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Ich schaffe es nur schwer nach Hause, da ich das Gefühl habe, dass meine Beine mir kaum gehorchen wollen. Jeder Schritt ist schwer, wie mein Herz, das immer mehr Risse erhält, je mehr ich realisiere, was gerade passiert ist. Nein, ich habe sie nicht gesehen, aber das brauchte ich wohl kaum. Er ist die ganze Zeit bei ihr gewesen, während ich darauf gewartet habe, dass er endlich wieder kommt. Er hat mich für sie allein gelassen. Und dieses Kichern, dieses elende Kichern, als hätte sie den Spaß ihres Lebens. Allein dafür könnte ich ihr den Kopf abreißen. Wahrscheinlich wusste sue auch, wer ihn angerufen hat und freut sich jetzt nur um so mehr, dass sie es geschafft hat, mir wehzutun. Ryan hat mich weder zurückgerufen, noch ist er mir hinterhergelaufen. Eine dumme Hoffnung, die wir uns dank der vielen Kitschfilme vergebens machen. Ryan ist mit seiner neuen Flamme wahrscheinlich zu beschäftigt, um zu bemerken, dass seine letzte so eben erlöscht ist.
Ich hätte es wissen müssen. Ich hätte es von Anfang an wissen müssen, die ganze Zeit hatte ich das Gefühl gehabt, dass das nicht lange gut gehen kann. Er ist nun mal ein Player, das wird er wohl kaum von heute auf morgen so einfach ablegen können. Diese Einsicht führt nur dazu, dass ich mir wahnsinnig dumm vorkomme. Was hatte ich denn erwartet? Dass wir glücklich bis zum Ende unseres Lebens vereint sind, gar heiraten? Dafür ist er absolut nicht der Typ. Und ich? Das bin doch auch nicht ich, die von einer Hochzeit mit ihrem Traumprinzen träumt. Vielleicht ist diese Beziehung tatsächlich nie eine gute Idee gewesen. Sie verändert mich, sperrt Ryan ein und jedes Mädchen auf dieser Welt könnte endlich wieder aufatmen. Es war von Anfang an nur ein Versuch, er wollte es nur versuchen und dieser Versuch ist kläglich gescheitert. Ich weiß nicht, ob es mich so sehr verletzt, dass er mich betrogen hat, denn das habe ich kommen sehen oder ob es viel mehr die Tatsache ist, dass er immer noch nicht den Arsch in der Hose hat, mir seinen Fehler zu gestehen. Ich fürchte mich vor morgen, wenn er wieder da ist und ich mit ihm darüber reden muss. Vielleicht haben unsere Eltern deshalb nichts gesagt, weil sie genau wussten, dass wir schon bald wieder getrennt wären, noch bevor zu viel zwischen uns passieren kann. Vermutlich hat das jeder gewusst, darunter auch Ryan.
In dieser Nacht bekomme ich nur schwer ein Auge zu. Ich muss die ganze Zeit an morgen denken, ihn zu sehen. Es wird schwer, ihm nicht ins Gesicht zu spucken. Ich höre, wie jemand meine Tür öffnet und sehe das Licht aus dem Flur, dass sich in mein Zimmer stiehlt.
"Tess?", flüstert Ryan, doch ich gebe keinen Ton von mir. Stattdessen tue ich so, als würde ich tief und fest schlafen, auch als er näher kommt. Ich bin heute definitiv zu müde, um noch mit ihm zu reden, auch wenn es mir schon fast Kopfschmerzen bereitet, ihn in den Glauben zu lassen, ich wüsste nichts. Wie lange wollte er überhaupt noch dieses Spielchen spielen? Bevor ich weiter darüber nachdenken kann, bin ich endlich eingeschlafen.

Am nächsten Morgen sitzt Ryan mit nassen zersausten Haaren in der Küche. Ich kann nur schwer widerstehen, dort mit meinen Händen durchzufahren. Am liebsten würde ich sofort wieder gehen, aber erstens habe ich verdammt Hunger und zweitens bringe ich es lieber schnell hinter mich, als es noch ewig vor mir herzuschieben. Wenigstens sind unsere Eltern nicht da, das macht es etwas weniger unangenehm.
"Guten Morgen!" , begrüße ich Ryan grob und gehe zum Kühlschrank. Zwei starke Arme schlingen sich von hinten um mich. Ich erschrecke mich so, dass ich fast die Milchpackung aus der Hand fallen lasse. Damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet. Er denkt tatsächlich, dass ich über nichts Bescheid weiß und zieht weiterhin fröhlich diese Nummer durch. Ich wusste, dass er ein Arschloch ist, aber so viel Arschlosigkeit habe ich ihm wirklich nicht zugetraut. Je länger er schweigt, desto wütender werde ich.
"Hast du mir nichts zu sagen?", frage ich endlich mit ausdrucksloser Stimme. Ich muss mich zusammenreißen, seine Umarmung nicht zu genießen und könnte mich dafür ohrfeigen, dass es mir so schwer fällt.
"Was?", fragt Ryan verwirrt. Entweder spielt er nur den Dummen oder er hat wirklich keine Ahnung. Ich winde mich aus seiner Umarmung. Jetzt oder nie.
"Ich habe gewusst, auf wen ich mich einlasse, von Anfang an wusste ich es und doch hatte ich die Hoffnung, du könntest anders sein, ich könnte dich ändern. Ein scheinbar sehr dummer Gedanke, wie sich letzte Nacht gezeigt hat. Du hast mich einfach stehen lassen für Cathy." Ich sehe, wie sich seine Augen weiten. Damit hat er wohl nicht gerechnet. Endlich wird ihm klar, worum es mir geht und was ihn erwarten wird.
"Ich hatte dich angerufen, aber du bist nicht rangegangen, stattdessen aber Cathy, die so fröhlich wie nie klang und du warst eindeutig bei ihr. Du bist sehr spät gekommen gestern. Ich kann mir genug bei diesen Tatsachen zusammenreimen. Ich hoffe du hast Spaß mit ihr für die nächsten drei Wochen, mal sehen, wer es danach wird, aber mich wirst du nie wieder haben. Danke, dass du mir gezeigt hast, dass ich nicht jedem Jungen blind vertrauen sollte."
Das hat gut getan. Und es tut weh. Ja, ich liebe ihn, aber er scheint eher schon von mir gelangweilt zu sein. Warum sonst würde er so schnell zu einem anderen Mädchen gehen? Zuerst guckt Ryan verwirrt, dann ausdruckslos. Er sagt ewig nichts, bis er dann einfach abhaut. Moment, er haut einfach so ab? So wenig muss ich ihm bedeuten? Dann ist es vielleicht sogar ganz gut, wenn es jetzt schon aus ist, als das ich mich noch mehr in ihn verliebe und dann tut es so sehr weh, dass es kaum auszuhalten ist. Solche Rückschläge gehören halt auch zum Leben dazu.

Ich mache mir eine Schüssel mit Cornflakes voll und stille meinen knurrenden Magen. Entweder wird das Verhältnis zwischen uns jetzt richtig seltsam oder wir sind wieder bei null gelandet. Es wird in jedem Fall äußerst unangenehm, aber noch kommt der Pappkarton für mich nicht in Frage.
Als ich so vor dem Fernseher sitze, fällt mir zwischendurch erstmal auf, dass ich nicht eine Träne an ihn verloren habe.

Fuck you, Bad Boy!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt