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Ich nehme mir den letzten Umzugskarton, schleppe ihn ins Haus und wuchte ihn auf den Küchenboden. Ich bin fix und fertig, meine Arme können nichts mehr tragen. Wenn ich daran denke, dass der gesamte Inhalt dieser Kartons noch ausgepackt und eingeräumt werden muss, stellen sich bei mir die Nackenhaare auf. Schnell flüchte ich mich auf mein neues Zimmer, das noch größer ist als mein altes. Ich weiß gar nicht, was ich mit so viel Platz anfangen soll, so viel besitze ich gar nicht, dass man den Raum ausfüllen könnte. Dafür habe ich einen guten Ausblick auf den Garten. Harry hat mir schon bis ins kleinste Detail erklärt, was er dort in Zukunft alles machen will. Er ist ein ganz ordentlicher Kerl, mit dem es wohl kein Problem werden sollte, unter einem Dach zu wohnen. Sein Sohn stellt jetzt immerhin auch keine Bedrohung mehr dar. Ich kann es immer noch nicht fassen, aber wir sind auch erst seit 3 Wochen zusammen. Für mich ist das alles noch wahnsinnig ungewohnt du neu. Ich bin verliebt, obwohl ich nie geglaubt habe, dass ich zu solchen Gefühlen fähig bin und dann sind sie sogar für den Jungen, dem ich vor einem Monat noch an die Gurgel springen wollte. Es ging plötzlich alles so schnell und kam sehr überraschend und funktioniert sogar überraschend gut.
Im Garten finde ich ihn dann, wie er einfach nur da steht und das Haus anstarrt.
"Ist alles in Ordnung?", frage ich ihn, da ich Ryan noch nie so abwesend gesehen habe.
"Na klar. Ich beschließe nur gerade, dass ich diesen Umzug doch nicht so bescheuert wie anfangs finde." Da kann ich mich ihm wohl nur anschließen. Er zieht mich zu sich und gibt mir einen Kuss.
"Ach ja, und woher kommt dieser Sinneswandel?", stelle ich mich dumm, obwohl ich hoffe, die Antwort zu kennen.
"Wer kann in meinem Alter schon behaupten, dass er mit seiner Freundin zusammen wohnt? Darauf wären bestimmt einige neidisch.", gibt er an. Allerdings denke ich auch oft daran, was schief gehen kann. Sollten wir irgendwann wieder getrennte Wege gehen, werden wir niemals richtig getrennt sein. Wie sollen wir da noch zusammen in einem Haus wohnen? Ich bezweifle, dass ich damit klarkommen würde. Vermutlich würde ich freiwillig in einem Pappkarton unter einer Brücke leben. Ich finde es erstaunlich, dass unsere Eltern nichts weiter zu unserer Beziehung gesagt haben. Die meisten wären wohl eher weniger erfreut darüber.
"Kommst du heute Abend bitte mit?" Diese Frage hat er mir mittlerweile unzählige Male gestellt und jedes Mal habe ich gesagt, dass ich noch überlege, aber langsam braucht er mal eine Antwort. Es ist nicht so, dass ich absolut keine Lust hätte, aber solange die Gastgeberin mich hasst, bin ich eher weniger scharf darauf, dort hinzugehen. Cathys Mutter ist für eine Woche weg und somit hat sie sturmfreie Bude, da schmeißt sie natürlich sofort eine Party. Ryan hat sie selbstverständlich eingeladen, mich hat sie nicht mal mehr mit dem Arsch angeguckt. Ryan weiß nichts von unserem Verhältnis und geht vermutlich davon aus, dass ich auch kommen soll, schließlich hatten wir mal ein gutes Verhältnis zueinander. Bevor sie ihre süße, nette Maske abgelegt und die eifersüchtige Mistkuh zum Vorschein gebracht hat. Ich hatte mich schon immer gewundert, warum sie mit mir was zu tun haben wollte. Ich bin nie davon ausgegangen, dass sie was von Ryan will. Aber ob wir zusammen sind oder nicht, dass wird sie vermutlich nicht eine Sekunde davon abhalten, es weiterhin zu versuchen. Mädchen wie sie geben sich nicht einfach geschlagen. Er ist beliebt, sie ist beliebt, die Natur hat es für sie so vorgesehen, dass sie ein Paar werden, denkt sie wahrscheinlich. Umso schlimmer wäre es für mich, wenn er allein zu dieser Party gehen würde. Die Eifersucht würde mich in den Wahnsinn treiben. Ich hätte diese Eigenschaft nie so ausgeprägt an mir vermutet, doch es ist nicht einfach, nicht verrückt zu werden, wenn fast jedes Mädchen deinen Freund begehrt.

Das ist schließlich auch der Grund, warum ich mich doch entscheide, mitzugehen, auch wenn sich der Rest in mir völlig dagegen sträubt. Hoffentlich sind auf dieser Party auch noch ein paar normale Menschen, die mich nicht hassen, sonst weiß ich nicht, wie ich den Abend überleben soll. Das Mädchen, das uns die Tür öffnet ist nicht Cathy, aber eine von ihren Freundinnen, die mir meinen Platz neben ihr genommen haben. Das erklärt auch, weshalb sie Ryan um den Hals fällt und mir nur einen kurzen, überheblichen Blick zuwirft. Sie fragt sich möglicherweise, was ich hier zu suchen habe. Ich frage mich, ob ich jedem Mädchen den Hals umdrehen sollte, das Ryan umarmt, aber das wäre eine ganz schöne Arbeit. Warum scheint dieser Junge auch jedes Mädchen hier zu kennen? Dass sie ihn kennen, ist kein wirkliches Wunder, aber was hat er mit ihnen zu tun? Ich sollte am besten gar nicht über seine früheren Frauengeschichten nachdenken, sonst werde ich nur noch wütender.
"Ich bin gleich wieder da, ich suche nur mal nach den anderen. Versuch dich wenigstens etwas zu amüsieren." Und schon ist Ryan verschwunden und lässt mich in der Masse von unbekannten und mich hassenden Teenagern zurück. Wenigstens sind die Jungs nicht feindselig, aber sie wären wohl kaum auf mich und Ryan eifersüchtig, außer Tyler. Dass er so verletzt sein würde, hätte ich gar nicht erwartet, aber ich kann auch nichts dafür, dass ich ihn nicht so sehr mag, wie er mich. Er sollte sich mit Cathy zusammen tun, denn er verhält sich mindestens genauso mies wie sie. Mein schlechtes Gewissen will mich immer dazu bewegen, mal mit ihm zu reden, aber das ist schlecht möglich, wenn er mir immer davonläuft. Als ich ihn entdecke, will ich einen neuen Versuch wagen, doch das wäre sowohl mir als auch ihm vor seinen Kumpels sicherlich unangenehm. Ich sollte es einfach so belassen, wie es ist. Er wird schon noch darüber hinwegkommen.

Ungefähr eine dreiviertel Stunde stehe ich mit einem Bier in der Hand in einer Ecke und warte, dass Ryan endlich zurückkommt. So viel zu seinem "gleich". Langsam wird es langweilig, die ganze Zeit allein mit einer Bierflasche in der Ecke zu stehen. Ohne ihn habe ich keinen weiteren Grund hierzubleiben, also rufe ich ihn an, bevor ich ihn ewig suche.
Erst ruft es ewig, bis er abnimmt und ich den Schrecken meines Lebens bekomme.
"Ryan ist gerade leider nicht zu erreichen, versuchen Sie es später nochmal." Das war keine Mailbox. Das war ein kicherndes Mädchen, das stark nach Cathy klang und im Hintergrund habe ich deutlich Ryan irgendwas murmeln gehört. Ohne weitere Umschweife stecke ich mein Handy weg und mache mich schleunigst auf den Weg nach draußen. Ich muss hier einfach weg, muss an die frische Luft. Ich weiß nicht, was ich tun soll, als wegzulaufen. Mein Gehirn ist wie ausgeschalten, ich stehe unter Schock.

Fuck you, Bad Boy!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt