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Den Rest des blöden Spiels beobachtet mich Ryan nicht mehr heimlich. Der Junge ist mir ein Rätsel. Was sollte das bedeuten, warum schien er so aufgebracht? Oder habe ich einfach nur sein Ego getroffen, weil ich ihn öffentlich nicht als die attraktivste Person der Runde benannte? Das klingt am wahrscheinlichsten, er kann aber auch ein Drama daraus machen.
Was mich jedoch nicht ignoriert beziehungsweise was ich nicht ignoriere, ist der Alkohol. Ich bin besoffen, was ich schon vorhergesehen habe, als die erste Flasche zum Vorschein kam. Gib mir Alkohol und ich betrinke mich. Ich bin wirklich keine Säuferin, nur kann ich meine Grenzen schlecht einschätzen, wenn ich denn überhaupt mal trinke.
Mit dee Zeit wird mir immer kälter, die Luft hat sich mittlerweile ziemlich abgekühlt und das Feuer spendet mir nicht mehr genügend Wärme.
"Willst du gehen?" Tyler scheint mein Zittern bemerkt zu haben. Er steht auf und zieht mich anschließend auf die Beine. Er erschreckt mich kurz, als er seinen Pullover auszieht, doch nur um ihn mir zu geben. Zum Glück trägt er selber noch ein Shirt, sonst hätte ich das unmöglich annehmen können. Der Pulli ist mir um Längen zu groß, allerdings genauso bequem und kuschelig.

Auf dem Weg zur Herberge schwankt Tyler ebenfalls ein bisschen, aber wir schaffen es ohne hinzufallen bis zu meiner Zimmertür.
"Ich gehe dann mal.", meint Tyler wenig überzeugt von seiner eigenen Aussage. Darin steckt die stumme Frage, ob ich ihn nicht reinbitten will.
"Kannst du die Nacht bei mir bleiben?", frage ich unverblühmt und mache uns die Tür auf. Tyler knallt die Tür laut zu und schließt sie ab, reißt mich am Handgelenk zurück und drückt mich dagegen. Wir sehen uns tief in die Augen, als würden wir uns gegenseitig die Erlaubnis erteilen, bevor seine Lippen mit meinen eins werden. Der Kuss entwickelt sich von Vorsicht zu Verlangen und wird immer drängender. Wir taumeln zu meinem Bett und lassen uns fallen. Wir ziehen uns bis auf die Unterwäsche aus, bis Tyler plötzlich innehält.
"Bist du dir sicher? Ich will nicht, dass du dich morgen an nichts mehr erinnern kannst." Ich stimme ihm zu und bemerke mit einem Mal, wie müde ich von dem Tag eigentlich bin. Wir kuscheln uns unter die Decke. Wie er mich von hinten unklammert gibt mir ein angenehmes Gefühl von Sicherheit und lässt mich schnell in den Schlaf gleiten.

Das erste, was ich beim Aufwachen realisiere, ist, dass ich nackt bin. Nein, nicht ganz nackt, da sind noch BH und Unterhöschen. Mit Erleichterung stelle ich fest, dass es mit Tyler nicht anders ist. So sehr ich ihn auch mag, ich will nicht ausversehen mit ihm geschlafen haben, dafür ist er mir zu wichtig geworden. Bei dem Gedanken dämmert es  und ich erinnere mich wieder an die vergangene Nacht.
Das hektische Rütteln an der Türklinke von außen lässt mich vor Schreck hochfahren, wodurch ein unsanftes Pochen in meinem Kopf ausgelöst wird.
Mein Blick fällt auf das leere Bett von Ryan. Mist, der wohnt ja auch hier. Ich vernehme ein Klicken und schon wird die Tür von einem wütenden Ryan aufgerissen. Erst scheint seine Wut nur daran zu liegen, weil ich ihn ausgesperrt hatte. Wo hat er die Nacht überhaupt geschlafen? Cathy hatte bestimmt noch ein warmes Plätzchen für ihn übrig.
Dann ist seine Aufmerksamkeit auf mich gerichtet oder viel eher auf den immer noch friedlich schlummernden Tyler neben mir. Ich ziehe die Decke bis an mein Kinn und pieckse Tyler unbemerkt unter der Decke in den Bauch, in der Hoffnung, er würde dadurch aufwachen. Den Gefallen macht er mir nicht.

"Habt ihr beiden...?", beendet Ryan seine Frage nicht einmal. Ich habe ihn noch nie so sprachlos erlebt.
"Das geht dich absolut nichts an oder bist du meine Mutter?"
"Ich darf na wohl mal fragen, was ihr hier so Dringendes getrieben habt, dass ihr mich die ganze Nacht aussperren musstet."
"Wir haben nur geschlafen, falls dich das glücklich macht. Wie bist du überhaupt hier reingekommen?"
"Ich habe mir den Ersatzschlüssel vom Hausmeister geben lassen, an den ich mitten in der Nacht nicht herangekommen bin." Seine Augenringe verraten mir, dass er nicht viel geschlafen haben kann, wenn überhaupt. Seine Fahne rieche ich bis hier her, aber wer weiß, ob ich besser rieche.
Ich fühle mich extrem unwohl und würde mir wirklich gerne etwas anziehen, anstatt nur diese als Schutz vorzuhalten. Ich rüttle Tyler diesmal richtig, doch er dreht sich nur mit einem Stöhnen weg. Was für einen festen Schlaf hat dieser Junge nur.
"Ich würde mich gerne anziehen.", wende ich mich an Ryan, der immer noch vor mir steht, der allerdings keine Anstalten macht, den Raum zu verlassen oder sich wenigstens umzudrehen.

"Könntest du dann bitte solange rausgehen oder dich wenigstens wegdrehen?", sage ich genervt.

Er dreht sich augenrollend zur Wand und schnell ziehe ich mir etwas an, bevor er auf dumme Gedanken kommt. Erst danach wird mir bewusst, dass er sich extra vor einen Spiegel gestellt hat und das scheint er laut seinem Grinsen ausgenutzt zu haben.
"Idiot!" Ich werfe einen Schuh nach ihm, aber er fängt ihn auf.
"Gib es zu. Dafür liebst du mich.", meint er lachend.
"Nicht mal in einem anderen Leben."

Wir verlassen beide das Zimmer und gehen zum Speisesaal. Ich habe beschlossen, Tyler einfach schlafen zu lassen, er wird schon noch wach, irgendwann.
"Und wo warst du die Nacht?" Das interessiert mich tatsächlich, gleichzeitig fühle ich mich bei dem Gedanken, er könnte bei einem anderen Mädchen übernachtet und was weiß ich noch mit ihr angestellt haben, fühle ich mich seltsam unbehaglich.

"Ich glaube, das geht dich nichts an." Damit geht er im Speisesaal direkt zu seinen Freunden und ich suche nach Cathy.

"Na, was hast du mit Tyler angestellt, dass er noch gar nicht hier ist?", flüstert sie mir verschwörerisch zu und kichert.
"Wir haben nicht...", versuche ich klarzustellen, doch das interessiert sue gar nicht.
"Schon gut, Süße. Er scheint dich echt zu mögen." Das habe ich mittlerweile auch schon bemerkt.

Nach dem Essen, werfe ich unbewusst einen Blick in Ryan's Richtung. Er hat ein Mädchen auf dem Schoß sitzen. Ich verspüre schon wieder dieses komische Gefühl, das seit den verwirrenden Ereignissen am See ständig aufkeimt. Ich werde verrückt, das muss es sein. Ich sollte frische Luft schnappen gehen. Raum zwischen uns schaffen. Er tut mir nicht gut. Er tut meinen Gefühlen nicht gut.

Fuck you, Bad Boy!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt