Der Tag vergeht wie jeder andere. Mein Leben stellt den reinsten Hollywood-Blockbuster dar, doch lieber habe ich es monoton und langweilig, anstatt irgendwelche Komplikationen mitmachen zu müssen. Hätte ich den Gedanken mal lieber nicht zu schnell gedacht.
Zu Hause werde ich sofort von Mom abgefangen, die in ihren Highheels auf mich zugestöckelt kommt. Sie stellt die perfekte Business-Frau in ihrem Etuikleid und dem strengen Dutt dar. Äußerlich ist sie das genaue Gegenteil von mir. Wir haben absolut nichts gemeinsam, genauso wenig auf den Charakter bezogen. Vielleicht bin ich ja adoptiert, denn sowas kann doch eigentlich gar nicht funktionieren, oder? Am meisten mag ich sie, wenn sie nicht da ist. Ich bin dankbar, dass sie als Geschäftsfrau viel arbeiten muss und ab und zu mal auf Geschäftsreise ist. Der einzige Nachteil an ihrem Job ist es, dass sie so oft versetzt wird. Letztendlich hat sie mir Ryan eingebrockt, danke sehr.
"Schatz, wir gehen heute Abend Essen. Es wäre ganz nett, wenn du mal ein Kleid anziehen würdest."
Ohne Kommentar gehe ich auf mein Zimmer und höre Musik. Ich hasse Kleider und verschiebe den Albtraum erstmal in eine andere Schublade meines Gehirns. Um meiner Mutter noch mehr auf die Eierstöcke zu gehen, als ich es schon mit dem lauten Zuknallen der Tür drehe getan habe, drehe ich die Musik total laut auf und singe lautstark mit. Ich kann zwar nicht wunderschön singen, aber es ist auch nicht unerträglich.Ich schieß in die Luft, peng, peng peng!
Ich ziehe in den Krieg, aber keiner zieht mit.
Drei Schüsse in die Luft, peng, peng, peng!
Der einzige hier draußen bin leider wieder ich.Ich höre nicht viel deutsche Musik, aber Kraftklub, Kontra K und K.I.Z. gefällt mir ehrlich gesagt verdammt gut, obwohl ich früher immer dachte, die machen genauso inhaltslose Musik wie Bushido.
Um sechs steh ich dann bereit im Wohnzimmer und warte gespannt auf die Reaktion meiner Mutter.
"Tess, was hast du da an?" , fragt meine Mutter tadelnd, während sie in ihrem schwarzen knielangen Kleid kommt.
"Ein Kleid, genauso wie du es wolltest. Mom, halt mir bitte nicht wieder eine Predigt. Wir sollten jetzt los." (Kleid auf dem Bild) Ich weiß, dass meine Mutter eher ein Kleid in dem Stil ihres erwartet hat, etwas Elegantes, doch das einzige elegantere Kleid, das ich besitze, hatte ich mir für meine Jugendweihe vor vier Jahren gekauft und seitdem versauert es in einer Ecke meines Kleiderschranks. Ich fühle mich in solche Klamotten nicht wohl, sie sind auf meiner Haut nicht Weiteres als eine Verkleidung. Das bin ich, dieses schwarze Kleid, meine gefärbten Haare. Ich werde mich nicht für jemand anderen ändern. Ich weiß nicht, was sie so schlimm daran findet, macht mich mein Äußeres zu einem schlechten Menschen? Bin ich ihr zu hässlich? Nicht nur ihr, ich spüre manchmal, wie mich andere mit hochgezogenen Augenbrauen ansehen, aus welchem Grund auch immer. Ich laufe weder nackt durch die Straßen, noch habe ich eine bunte Irokesen-Frisur, die mit Weihnachtsbaumkugeln geschmückt ist. So viel dazu, dass heutzutage alle ach so tolerant sind.Das Restaurant ist so ein schickes französisches Restaurant. Eins von der Sorte, wo sie dir für 20€ drei Nudeln vor die Nase setzen. Ich hoffe, dass wir zu Hause noch Tiefkühlpizza haben, satt werde ich hier ganz bestimmt nicht. Normalerweise schleppt mich meine Mutter nie mit in solche Lokale, sie geht in sowas normalerweise mit Kollegen essen, allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass wir uns jetzt mit ihren Arbeitskollegen treffen. Als sie dann auch noch, für vier Personen sagt, werde ich ganz dezent misstrauisch.
