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Ich habe es schon immer gehasst, im Mittelpunkt zu stehen, aber zu meinem Glück kam das sowieso nie sehr häufig vor. Bis jetzt, bevor ich einen Freund hatte, der der Mittelpunkt höchstpersönlich ist. Ryan ist heiß und beliebt und wird angestarrt, wo er geht und steht. Ist man mit ihm zusammen, ergeht es einem genauso. Es gibt allein auf dieser Schule schon genug Mädchen, die sich nicht darüber beklagen würden, die dafür töten würden, mit ihm zusammen zu sein. Sei es nun, ob sie ihn wirklich mögen oder weil sie die gleiche Aufmerksamkeit wie er genießen wollen. Die Chance haben sie jetzt nicht mehr, außer sie würden mich wirklich töten. Ich habe ihn ihnen weggenommen und dafür werde ich einige feindliche Blicke kassieren. Eigentlich spricht das alles gegen eine Beziehung mit Ryan, aber wie es das Schicksal so wollte, hat es uns doch zusammengeführt. Die Frage ist nur, wie lange das gut gehen kann.

"Du steigst jetzt mit mir zusammen aus diesen Auto!", befiehlt mir Ryan, nachdem ich mich immer noch weigere, mit ihm Händchen haltend durch die Schule zu laufen. Ich habe einen gewaltigen Knacks, kommt es mir gerade in den Sinn. Er ist nicht der einzige Junge seiner Spezies, der eine Freundin hat und diese Mädchen sind noch lebendig. Mir wird wohl kaum eine den Kopf abreißen, also was soll schon Schlimmes passieren? Ich hoffe, dass ich damit Recht behalte. Doch das ist nicht mein einziges Problem. Ryan ist mein erster Freund, ich habe keine Ahnung, wie dieses Beziehungsding funktioniert und er genauso wenig.
"Dann lass es uns doch einfach gemeinsam herausfinden. Jeder fängt mal bei null an.", beantwortet Ryan meine Zweifel. Wenigstens einer hier ist optimistisch.
"Also ich erkläre es dir nochmal. Ich steige jetzt aus diesem Wagen aus und du machst das Gleiche. Einfach dis Tür aufmachen und aussteigen. Meinst du, dass du das hinkriegst?" Er redet mit mir, als wäre ich ein kleines Kind. Gut, vielleicht benehme ich mich auch gerade so. Er steigt aus, während ich stur sitzen bleibe.
"Tess, was ist daran jetzt so schwer?", stöhnt er genervt, nachdem er meine Autotür aufgemacht hat.
"Ich will da nicht raus.", schmolle ich, was scheinbar nicht hilft. Ryan kommt jetzt immer näher auf mich zu, während ich anfange unruhig zu werden. Sein Ziel ist es, meinen Gurt aufzumachen, wogegen ich mich aktiv wehre indem ich zappele wie ein Fisch auf dem Trockenen. Mein tapferer Kampf nutzt leider, Ryan ist stärker als ich. Sobald ich nicht mehr an den Sitz gefesselt bin, zieht er mich mit aller Macht aus seinem Wagen, obwohl ich immer noch nicht nachgegeben habe. Diese Schlacht habe ich wohl verloren.
"So viel zu sture Zicke. Können wir dann oder willst du vielleicht noch vor mir wegrennen?" Ryan ist sichtlich genervt von meinem Verhalten, dafür bin ich jetzt schon genervt von den Menschen um uns herum. Im Auto habe ich mich wesentlich sicherer gefühlt.
"Komm schon, du wirst das überleben. Heute gucken sie dich noch komisch an und morgen interessiert es schon keinen mehr, ob wir zusammen sind oder nicht." Wenigstens ist er zuversichtlich.
"Da hast du wahrscheinlich recht, diese Weiber wird es nie interessieren, ob du vergeben bist, die schmeißen sich trotzdem an dich ran", gebe ich genervt zurück. Allein der Gedanke macht mich wahnsinnig wütend. Ich habe das alles schon lange genug beobachtet, um zu wissen, dass sie sich nie damit anfreunden werden, nicht seine Erwählte zu sein.
"Ist da jemand eifersüchtig?", zieht dieser Idiot mich auf.
"Ach halt doch die Klappe!" Und ob ich eifersüchtig bin. Nennt mir ein Mädchen, das nicht ständig besorgt wäre, dass irgendein anderes Mädchen jemanden wie Ryan um den Finger wickelt. Ich weiß noch gar nicht, wie viel Vertrauen ich in Ryan haben sollte, schließlich sind wir erst seit diesen einen Tag zusammen.

Nach diesem Kuss gestern haben wir noch eine ganze Weile geredet, beziehungsweise haben wir es versucht. Wir wussten beide nicht so richtig, was wir sagen sollten. Das hat keiner von uns so richtig kommen sehen und sonderlich gefühlsduselig ist auch keiner von uns. Also hatten wir uns dazu entschlossen, dass stundenlanges Rumknutschen die beste Lösung war, um dieser peinlichen Situation zu entgehen. Ryan ist ein exzellenter Küsser, das hat er mir gestern sehr gut bewiesen. Er war bei weitem nicht der erste Junge, den ich je geküsst habe, aber es war anders. So ein Gefühl, das mir bisher völlig unbekannt war. Man sollte meinen, dass das normal ist, bei jemandem, den man gern hat, doch mich hat es völlig überwältigt. Davon wird er mir heute noch viel mehr geben müssen. Ich hoffe, dass Ryan genauso empfand.

Als wir uns endlich mal auf den Weg zum Schulgebäude machen, bevor wir zu spät kommen, legt Ryan seinen Arm um meine Schulter, drückt mich an sich und tut so, als wäre es das normalste der Welt, dass er so mit einem Mädchen angelaufen kommt. Und da sind die Blicke, die ich so gefürchtet habe, aber Blicke allein können mir nicht wehtun. Kopf hoch und selbstbewusst gucken, dann respektieren sie mich auch. Immerhin habe ich es geschafft, den wilden Ryan zu zähmen.
Im Schulflur müssen sich unsere Wege trennen, da wir jetzt nicht den gleichen Kurs haben. Kurz bevor er in die andere Richtung geht, gibt er mir noch einen Kuss. Ich bin auf einen kurzen, unschuldigen Kuss eingestellt, stattdessen wird es ein fetter Kuss, der mir für diesen Ort relativ unpassend vorkommt. Aber wer würde schon von Ryan erwarten, dass er keine große Show abzieht und sein Mädchen nicht ordentlich küsst?
Als er dann doch mal geht, zwinkert er mir nochmal zu und lässt mich mit den Gaffern allein. Sie tun alle so, als hätten sie nicht hingesehen, aber ich habe sie dabei erwischt, wie sie noch ihre Köpfe schnell weggedreht haben.

"Hey, Cathy. Warum ist mein Platz besetzt?" Cathy und ein paar andere Mädels sitzen an unserem Tisch und den Platz neben ihr hat für heute scheinbar jemand anderes beansprucht. Die Mädels um die herum werfen mir einen kurzen, giftigen Blick zu, bevor sie sich wieder in ihr Gespräch vertiefen. Cathy würdigt mich keines Blickes, ich bin für sie alle gerade nicht existent.
Ich drehe mich um und entdecke Tyler. Gerade will ich ihn ansprechen, da läuft er bewusst an mir vorbei und rempelt mich auch noch absichtlich an. Haben heute alle ihre Tage?
Wenn mich nicht alles täuscht, würde ich fast behaupten, es hat etwas mit Ryan und mir zu tun.

Fuck you, Bad Boy!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt