein guter Kerl und er verdient es, nicht mehr nur ausgenutzt zu werden. Wieder einmal könnte ich mich tierisch über mich selber aufregen, weil ich ihn nicht mochte, wie er mich. Er wäre eine gute Partie gewesen, doch stattdessen schlage ich mich mit Ryan rum.Ich verlasse mein Zimmer, wieder nur in meinen Schlafsachen, doch mir ist mittlerweile wirklich egal, wie ich aussehe. Ryan scheint das na eh nicht mehr sonderlich zu interessieren. Gerade, als ich aus der Tür trete, läuft Ryan an mir vorbei. So wie er aussieht, hatte er nur eine kurze Nacht und kam gerade erst nach Hause. Sofort male ich mir natürlich aus, warum er nicht zu Hause geschlafen hat und könnte bei dem Gedanken kotzen. Er bleibt den Hauch einer Sekunde vor mir stehen, mustert mich kurz und stürmt dann in sein Zimmer. Bei dem heftigen Knallen seiner Zimmertür fahre ich vor Schreck zusammen. Okay, das reicht. Was sollte denn das schon wieder? Hat ihn jetzt mein Anblick so wütend gemacht und wenn ja warum? Warum sollte er wütend auf mich sein, wo ich doch tausend mehr Gründe dazu hätte? Ich platze einfach rein und versuche mich etwas zu beruhigen. Vielleicht hätte ich mir vorher Gedanken darüber machen sollen, was ich ihm eigentlich sagen will.
"Ich weiß zwar nicht, was dein verdammtes Problem ist, aber das ist deine letzte Chance, es mir zu sagen, sonst war es das endgültig. Vermutlich ist es das schon die ganze Zeit, aber warum um alles in der Welt hast du nicht die Eier in der Hose, mir zu sagen, warum du so bist? Hast du eigentlich eine Ahnung, wie weh das tut? Ja, ich gebe es zu du hast es wirklich geschafft, also Glückwunsch, wenn das dein Ziel war. Du hast eine letzte Chance, mit mir zu reden oder das war es für immer!" Am Ende bin ich ziemlich laut geworden. Ich könnte so viel sagen, aber das bringt ja doch nichts.
Ryan starrt nur auf einen Punkt an der Wand. Nach einer Weile des Schweigens, wird mir wieder klar, dass es doch nichts bringt. Er bleibt hart und seine Gefühle undurchdringlich. Vermutlich besitzt er nicht einmal Gefühle, denn ich habe noch nie eine Person gesehen, die so eiskalt ist.
"Dann scheinst du dich wohl entschieden zu haben. Du bist wohl die feigste Person, die ich kenne und ich hoffe, das erkennen noch mehr Menschen. Von heute an kannst du mir nicht mehr wehtun." Ich bin überrascht über die Entschlossenheit, die in meinen Worten liegt. Ich werde nicht noch ein einziges Mal zulassen, dass ich mir wegen ihm den Kopf zerbreche. Ebenso wie er vorhin knalle ich die Tür zu und fühle mich wesentlich befreiter, als ich wieder auf dem Flur stehe. Es hat gut getan, ihm die Worte ins Gesicht zu schreien. So ein Matschei!Heute ist es soweit. Die Hochzeit meiner Mutter und Harry. Damit sind Ryan und ich dann offiziell Stiefgeschwister...
Meine Mum hat ein schlichtes weißes Etuikleid an. Es passt halt zu ihr, diese Schlichtheit, Eleganz und Strenge in einem Kleid vereint. Außerdem ist es nur eine standesamtliche Trauung, weshalb sollte sie da ein pompöses Kleid tragen. Ich trage ein kurzes, trägerloses, dunkelblaues Kleid. Ich mochte Kleider nie sonderlich an mir, aber mit der Zeit gefällt es mir tatsächlich. Darin fühle ich mich irgendwie weiblicher.Die Trauung war...naja nichts besonderes, wie ich finde. Ziemlich unromantisch und ich war die ganze Zeit darauf konzentriert, Ryan völlig auszublenden, was schwieriger war als erhofft, da er direkt neben mich platziert wurde. In unserem Garten feiern wir noch mit der Familie, die auf Harry's Seite wesentlich größer ist und mit Freunden. Ich mag solche kleinen gemütlichen Feiern viel lieber als in irgendeiner Gaststätte, wo man sich nur langweilt. Überall sind Lichterketten aufgehängt. Das sieht schön aus, wie ein Haufen Glühwürmchen.
Nach einer Weile entdecke ich Ryan. Er sieht im Anzug echt toll aus. War ja auch nicht anders zu erwarten. Neben ihm taucht eine blonde Schönheit auf, die mir nur allzu bekannt ist...Cathy. Was macht die denn hier? Bitte sag mir nicht...Ich hatte mir geschworen, dass er mir nicht mehr wehtun kann und ich war mir sicher, dass es funktionieren kann, aber das ist zu viel. Ich hätte niemals von ihm erwartet, dass er hier mit einem anderen Mädchen aufkreuzt und dazu noch ausgerechnet mit Cathy. Ich spüre, wie meine Augen langsam wässrig werden. Mit einem Zug trinke ich mein Weinglas aus und knalle es auf den Tisch. Als ich mich wieder kurz zu den beiden wende, entdeckt mich Cathy auch noch und deutet mit dem Kopf auf mich. Ryan starrt mich nur an. Seine Miene ist erst ausdruckslos wie immer, doch dann ändert sie sich für ganz kurze Zeit. Seine Gesichtszüge wirken für einen Moment weicher, was ich schon lange nicht mehr an ihm gesehen habe. Er wendet schnell den Blick ab und die beiden setzen sich. Sie sind ein schönes Paar. Die beiden passen optisch auch einfach perfekt zusammen. Ich hasse mich für diesen Gedanken, aber es stimmt leider. Wer bin ich denn? Ein Niemand. Ein Wunder, dass mich Ryan überhaupt nur ansehen konnte. Ich werde immer trauriger und kann mich zum ersten Mal kaum zurückhalten, Tränen zu vergießen. Schnell flüchte ich in unseren kleinen Geräteschuppen im Garten, da ich nicht weiß, was ich tun soll. Ich muss mich beruhigen, völlig runterfahren und vor allem soll nicht eine Menschenseele mitbekommen, dass ich weine.Wir nähern uns langsam aber sicher dem Ende. Vielleicht noch ein, zwei Kapitel. Ich bin schon gespannt. Das wäre das zweite Buch, dass ich zu Ende schreibe. Danke jetzt schonmal, dass ihr bis hierhin dabei wart <3
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Fuck you, Bad Boy!
Novela JuvenilDie 18-jährige Tess ist die Neue an ihrer Schule. Schon wieder. Und es kotzt sie an. Vor allem dieser total heiße...ähm, Entschuldigung...Super dumme Bad Boy trägt nicht gerade zur Freude in ihrem Leben bei. Doch es ist echt verdammt schwer, seiner...