"Willst du mir vielleicht etwas sagen, Mom?", frage ich sie misstrauisch.
Meine Frage wird dadurch beantwortet, als die Tür aufgeht und meine Mom auf einen Mann zugeht, ihn umarmt und einen leichten Kuss gibt. Oh mein Gott, ich habe meine Mutter gerade einen Mann küssen sehen. Ich wusste gar nicht, dass sie zu sowas fähig ist und dann auch noch in der Öffentlichkeit, sowas ist doch unanständig. Bitte lass das nicht bedeuten, dass ich einen Stiefvater bekomme. Wenn es noch eine Person gibt, die die ganze Zeit auf mir rumnörgelt, dann muss ich irgendwie versuchen auszuziehen. Das wäre wirklich mein persönlicher Albtraum, zwei von dieser Sorte an der Backe zu haben. Der fremde Mann, der eben noch meine Mutter abgeschleckt hat, stellt sich als Harry vor, doch wer hinter Harry auftaucht, lässt mich erstarren. Nein, bitte nicht! Mein Albtraum hat sich soeben verschlimmert, ich wusste gar nicht, dass das möglich ist. Ich hoffe stark, dass er sich an einen anderen Tisch setzt, an uns vorbeiläuft oder im besten Fall einfach wieder geht, aber Ryan bleibt stehen, sieht mich mit aufgerissenen Augen an und sein Lächeln verschwindet. In seinem Gesicht spiegelt sich der gleiche geschockte Gesichtsausdruck wieder, der sich wohl auch in meinem wiederfindet.
"Ryan, dass ist Ashley. Sie ist meine...Freundin. Und das ist ihre Tochter Tess." Harry ist nur eine etwas ältere Version von Ryan, ich hoffe, er hat einen besseren Charakter. Ryan trägt ein weißes Hemd, in dem er überflüssigerweise noch besser aussieht, als er es so schon tut. Wenn ich ihn weiterhin anstarre, dann besorge ich eine Papiertüte und stülpe sie ihm über den Kopf.Es stört mich total, dass Harry so tut, als hätte er mich schonmal gesehen.
Als er mir die Hand entgegenstreckt, verschränkte ich nur meine Arme vor der Brust und starre alle drei wütend an.
"Ja Dad, wir durften uns schon kennenlernen.", antwortet Ryan, worauf unsere Elternteile mit einem wissenden Nicken reagieren. Damit wäre schon mal klar, dass Harry das gleiche über seinen Sohn denkt, wie meine Mutter über mich. Wer hätte das gedacht, es existiert tatsächlich eine Gemeinsamkeit zwischen uns.
Bevor das Ganze noch peinlicher wird, ergreift Mom die Initiative und setzt sich an unseren Tisch. Es herrscht eine bedrückende Stille. Zwar versucht Harry immer wieder mir ein paar Fragen zu stellen, die nichts weiter als Floskeln sind. Im Prinzip sagen sie nichts anderes aus, als es interessiert mich eigentlich nicht, aber ich vögle deine Mom und darum will ich mich bei dir schonmal einschleimen. Ich gehe auf nichts so richtig ein und er scheint nicht sonderlich böse darüber zu sein, dass ich keine Unterhaltung führen will.
Nachdem wir alle fertig aufgegessen haben, ergreift Mom das Wort.
"Wir möchten euch noch etwas sagen. Wir kennen uns jetzt schon fast zwei Jahre und werden deshalb zusammen ziehen."
Ich habe mich verhört, oder? Die beiden kennen sich schon so lange? War er etwa dee Grund, weshalb wir umgezogen sind und nicht die Versetzung, die sie eigentlich nie erwähnt hat? Ich zieh doch nicht mit Fremden in in ein Haus! Ryan scheint genauso wütend zu sein. Er steht auf und verschwindet. Ich laufe ihm aus Reflex hinterher. Hey, schließlich sitzen wir jetzt im selben Boot.
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Fuck you, Bad Boy!
Teen FictionDie 18-jährige Tess ist die Neue an ihrer Schule. Schon wieder. Und es kotzt sie an. Vor allem dieser total heiße...ähm, Entschuldigung...Super dumme Bad Boy trägt nicht gerade zur Freude in ihrem Leben bei. Doch es ist echt verdammt schwer, seiner...