Der Biss

920 59 0
                                    

Kairi POV:

"Kairi! Kairi! Kannst du mich hören?" Die Worte dringen zu mir durch und ich versuche sie fest zu halten, mich auf sie zu  konzentrieren. Doch meine Welt besteht aus Schmerz und will mich nicht frei geben. Ich winde mich und schreie mir die Seele aus dem Leib, alles nur um den Schmerz auszusperren.

"Kairi, ich bin's Lay. Du musst mir jetzt ganz genau zuhören, okay?" Ich nicke schnell, bevor ich mich erneut zusammen krümme. "Versuch bitte ruhig zu atmen, ja? Das wird jetzt kurz weh tun, aber dann gehen die Schmerzen weg, versprochen. Aber du musst versuchen ruhig zu atmen!" Nach einem Nicken meinerseits spüre ich, wie meine Arme und Beine festgehalten werden und nach unten gedrückt werden, mich unter Kontrolle halten. Mein Atem verschnellert sich aus Angst. "Nein Kairi, es ist alles gut, das sind nur die Jungs okay?" Langsam beruhige ich mich und konzentriere mich auf meine Atmung. Komm schon, versuch ruhig zu atmen. Eine andere und warme Hand legt sich auf meine Stirn. Auf einmal wird der Schmerz immer schlimmer.

Ich glaube ich muss sterben. Doch dann ist er plötzlich verschwunden. So, als hätte es ihn nie gegeben.
Langsam öffne ich die Augen und erblicke neun vertraute und besorgte Gesichter.
"Man hast du uns vielleicht einen Schrecken eingejagt!", seufzt Lay erleichtert. "Das kannst du Laut sagen Lay", meint Xiumin. "Hab ich doch!"

Vorsichtig setze ich mich auf und untersuche mein Handgelenk. Dabei ignoriere ich die Diskussion der beiden völlig. Es hat aufgehört zu bluten und wurde von jemandem professionell verarztet.
Mein Blick wandert durch den Raum und bleibt an Sehun hängen. "Was genau war das? Was ist da passiert?", frage ich ihn ruhig und mit bohrendem Blick.
Schlagartig ist es still im Raum. Sehun weicht meinem Blick aus, genau wie alle anderen.

"Ich warte." Noch immer sagt niemand etwas. Mit wackligen Beinen stehe ich auf. "Gut, dann bringt mich jetzt bitte jemand nach Hause", sage ich und verschränke die Arme vor der Brust. Abwartend beobachte ich die Jungs.
"Das geht leider nicht", sagt D.O leise. "Wieso geht das nicht?" Jetzt ist aber mal gut... "Weil es für dich zu gefährlich wäre", meldet sich nun Suho zu Wort. Verständnislos sehe ich ihn an. "Das musst du mir jetzt mal erklären", fordere ich ernst. "Das kann ich nicht", gibt er kopfschüttelnd von sich.
Langsam werde ich echt wütend. "Ich würde wirklich gerne wissen was hier los ist", presse ich hervor. "Alles ist gut Kairi, wir können es dir nur leider nicht sagen. Noch nicht, okay? Du musst das verstehen, aber werde bitte nicht wütend. Vertrau mir, vertrau uns", beschwichtigt mich Baekhyun.
Zweifel überfluten mich. "Ich- ich weiß nicht..." Unsicher sehe ich zu Lay. Er lächelt mich aufmunternd an. Innerlich hadere ich mit mir selbst.
Schließlich gebe ich nach und setze mich seufzend hin. "Darf ich wenigstens Ed Bescheid sagen?", frage ich erschöpft. "Das haben wir schon erledigt", meint Baekhyun lächelnd. Ich nicke nur und lasse mich zurück aufs Sofa fallen.

Das ist bis jetzt der merkwürdigste Tag in meinem Leben, denke ich und schüttele den Kopf.
Die Szene aus dem Park schiebt sich vor mein inneres Augen und beschert mir sofort eine kräftige Gänsehaut. Es sah fast so aus, als wäre ich von einem Menschen gebissen worden. Wer oder was war das verdammt?!

Ganz in Gedanken vertieft bemerke ich nicht, dass sich die Jungs zu mir gesetzt haben. Erst, als jemand seinen Arm von rechts um mich legt, bemerke ich sie. Langsam drehe ich den Kopf nach rechts und muss schlucken, als ich in ein braunes Augenpaar sehe.
Sofort werden wir beide rot. "T-tut mir leid.. I- ich dachte... Du hast doch... Ich wollte nur..", druckst er herum. "Wow Kairi, was hast du mit unserem Kai gemacht? Ich hab ihn noch nie so stottern hören", fragt Suho beeindruckt und belustigt zugleich. "Suho, du kleiner-" "Möchtest du etwas trinken?", unterbricht D.O ihn. "Ja gerne", sage ich und versuche die anderen Jungen zu ignorieren. "Dann komm mal mit. Wir haben echt viele Teesorten", fängt D.O an.
Ich bin ihm unheimlich dankbar. Nun rettet er mich schon zum zweiten Mal aus einer unangenehmen Situation. Ich stehe auf und folge ihm in die geräumige Küche.

"Ich glaube alle sind etwas mit der Situation überfordert. Du musst sie entschuldigen", sagt D.O aus heiterem Himmel. "Ist schon okay... Ich bin es langsam gewohnt, dass sich die Menschen in meinem Umfeld komisch verhalten", murmele ich abwesend und sehe über seine Schulter auf eine Art Koffer voller Teebeutel.
"Du bist das erste Mädchen, dass ich kenne dass..." "Dass was?", frage ich lächelnd. Er dreht sich um. "Dass so große Lasten und so großen Schmerz mit sich herum trägt und trotzdem noch so aufrichtig lächeln kann", sagt er leise und sieht mir fest in die Augen.
Diese Aussage trifft mich vollkommen unvorbereitet. Ein Kloß bildet sich in meinem auf einmal so trockenem Hals. Erschüttert sehe ich ihn an.
"Braucht ihr Hilfe?" Ich zwinge mich zu lächeln und drehe mich zu Suho um. "Nein alles gut, ich konnte mich nur noch nicht entscheiden, was ich trinken möchte. Aber ich glaube jetzt habe ich was. D.O könntest du mir bitte einen Zitronentee machen?", frage ich ihn, als wäre nichts gewesen. "Ähm klar", sagt er etwas verwirrt. Dann wende ich mich wieder Suho zu. "Suho, kannst du mir bitte das Badezimmer zeigen?" "Natürlich, komm mit." Er bringt mich den Flur runter. "Danke", sage ich und verschwinde im Bad, nicht ohne sofort hinter mir abzuschließen.
Völlig ausgelaugt sinke ich an der Tür zu Boden und lege meinen Kopf auf meinen Knien ab. Ich will meine Familie zurück.

Im Bann des Mondes (EXO FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt