Kalte Augen

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Kairi POV:

Ich hole aus meinem Zimmer nebenan ein Buch und setze mich dann neben Xiumins Bett auf einen gemütlichen Sessel, wo ich zu lesen beginne.

...

Nach einer Weile höre ich das regelmäßige Atmen Xiumins. Lächelnd lege ich das Buch zur Seite und gehe zum Fenster.
Draußen wütet der Wind, bringt die Blätter durcheinander und biegt die Äste nach hinten.
Das Wetter passt irgendwie zum Sturm, der in mir herrscht. Meine Gefühle spielen verrückt, aus Sorge um die Jungs da draußen. Meine Gedanken wirbeln durcheinander und bereiten mir langsam Kopfschmerzen. Wie geht es den Jungs? Was ist mit Kai? Und wer zum Teufel hat sie angegriffen?
Erschöpft lege ich meine Stirn an die kühle Scheibe. Ich atme tief aus und sehe zu, wie die Scheibe beschlägt. Gedankenverloren starre ich nach draußen, als ich unten eine Tür zuschlagen höre. Mit gerunzelter Stirn verlasse ich das Zimmer und sehe mich um. In meinem Zimmer brennt Licht. Die Neugier juckt mir in den Fingern, doch dieses Mal siegt meine Vernunft. Rückwärts laufe ich zurück in Xiumins Zimmer und schließe die Tür. "Was ist denn los Kairi?", fragt Xiumin verschlafen. Schnell eile ich zu seinem Bett. "Jemand ist in meinem Zimmer", flüstere ich und setze mich auf die Bettkante. Xiumin will sich aufrichten, doch ich halte ihn zurück. "Es ist nicht gut, wenn du jetzt aufstehst." "Aber-" "Kein Aber! Du bleibst liegen", schneide ich ihm das Wort ab. Genervt atmet er aus.
Ich ignoriere ihn und richte meinen Blick auf die Tür. Mit angehaltenem Atem achte ich auf jedes Geräusch, das an meine Ohren dringt. Das Knarren von Holzbrettern ertönt und ich höre Schritte, die immer näher kommen. Vor Anspannung zerknülle ich Xiumins Decke. Ein Schatten taucht bei der Tür auf und die Person bleibt stehen. Meine Anspannung steigt mit jeder Sekunde.
Die Türklinke wird langsam runter gedrückt und die Tür aufgemacht. Hinter ihr kommt Kai zum Vorschein. Ich kann es nicht fassen. Erleichtert springe ich auf und renne auf ihn zu. Glücklich darüber, dass es ihm gut geht, falle ich ihm um den Hals. "Man bin ich froh dich zu sehen", flüstere ich.

"Kairi! Komm weg von ihm! Das ist nicht der Kai den du kennst! Irgendwas stimmt nicht mit ihm!", ruft Xiumin beunruhigt. Ich löse mich von ihm und sehe langsam zu ihm hoch. Aus kalten Augen, die keinerlei Regung zeigen blickt er zurück. Dieser Blick macht mir zu schaffen. Ängstlich weiche ich zurück und lasse ihn dabei nicht eine Sekunde aus den Augen.

"Kai, was ist los? Was ist passiert?", frage ich mit kratziger Stimme. Er antwortet nicht, sondern fokussiert mich mit seinem kalten Blick. "K-Kai?" Mit einem Mal stürzt er auf mich zu, schubst mich gegen die Wand und legt seine Hände um meinen Hals. Dann drückt er zu und schiebt mich an der Wand ein Stück hoch, sodass ich den Boden unter den Füßen verliere.
Nach Luft ringend strampele ich heftig mit den Beinen und versuche mich mit den Händen aus Kais Griff zu befreien. "Kai! Lass sie los! Was soll das verdammt?!", brüllt Xiumin.
Kleine schwarze Punkte tauchen in meinem Blickfeld auf und werden immer größer, während Kai immer fester zudrückt. Xiumin richtet sich auf und stellt sich wackelig hin, zu wackelig, als dass er mir helfen könnte. "Man Kai! Lass sie los! Ich warne dich!", sagt er bedrohlich und richtet seine Hand auf Kai. Verängstigt versuche ich ihm zu signalisieren, dass er es lassen soll. Ich will nicht, dass er Kai verletzt. So dumm es auch klingen mag, da er grade versucht mich umzubringen. Das hier kann nicht der richtige Kai sein! Meine Glieder werden schwer und meine Sicht verschwimmt. Die schwarzen Punkte wachsen und werden zu einer einzigen schwarzen Fläche.

Plötzlich verschwinden die Hände von meiner Kehle und lassen wieder Sauerstoff in meine Lungen strömen. Ich falle zu Boden und sauge gierig Luft ein.

Baekhyun POV:

Was haben sie nur mit Kai gemacht? Er ist nicht mehr er selbst! Er hätte Kairi nie auch nur ein Haar gekrümmt und nun ist er dabei sie zu erwürgen. Schnell renne ich zu ihm und zerre ihn von Kairi weg. Mit einem gezielten Schlag knocke ich ihn aus und widme mich dann Kairi. Sie kauert keuchend am Boden und hält sich den Hals.

"Bist du okay? Nein, natürlich bist du das nicht... Scheiße, wo bleiben denn Lay und die anderen?!", fluche ich.
"Wieso *keuch* hat er das *keuch* gemacht? Wieso konnte *keuch* ich das nicht verhindern?", sagt sie mit brüchiger Stimme. "Scht.. Alles wird gut, du darfst nicht reden. Dein Hals ist verletzt, du schadest ihm damit nur", sage ich sanft und streiche ihr über den Rücken. Sie nickt stumm, die Haare wie einen Vorhang vorm Gesicht.

Mehrere Menschen trampeln die Treppe hoch und kurz darauf stürmt Lay, gefolgt von Chen und Chanyeol in den Raum. "Chen, Chanyeol, bringt bitte Kai nach oben in das Zimmer und verschließt die Tür. Das ist der einzige Raum, aus dem er nicht heraus kann. Schnell!", weise ich sie an und wende mich dann an Lay. "Kümmer dich bitte um die Beiden hier, sie brauchen dich", sage ich zu ihm und verlasse das Zimmer.

Kairi POV:

"Hey Kleines, zeig mal her", sagt Lay sanft. Mit geschlossenen Augen hebe ich vorsichtig den Kopf. Lay zieht scharf die Luft ein. "Er hat ziemlich feste zugedrückt. Da werden leider ein paar blaue Flecken zurück bleiben, aber die werden nicht so auffällig sein", murmelt er mit gerunzelter Stirn. Kurz darauf breitet sich an meinem Hals eine wohlige Wärme aus und der Schmerz ebbt ab. "Es wäre gut, wenn du deine Stimme noch etwas schonst. Also wenn du unbedingt reden musst, beschränke dich auf ein Flüstern okay?", fragt er und sieht mir in die Augen. Ich nicke. Dann wendet sich Lay Xiumin zu und beginnt ihn zu behandeln. "Sind die Anderen okay?", krächzte ich leise. "Ja, alle bis auf Kai."

Im Bann des Mondes (EXO FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt